Freud und Leid: Pflege zu Hause
Von Katrin Rother
Diagnose: Schlaganfall. Diese Nachricht ist erst einmal ein Schock. Die Gedanken drehen sich um die Zukunft und wie es weiter gehen soll. Denn plötzlich ändert sich alles, nicht nur für die betroffene Person. Familienangehörige bangen um das Leben der (Ur-)Großmutter oder des Lieblingsonkels. Wenn der Arzt verkündet, dass das Überleben gesichert ist, heißt es erst einmal aufatmen. Nur kurze Zeit später stehen Angehörige allerdings vor einer großen Aufgabe. Was soll als nächstes passieren?
Eine Betreuung muss gefunden werden, denn meistens sind (schwere) körperliche und/oder geistige Beeinträchtigungen die Folge einer Durchblutungsstörung im Gehirn. Oftmals kommt eine Betreuung im Heim nicht in Frage, etwa wenn kein Heimplatz zur Verfügung steht oder die Möglichkeit der Pflege zu Hause, in der gewohnten Umgebung, vorhanden ist. Je nach Art der Beeinträchtigung kann es reichen, wenn zwei Mal am Tag jemand vorbei schaut und nach dem Rechten sieht. Die tatsächlichen Folgen eines Schlaganfalles sind zu Beginn aber nur schwer feststellbar. Erst nach zwei bis drei Monaten ist es möglich alle Auswirkungen richtig einzuschätzen. Wenn sich dann größere Beeinträchtigungen zeigen, nach einem Schlaganfall oder einer anderen schweren Krankheit, wird eine 24-Stunden-Betreuung notwendig und dann wird es kompliziert.
Gesetzesänderung soll helfen
Betreuer sind meistens Frauen aus den östlichen Nachbarländern Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien, kommen aber auch immer öfter aus Polen, Rumänien oder Bulgarien. Sie leben dann mit der zu betreuenden Personen zusammen und wechseln sich mit einer Kollegin alle zwei Wochen ab. Schwierigkeiten tauchen auf, wenn nicht die Deutschkenntnisse nicht ausreichend sind oder es Probleme mit der Vermittlungsagentur gibt. Aus diesem Grund wurde erst im vergangenen Juni eine Gesetzesnovelle beschlossen. Die Vermittlung von Betreuern wird künftig gewerberechtlich von der eigentlichen Personenbetreuung getrennt. Außerdem sollen die Praxis der Schein-Selbstständigkeit und die Ausbeutung der Betreuerinnen unterbunden werden. Fakt ist, dass die Pflege und Betreuung von Personen immer wichtiger wird. Derzeit sind mehr als 454.000 Menschen in Österreich auf Hilfe von anderen angewiesen. Jedes Jahr kommen rund 10.000 Pflegebedürftige dazu.
Das kommt nicht von irgendwo her. Die Lebenserwartung steigt weiter an, im Schnitt wird die Bevölkerung alle zehn Jahre um drei Jahre älter. Daher gibt es in Österreich schon über 100.000 professionelle Betreuer und pflegende Angehörige. Vermittler für Rund-um-die-Uhr-Betreuung gibt es einige, aber um herauszufiltern, wer das beste Angebot hat, muss man viele Vergleiche durchführen und unzählige Telefonate führen, klagen Betroffene.
„PflegerIn mit Herz“
Der Wiener Städtische Versicherungsverein und die Wiener Städtische Versicherung küren heuer zum vierten Mal die besten und beliebtesten Pflegerinnen Österreichs. „Denn herausragendes Engagement und unermüdlicher Einsatz verdient besondere Anerkennung“, erklärt Dr. Günter Geyer, Präsident und Initiator von „PflegerIn mit Herz“. Nominiert werden kann jeder, der im Pflegebereich tätig ist. Aus allen Nominierungen wählt dann eine Jury zwei Gewinnerinnen pro Bundesland aus. Die Jury besteht aus Vertretern der Kampagnenpartner und Vertretern der größten NGOs im Pflegebereich. Die Gewinner werden bei einer Abschlussveranstaltung im November mit einem Geldpreis des Wiener Städtischen Versicherungsvereins bzw. der Wirtschaftskammern Österreichs gewürdigt.