Ein Leben in Sicherheit
Von Katrin Rother
Die Flüchtlinge in Traiskirchen haben schon viel durchgemacht. Oft kommen sie aus Ländern, in denen Krieg herrscht. Meist wird dort schon seit Jahren gekämpft, Normalität scheint unendlich weit weg zu sein. Viele haben unvorstellbare Gräueltaten mitangesehen, Familienmitglieder und Freunde starben vor ihren Augen. Sie wurden verfolgt, aufgrund ihrer Religion oder sexuellen Orientierung - manchmal sind diese Gründe aus westlicher Sicht ebenso banal wie willkürlich. Dann hielten sie es nicht mehr aus. Die gefährliche und teure Flucht nach Europa war ihre allerletzte Hoffnung. Sie bezahlten Unsummen an Schlepper, die sie dann zu Hunderten über das Mittelmeer karrten. Kurz vor der Küste verließen die Schlepper das heillos überfüllte Schiff und kehrten mit einem kleinen Boot zurück, um weitere hoffnungsvolle Menschen für viel Geld über das Meer zu bringen – so nach dem Motto: „The show must go on“. Die Menschen auf den Kähnen wurden ihrem Schicksal überlassen – ohne Nahrung und ohne Wasser - bis die Küstenwache sie von Bord holte und an Land brachte.
Endlich waren sie da, sie hatten es geschafft und endlich stand einem besseren Leben nichts mehr im Weg.
Die Ernüchterung folgte prompt. Denn das neue Leben begann in überfüllten Erstaufnahmezentren – lange, immer gleiche Tage folgten. Die Zukunft war ungewiss (und ist es in vielen Fällen heute noch). Nach einer nervenaufreibenden Wartezeit und jeder Menge bürokratischer Hürden wurden sie, irgendwann, in ein anderes europäisches Land gebracht, obwohl eigentlich keines sie haben will. Im Fall der Traiskirchener Flüchtlinge war das eben
Österreich.
Sie hatten den Traum von einem Leben in Sicherheit, von einem warmen Bett und etwas zu Essen. Sie wollten endlich irgendwo ankommen – Traiskirchen ist nur, wie es scheint, ein schlechter Ort dafür.