20 Jahre "Am Schauplatz": Die Exotik von nebenan

Die ORF-Sendung "Am Schauplatz" feiert heute ihr 20-jähriges Jubiläum. Das 1995 eingeführte Reportageformat hat in den zwei Jahrzehnten nicht nur seine Bedeutung beibehalten, sondern fuhr in den ersten Monaten 2015 auch ein Quotenhoch ein: 630.000 Seher waren heuer bei einem Marktanteil von 23 Prozent durchschnittlich dran.

Sendungsmiterfinder Peter Resetarits(ROMY-nominiert)erzählt im KURIER-Gespräch, wie eines der bewährtesten Formate des ORF entstanden ist. Der damalige ORF-General Gerhard Zeiler schob den öffentlich-rechtlichen gerade in Richtung Privatfernsehen und gestand Resetarits und Rainer Schüller gerade einmal ein Halbjahresbudget zu. Die erste Ausgabe geriet zum Hit, erzählt Resetarits: Man habe einen Wiener Immobilientycoon begleitet, der just zur Ausstrahlung abtauchte und eine Millionenpleite hinterließ: "Wir waren dann die Sendung, die ihn vor der Kamera hatte. Wir haben mit der ersten Geschichte Glück gehabt."

Gegentendenz

Der Schauplatz sollte eine Gegenentwicklung zum immer rascheren Fernesehen werden. "Die Idee war, Themen umfassend und genauer zu beleuchten. Die Exotik von nebenan abbilden." Pro Folge sind bis zu zehn Drehtage, zwischen denen oft Wochen und Monate liegen, notwendig. Großen Wert legte man dabei stets auf die Grundprinzipien, die Schüller und Resetarits definiert hatten: "Möglichst lange Passagen drehen, möglichst wenig vom Stativ machen, Funkmikrofone statt einer klassischen Interviewsitutation" und als Handlungsleitfaden für die Reporter: "Wir wollen dem Interviewten am nächsten Tag am Gehsteig begegnen können und nicht die Straßenseite wechseln müssen." Was die Sendung auszeichnet? "Den Spagat zu schaffen zwischen verlässlicher Quote und einem herzeigbaren Format, für das sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht genieren muss."

Seitenprojekt

Resetarits startete nach zwei Jahren ein Seitenprojekt, das sich ebenfalls etablierte und noch heute ausgestrahlt wird: "Am Schauplatz Gericht" zeigt die großen und kleinen Dramen, die sich ereignen, wenn Menschen einander mit den Buchstaben des Gesetzes bekämpfen. 700 Sendungen gab es vom Schauplatz bisher. Sendungschefin Heidi Lackner und Klaus Dutzler haben für die Jubiläumsausgabe (21.05 Uhr, ORF2) Highlights zusammengetragen.