Leben/Reise

Wo Kaiser, Dichter und Musikgenies zur Kur weilten

Spaziert man durch die prachtvolle Altstadt von

, kommt’s einem vor, als würde man gleichzeitig durch Ischl, Gastein und Reichenau streifen. Das Kurviertel der böhmischen Thermen-Metropole bietet ein einzigartiges Ensemble historischer k. k. Architektur.

Dabei sind die Ursprünge der tschechischen Kurstadt Karlsbad – heute Karlovy Vary – viel älter, sie reichen zurück bis Karl IV., dessen 700. Geburtstag heuer in dem nach ihm benannten Karlsbad gefeiert wird. Er war es, der die Heilkraft der Quellen entdeckte, als er sich – so will’s die Legende – bei einer Jagd an der Hand verletzte. Als die Wunde mit einer sprudelnd heißen Thermalquelle in Berührung kam, verheilte sie innerhalb kürzester Zeit.

Darm, Magen, Diabetes

Der böhmische König und spätere Kaiser des Heiligen Römischen Reichs gilt somit als Begründer eines der größten und traditionsreichsten Kurorte der Welt – und als ihr erster Gast. Die heißen Quellen sollen ganz besonders bei Darm- und Magenproblemen, bei Diabetes und Gicht Wunder wirken und werden von der modernen Medizin als Ergänzung empfohlen.

Dementsprechend prominent ist die Liste derer, die nach Karlsbad kamen. Sie beginnt bei gekrönten Häuptern wie Zar Peter dem Großen, Maria Theresia, Kaiser Franz Joseph und reicht bis Casanova, Richard Wagner und Freud. Von Schiller wird berichtet, dass er 1791 todkrank nach Karlsbad kam, wo man ihm täglich 18 Becher Heilwasser reichte. Sie taten dem Dichter (der selbst Arzt war) offenbar gut, blieb er doch 14 weitere Jahre am Leben.

Prominente Gäste

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Das Grandhotel Pupp

Eine Karlsbader Perle und eines der berühmtesten Kurhotels der Welt ist das 5-Stern-Superior Grandhotel Pupp. Vom Zuckerbäcker Johann Georg Pupp 1795 als Gasthaus gegründet, wurde es 100 Jahre später durch die Wiener Architekten Helmer und Fellner zum Luxusresort ausgebaut, das unter Pupps Urur-Enkel Weltruhm erlangte. Heute glänzt der schöne, alte Kasten in neuem Licht und verfügt über einen ultramodernen Wellnessbereich.

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Gerade als Beethoven im Sommer 1812 im Pupp weilte, wurde Baden bei Wien durch einen Großbrand zerstört. Der Meister gab im Pupp spontan ein Wohltätigkeitskonzert zugunsten der Badener Bürger. Es war ausverkauft, doch das Spendenaufkommen erwies sich zu Beethovens großer Enttäuschung als sehr gering.

Im gleichen Jahr kam es zum legendären Treffen der bedeutendsten Genies ihrer Zeit: Beethoven und Goethe fuhren in einer Kutsche durch Karlsbad. Angesichts der vielen Kurgäste, die vor den beiden ehrfurchtsvoll ihre Hüte zogen, erklärte Goethe, dass es ihn langweile, berühmt zu sein und ständig gegrüßt zu werden. Da entgegnete Beethoven: "Eure Exzellenz brauchen sich nichts daraus zu machen. Vielleicht bin ich es, den die Leute grüßen!"

Abseits der Kuren

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Es sind 14 Thermalquellen, die in Karlsbad zu Heilzwecken aus 2000 m Tiefe sprudeln. Sie werden in die Kolonnaden und Pavillons geleitet, wo sie drei Mal am Tag aus den traditionellen Trinkbechern eingenommen werden sollen. Daneben gelangen auch Heilschlamm, Moor, Gase und Torf zur Anwendung.Künstler, Adelige, Industrielle – und heute ganz normale Touristen – kommen nicht nur als Kurgäste, sondern auch, um Urlaub zu machen. Tatsächlich hat Karlsbad auch abseits des berühmten Sprudels viel zu bieten: Neben dem k. k. Stadttheater gibt es das Kaiserbad und die Markt- und Parkkolonnaden. Die Wälder in der Umgebung durchziehen 130 km Wanderwege mit Aussichtsstellen und -türmen, die eindrucksvolle Blicke auf Karlsbad bieten.
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Kaiser Franz Joseph war drei Mal in Karlsbad, einmal um den deutschen Kaiser Wilhelm II., ein anderes Mal, um Katharina Schratt zu treffen. Die Suite im Grandhotel Pupp, in dem es zum Rendezvous kam, heißt heute noch Imperial Appartement. Des Kaisers Gemahlin "Sisi" war naturgemäß nicht mitgereist – die kam ein andermal und allein. Praktischerweise hält der medizinische Effekt der Karlsbader Trink- und Badekuren ein Jahr lang an. Dann sollte man, was der Auslastung des beliebten Kurortes sicher gut tut, wieder kommen.
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Info

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Anreise Pkw: WienKarlsbad 462 km, 5,5 Std.
–Bahn: Ab Wien mit Umstieg in Prag, Dauer ca. 7,5 Stunden, fünf Fahrten täglich.www.oebb.at

Karlsbad liegt in einem Flusstal, wunderbar zum Kuren, Spazieren, Shoppen. www.karlovyvary.cz, www.livingland.eu

Grandhotel Pupp Bekanntestes Hotel Tschechiens, große Zimmer, historischer Charme pur. 2 Ü/HP, viele Zusatzleistungen p. P. je nach Zimmer/Appartement 325 bis 800 Euro. Spezialangebot: "Royal Aufenthalt" zwei Nächte, Abendessen, Kutschenfahrt, Relax Spa, königliche Massage 390 Euro p. P.
– Adresse: Mírové náměstí 2, 360 01 Karlovy Vary, Tel. +420 353 109 111, pupp@pupp.cz, www.pupp.cz/de

Einen Besuch wert Jan Becher Museum, www.becherovka.com
Glashütte Moser, www.moser-glass.com
– Aussichtsturm Diana mit Seilbahn vom Grandhotel Pupp

Einkehr-Tipp Das Restaurant Karl IV. am Becherplatz kredenzt böhmische Hausmannskost. Tel. +420 353 304 215

Details Tschechisches Zentr. für Tourismus, wien@czechtourism.com, www.czechtourism.com