Wiener Wiesn: Einträchtig in Tanzstimmung
Von Anna-Maria Bauer
Lautes Gegröle und jede Menge Menschen in Tracht füllen die Zelte auf der Kaiserwiese. Die Maß Bier werden rasch geleert. Es ist erst kurz nach 20 Uhr und die ersten Gäste tanzen bereits auf den Heurigenbänken: Es ist wieder Wiesn-Zeit.
18 Tage lang – bis zum 6. Oktober – verwandelt sich ein Stück des Wiener Praters wieder in ein großes Volksfest. In Dirndl und Lederhose wird Weißwurst mit Brezn verspeist und volkstümlicher Musik gelauscht. Tagsüber ist auf dem ganzen Festgelände freier Eintritt. Ab halb sieben muss man 34 Euro bezahlen, um in eins der drei Festzelte zu gelangen.
Fünf Dirndln
Neben den drei großen Festzelten gibt es am Gelände mehrere kleine Stände. Zwei Musikanten mit Trompete und Ziehharmonika unterhalten die Gäste.
Besucher Christoph Galler ist bereits in Tracht zur Arbeit erschienen. In der U-Bahn hat es für die Lederhose doch ein paar kuriose Blicke geerntet. „In Wien ist es doch noch etwas Ungewöhnliches“, findet der gebürtige Steirer. „Aber langsam setzt sich die Tracht immer mehr durch.“ Woran das liegen könnte: „Vielleicht an der neu aufkeimenden Freude an der Volkskultur.“
Um das zu fördern, hat jedes Bundesland einen Tag auf der Wiesn bekommen, um Traditionen, Bräuche und Musik vorzustellen. Am 6. Oktober wird es zudem einen Weltrekordversuch geben. Ziel: Die meisten Trachtenpaare auf einem Platz.
Seit etwa vier Jahren verkauft die Klagenfurterin in der Wiener Lerchenfelder Straße Pop-Dirndln mit ungewöhnlichen Aufdrucken. So gibt es ein bordeauxrotes Kleid mit alten Vogue-Covern oder auch ein gelbes Kleid mit Big Ben, Doppeldeckerbus und Tower Bridge. Die Preise für die Unikate liegen zwischen 300 und 500 Euro.
Urabls einfache Erklärung, weshalb dieses Kleidungsstück so im Trend liegt: „ Das Dirndl ist ein Prinzessinnen-Kleidungsstück.“ Es habe eine weibliche Form und mache immer eine gute Figur. Außerdem: „Es ist eine angenehme Großstadtverkleidung. Nicht zu schräg und doch sticht es aus der Menge hervor. Das Dirndl löst langsam das kleine Schwarze ab.“
Die untypischen Kleider kommen gut an. An die 20 Dirndln verkauft die Designerin pro Woche. Das ist fast fünf Mal so viel wie im Vorjahr. „Ich habe das schon beim Münchner Oktoberfest beobachtet – die Mode wird immer schräger.“
„Für mich haben Dirndln nicht nur mit Berg, Tal und Zugehörigkeit zu tun“, erklärt die Designerin. Sie möchte das Modestück weiterentwickeln, nämlich: „mit einem Augenzwinkern“.