Special/Challenge

Hitlers Hetzschrift kommt ins Theater

Vor mehr als 70 Jahren ist Adolf Hitler verstorben. Grundsätzlich eine begrüßenswerte Nachricht, allerdings erlöschen damit auch die Urheberrechte für sein Buch „Mein Kampf“. Hitler hatte das Werk 1924, während seiner Gefangenschaft in der Festung Landsberg verfasst. Ab 1. Januar liegen die Rechte für das Pamphlet beim Freistaat Bayern. Der Kauf und Verkauf des Werkes ist dann nicht mehr verboten.

Unkommentiert oder kommentiert, von Historikern bearbeitet oder nicht: In welcher Form die Hetzschrift erscheinen soll, ist noch nicht geklärt. Fest steht, dass „Mein Kampf“ auf die Bühne kommt. Ab 3. September im deutschen Weimar, ab 1. Oktober auch in Graz. Die Theatergruppe „Rimini Protokoll“ hat sich der Sache angenommen.

Entmystifizierung

Sechs Personen, die sich als „Experten des Alltags“ bezeichnen, werden dabei ihre eigenen Ansichten über das Buch vorbringen. Konzept, Regie und Text stammen von den Künstlern Daniel Wetzel und Helgard Haug. Gegenüber der Frankfurter Rundschau bestätigt Wetzel, dass die Aufbereitung des Themas durchaus unterhaltsam war: „Das war nicht unbedingt zu erwarten, als wir anfingen, uns monatelang mit diesem Scheiß zu beschäftigen.“

Im gleichnamigen Stück „Mein Kampf, Band 1&2“, will sich das Berliner Kollektiv der fragwürdigen Strahlkraft des Buches nähern. Es gelte herauszufinden, „worauf der Mythos von „Mein Kampf“ eigentlich beruht“, heißt es auf der Website von Rimini Protokoll. In dieselbe Kerbe schlägt auch der Intendant des Weimarer Kunstfestes, Christian Holtzhauser. „Die Debatte, die wir führen müssen: Wie mit dem Mythos des Buches umgehen?“

Mit dieser Frage schlagen sich Historiker des Münchner Instituts für Zeitgeschichte (IfZ) schon länger herum. Der Streit um die Veröffentlichung ist noch nicht gelöst. Der Besitz von „Mein Kampf“ war und ist übrigens nicht verboten, lediglich der Verkauf. Im Internet wird die Hassschrift auf unzähligen Websites zum freien Download angeboten.

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Rimini Protokoll