Papier ist geduldig, Investoren nicht
Von Andrea Hlinka
Josef Zotter soll vor Jahren bei einem Vortrag gesagt haben: "Wäre alles nach meinem Businessplan gelaufen, wäre ich nie dort, wo ich heute bin." Das passt zu Josef Zotter, dem Enfant Terrible der Schokoladenbranche. Aber wahrscheinlich spricht er hier den meisten erfolgreichen Gründern aus der Seele. Zwischen dem anfänglichen Businessplan und der endgültigen Unternehmung liegen Welten. Einen Businessplan haben sollte man trotzdem.
Constantin Simon hat in seinem 28 Jahre alten Leben schon einige geschrieben. Den letzten, so weit bekannt, für NIXE, ein Low-Carb-Bier, mit dem der körperbewusste Biertrinker nun endlich auch Orgien feiern kann. Er sagt: "Bevor ihr den Businessplan niederschreibt, erstellt ein Konzept." Dafür geeignet sei das Business Model Canvas nach Osterwalder: Eine Seite, neun Felder, wo alle wesentlichen Elemente eines Businessplans, von den Schlüsselaktivitäten bis zu den Einnahmequellen, Platz finden müssen. Denn 70 Seiten detailliertes Geschwafel interessieren keinen Investor. Sie interessieren sich für die Facts und vor allem für das Team, das dahintersteckt. Beim Pitch, wo Gründer innerhalb kürzester Zeit Investoren von ihrer Idee überzeugen müssen, wird entschieden, wie viel das Start-up tatsächlich wert ist. Genau deswegen meint Constantin Simon: "Den Businessplan schreibt ihr erstens für euch selbst. Zweitens: für Banken und Förderstellen. Erst drittens: für Investoren."
400 Businesspläne im Jahr
Auch Daniel Horak ist mit seinen 26 Jahren bereits ein Kapazunder, was Businesspläne betrifft. 400 hat er in einem Jahr zu Gesicht bekommen. Horak hat mit anderen die Crowdinvesting Plattform Conda gegründet. Bei Crowdinvesting beteiligen sich Einzelpersonen an einem Start-up. Er erzählt: "Wir gingen mit einem fünfseitigen Businessplan auf Investorensuche. Wir wollten 500.000 Euro einsammeln." Heute, etwa ein Jahr nach dem Launch der Plattform, schmunzelt er über die Summe. Horak sagt auch, dass Gründer bevor sie etwas niederschreiben, mit möglichst vielen Menschen über die Idee sprechen sollen. "Nutzt jede Gelegenheit, um Feedback einzuholen."
Der Pitch
Constantin Simon und Daniel Horak haben beide an der FHWien der WKW Entrepreneurship studiert. Sie zählen zu den 30 Prozent der Absolventen, die sich selbstständig machen – sind daher Vorbild für die nächste Generation der Studierenden. Genau die Richtigen, um am Mittwochabend im Rahmen der Prämierung der besten Business Pläne 2013, ihre Erfahrungen an die FH-Studierenden weiterzugeben. Am Ende der Veranstaltung wurde gewählt: Den Preis für den besten Businessplan, der von einer Jury bestehend aus Vertretern der Erste Bank, der Bollenberger & Bollenberger Beratungsgruppe und vom KURIER gewählt wurde, bekamen Stefan Paul Miejski und Nikolas-Benjamin Botek.
Ihr Projekt STEM soll ein neues Netzwerk sein, das sehbehinderte und blinde Menschen – und überhaupt niemanden – nicht ausgrenzt.
Jetzt muss das Projekt nur noch umgesetzt werden. Auch keine kleine Hürde.