Am Ziel der Träume: Thiem holt den Turniersieg in Kitzbühel
Von Christoph Geiler
Wenn Dominic Thiem "Kitzbühel" hört, beginnen seine Augen zu glänzen. Hier hat er seinerzeit sein erstes Spiel auf der ATP-Tour bestritten, auch der erste Weltranglistenpunkt war made in Tirol. Und schon in jungen Jahren hatte er als Fan die besondere Atmosphäre in Kitz’ genossen. "Dieses Turnier ist etwas ganz Besonderes", wird Thiem nie müde zu betonen. "Hier einmal zu gewinnen zu können, das war mein Kindheitstraum."
Es hat einige Anläufe gebraucht, bis der Niederösterreicher an seinem Sehnsuchtsort endlich den großen Coup landen konnte. Bei seiner ersten Finalteilnahme vor fünf Jahren (Niederlage gegen David Goffin) war Thiem noch ein Opfer seiner Unerfahrenheit geworden. Gestern spielte die Nummer vier der Welt nun die ganze Klasse aus und ist mit dem Finalsieg gegen Albert Ramos-Viñolas (7:6, 6:1) endlich am Ziel seines Kindheitstraumes angelangt.
"Es gibt wenig Schöneres, als daheim zu gewinnen", sagte der 25-Jährige. Thiem ist damit der erste österreichische Gewinner in Kitzbühel seit Thomas Muster (1993).
Aus einem Guss
Dem 25-Jährigen wurde allerdings am Finaltag auch alles abverlangt. In diesem Duell mit dem Spanier Albert Ramos-Viñolas waren von ihm etliche Qualitäten gefragt: So benötigte Dominic Thiem viel Geduld, nachdem der erste Satz gleich zwei Mal wegen Regens unterbrochen werden musste. Dann musste der Österreicher auch seine Nervenstärke unter Beweis stellen, als es im ersten Satz galt, beim Stand von 2:2 fünf Breakbälle abzuwehren. Und natürlich musste er auch seine besten Schläge auspacken, weil sich sein spanischer Gegner vor allem bis zur Regenpause äußerst souverän und zäh präsentiert hatte.
Nach der Regenunterbrechung spielte Dominic Thiem dann freilich wie aus einem Guss und degradierte den Finalgegner phasenweise zu einem Statisten: Nachdem er den Tiebreak des ersten Satzes klar mit 7:0 für sich entschieden hatte, war der Widerstand von Alberto Ramos- Viñolas gebrochen. Der zweite Satz wurde zu einer einseitigen Angelegenheit und einer Machtdemonstration von Dominic Thiem – 6:1.
Aus dem Häuschen
Nach dem Matchball sank der Österreicher zu Boden und genoss diesen einzigartigen Moment des Triumphes und den Jubel der 5.600 Fans im ausverkauften Stadion. "Dominic, Dominic"-Rufe hallten durch das Oval, "ich bin völlig aus dem Häuschen", gestand Dominic Thiem.
Mit seinen Auftritten war der Publikumsliebling dafür verantwortlich, dass auch Alexander Antonitsch aus dem Häuschen war. Der Turnierdirektor freute sich über 51.500 Besucher und damit über einen neuen Rekord. "Ich habe Gänsehaut", meinte Antonitsch.
Für Dominic Thiem blieb nach seinem 14. Turniersieg, dem dritten in diesem Jahr nach Indian Wells und Barcelona, keine Zeit für eine ausgelassene Party: Schon heute geht es für ihn weiter nach Kanada. Beim Masters-1000-Turnier in Montreal bekommt es der Österreicher zum Auftakt mit Denis Shapovalov (KAN) oder Pierre-Hugues Herbert (FRA) zu tun.