Special/Challenge

Wie sieht der neue Trend der Ernährung aus?

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KURIER
Nachwuchs-Challange

Es gab schon immer viele verschiedene Ernährungsformen, jedoch glauben viele, dass die neuen Essgewohnheiten ungesund sind. Gerade Veganer müssen noch mit viel Kritik wegen angeblicher ungesunder Ernährung leben und umgehen können.

Zu Beginn einmal die Erklärung des Begriffs „vegan“; Veganer sind eine Gruppe der Vegetarier, welche sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Menschen, die dieser Gruppe angehören, lehnen alle Produkte, die von Tieren stammen, völlig ab, sprich, sie trinken keine Milch, essen keine Eier, Fische oder Honig. Vegetarier und Veganer verfolgen oft nicht nur das Ziel des Tierschutzes, sondern möchten auch den Klimaschutz, Umweltschutz und die Schonung der Ressourcen, vor allem des Wassers, durch ihre Lebensweise unterstützen, dabei stehen gesundheitliche Gründe oftmals im Hintergrund.

Frau Mag. Brandstetter, Diätologin aus Amstetten, sagt, dass das Weglassen von Fisch und Milchprodukten, also die vegetarische Ernährungsweise, für einen gesunden Erwachsenen durchaus empfehlenswert sei. Man reduziere dabei die gesättigten Fette und steigere den Gemüse- und Getreidekonsum, Für Kinder und Jugendliche ist diese Ernährungsweise jedoch nicht empfehlenswert, da man einen Eisenmangel entwickeln kann.

Weiters sagt sie, damit ein Erwachsener mit einer veganen Ernährung seinen Vitamin- und Mineralstoffbedarf decken könne, benötige er ein umfassendes Wissen, aber auch regelmäßige ärztliche Kontrollen. Denn durch das Weglassen von Fisch, Fleisch, Ei und Milch kann es zu Zink-, Eisen- und Jodmangel bis zur Osteoporose kommen. Gefährlich wird jedoch der Mangel an Vitamin B12, denn dieses Vitamin kommt ausschließlich in tierischen Produkten vor. Der Mangel kann nach einigen Jahren zu langfristigen Schäden an den Nieren und zu Störungen der Blutbildung führen. Die Diätologin betont ebenfalls, dass die Fachgesellschaften von einer veganen Ernährung gerade für Schwangere, Stillende, Kinder, Jugendliche und Senioren dringend abraten.

Interview mit Sarah Holzknecht und Roland Schimpf

Kurier: Seit wann seid ihr Veganer?
Sarah: Ich ernähre mich seit 2,5 Jahren vorwiegend vegetarisch und seit einigen Monaten vegan.
Roland: Ich ernähre mich seit zirka 8 Jahren vegan.

Kurier: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, vegan zu leben?
Sarah: Ich habe ausprobiert, wie es ist, ohne Fleisch zu leben. Plötzlich habe ich mich körperlich so gut gefühlt, dass ich mich schnell auch für die vegane Lebensweise begeistern konnte.
Roland: Es ist nicht wirklich eine Idee, die jemanden dazu bewegt, vegan zu werden. Bei mir waren es zumindest verschiedene Faktoren. Durch meinen Bruder kam ich zu der ‚Idee‘ der nachhaltigen Ernährung und durch mehrere unterschiedliche Recherchen und verschiedene Fakten fing ich an, mich vegan zu ernähren.

Kurier: Warum wolltet ihr Veganer werden?
Sarah: Viele Veganer entscheiden sich wegen des Tier- oder Umweltschutzes für diese Lebensweise. Bei mir waren es gesundheitliche Gründe. Fleisch, Milch und Eier können zu Krebs, Herzproblemen, Diabetes, Nierenleiden, Osteoporose und Übergewicht führen.
Roland: Die Nahrungsmittelproduktion hat heutzutage nichts mehr mit natürlichen Vorgängen zu tun hat. Aufgrund dieser unterschiedlichen Missstände, sei es im Umwelt-, Tierschutz- oder Ethikbereich, fing ich an, mich vegan zu ernähren.

Kurier: Wie hat euer Freundes- und Familienkreis den Umstieg aufgenommen?
Sarah: Sie hatten viele Vorurteile und waren schlecht informiert. Auch heute muss ich mich noch gegen dumme Sprüche wehren und ich vermeide es, über meine Ernährung zu diskutieren.
Roland: Natürlich stößt man mit einer nicht so sehr verbreiteten Ernährungsform sehr schnell auch auf Unverständnis. Mein engerer Freundes- und Familienkreis nahm es allerdings eher neutral auf. Manche äußerten zuerst ihre Bedenken, aber diese klärten sich sehr schnell durch ein paar Gespräche oder etwas Informationsmaterial.
Schwieriger wird es bei Leuten aus dem äußeren Bekanntenkreis, da kommen sehr schnell diese stammtischähnlichen Pauschalsätze wie „Das ist doch ungesund!“ oder „Dann kannst du ja gar nichts mehr essen!!?“ Hin und wieder kommt es sogar zu Beleidigungen, da sich manche Menschen allein schon durch die Tatsache, man könne sich vegan ernähren, angegriffen fühlen.

Kurier: Sied ihr über die vegetarische Lebensform zur Veganerin/zum Veganer geworden oder seid ihr von der "normalen" Lebensform umgestiegen?
Sarah: Ich habe lange vorwiegend vegan gelebt. Ich habe also Milchprodukte und Eier nur in kleinen Mengen konsumiert.
Roland: Da meine Recherchen mir sehr schnell aufzeigten, inwieweit die Fleisch- und Milchproduktion negative Auswirkungen in den unterschiedlichsten Bereichen aufweisen, entschied ich mich zuerst für die vegetarische Kost und innerhalb von 2 Monaten schon für die vegane Ernährung.

Kurier: War es für euch schwer, auf tierische Produkte zu verzichten?
Sarah: Denkt man darüber nach, was tierische Produkte eigentlich sind, unter welchen Bedingungen sie hergestellt werden und wie schädlich sie für den Körper sein können, hat man plötzlich gar keine Lust mehr darauf. Plötzlich fand ich Fleisch eklig und von Milch wurde mir schlecht.
Roland: Natürlich vermisst man zuerst den Geschmack und die Konsistenz, allerdings geht der wirklich gewollte Umstieg schneller, als man denkt. Und für diejenigen, die nicht auf Fleisch oder Käse verzichten möchten, gibt es bereits genug Alternativen. Diese Ersatzprodukte sind auch schon in normalen Supermärkten zu finden.

Kurier: Ist es schwer bzw. schwieriger für euch einkaufen zu gehen oder ins Restaurant zu gehen?
Sarah: In Städten ist es extrem einfach, auswärts zu essen, und auch bei uns im ländlichen Raum setzt sich der Trend langsam durch. In einigen Restaurants gibt es bereits ein bis drei vegane Alternativen. Wenn man weiß, wonach man suchen muss, ist auch das Einkaufen kein Problem. Besonders einfach ist das Einkaufen in Biomärkten, Reformhäusern und veganen Supermärkten wie „Veganz“ und „Maran vegan“.
Roland: Ganz und gar nicht. Das vegane Angebot in Restaurants und beim Einkaufen hat sich im letzten Jahrzehnt stark vergrößert. Heutzutage bekommt man bereits bei einem normalen Supermarkt fast alles, was ein Veganer in seinem Alltag gerne hat.
Um grundsätzlich den Alltagsbedarf zu decken, reicht das Angebot allemal. Theoretisch würde da auch der Wochenmarkt oder ein Bauernmarkt reichen.

Kurier: Glaubt ihr, dass vegane Ernährung gesünder ist?
Sarah: Ich schreibe meine Diplomarbeit über vegane Ernährung und habe bisher keinen Beleg gefunden, dass tierische Produkte gut für die Gesundheit wären. Alle Stoffe, die der Mensch braucht, sind in Pflanzen enthalten. Selbst das umstrittene B12 befindet sich in milchsauer vergorenem Gemüse.
Roland: Ganz bestimmt. Ich glaube, dass eine wirklich abwechslungsreiche, bewusste und gesunde vegane Ernährung gesünder ist. Natürlich gibt es auch Ausnahmen. Wie auch bei der „normalen“ Ernährung kann man sich nicht nur von einem Produkt ernähren. So gibt es auch die sogenannten Puddingveganer, die kaum auf eine gesunde Ernährung Wert legen und meist, wie der Name schon sagt, sich von Süßigkeiten ernähren. Es gibt hin und wieder Gerüchte oder Meldungen, dass wieder ein Veganer Mangelerscheinungen hat, allerdings kennt man da meist die Hintergründe nicht. Meist sind das Leute, die nicht auf ihre Ernährung achten. Auch Menschen mit einer gesellschaftlich verbreiteten Ernährungsform haben Mangelerscheinungen, aber das scheint kaum der Rede wert zu sein, da diese Menschen sich ja ‚normal‘ ernähren.

Kurier: Wenn ihr selbst einmal eine Familie habt und euer Partner kein Veganer ist, würdet ihr versuchen, ihn umzustimmen oder würdet ihr sagen, euch ist es egal, es ist sein Leben?
Sarah: Prinzipiell akzeptiere ich es, wenn Menschen neben mir Fleisch essen. Bei einem Partner, mit dem ich intimen Kontakt habe, möchte allerdings nicht daran denken, was er da gerade gegessen hat, deshalb werde ich immer Veganer als Partner bevorzugen. Außerdem ist eine vegane Ernährung nicht nur eine Diät, sondern ein Lebensstil, von dem ich mir wünsche, dass mein Partner ihn teilt. Daher bin ich auch mit einem Veganer zusammen und nicht mit einem Fleischesser.
Roland: Ich lebe grundsätzlich nach der Einstellung ‚leben und leben lassen‘. Allerdings versuche ich dabei selbst, nach dem geringsten Übel zu leben. Das bedeutet, dass ich versuche, durch mein Konsumverhalten so wenig Schaden wie möglich anzurichten. Heutzutage sind nämlich selbst schon alltägliche Dinge im Supermarkt mit so vielen globalen Faktoren verbunden, derer sich der Konsument meist nicht bewusst ist. So kann der Kauf einer Hühnerbrust ein System unterstützen, das gezielt Kleinbauern in Ghana oder andere Dritte-Welt-Länder ruiniert. Das ist allerdings wieder ein anderes Thema.
Bei der Wahl meiner Partnerin muss ich wohl wirklich sagen, dass ich gerne jemanden hätte, der nicht nur auf sich selbst schaut und sich auch seiner Auswirkungen auf globaler Ebene bewusst ist. Vegane Ernährung setze ich allerdings nicht voraus. Jeder Mensch kann auf seine eigene Art und Weise viel verändern und die Welt zum Positiveren bewegen.

Rezepte

Um mit den gerade in städtischen Bereichen leicht gefundenen Lebensmitteln auch etwas Köstliches zu produzieren, gibt es mittlerweile schon sehr viele vegane Kochbücher. In Blogs, aber auch auf Seiten von veganen Supermärkten findet man Rezepte für leckere Spezialitäten wie süßer Couscous mit Heidelbeeren, gefüllte Champignons, Bananen-Ingwer-Birnen Müsli oder Pistazien-Eispralinen, also alles, was das Herz begehrt.