Von Cyrano bis Colette - wo in Frankreich Filme gedreht wurden
Von Herbert Gartner
Noch gut in den Köpfen der Kinofreunde ist "Der Wein und der Wind" (Originaltitel: "Ce qui nous lie"), ein französischer Spielfilm aus dem Jahr 2017. Drei erwachsene Geschwister erben das Weingut ihrer verstorbenen Eltern im Burgund. Die Dreharbeiten fanden 2015 und 2016 in Meursault, Chassagne-Montrachet, Puligny-Montrachet und Beaune statt. Fans des Regisseurs Cédric Klapisch können, mit Hilfe einer App, auf einer 30 Kilometer langen Autostrecke an 16 Stationen die besten Szenen der Dreharbeiten in den Weinlagen der "Climats de Bourgogne" nachvollziehen.
"Drei Bruchpiloten in Paris" (Originaltitel: "La Grande vadrouille"), auch unter dem Titel "Die große Sause" bekannt, ist eine französische Filmkomödie mit Louis de Funès aus dem Jahr 1966. Der Film zählt mit 17 Millionen Besuchern zu den größten Erfolgen des französischen Kinos. Der Inhalt: Im Jahre 1942, während des 2. Weltkrieges, müssen drei englische Bomberpiloten mit dem Fallschirm über Paris abspringen. Dann versuchen sie über Burgund in die von Nazideutschland nicht besetzte Zone Frankreichs zu gelangen. Mehrere Szenen des Films wurden in dem kleinen Winzerort Meursault, 50 Kilometer südwestlich von Dijon, gedreht. Die Touristinfo des Dorfes bietet auf
Französisch geführte Besichtigungen der Drehorte an. Filmliebhaber erkennen den Feuerwehrwagen Renault 1906, das "Hôtel de Ville" und die Brücke auf der Louis de Funès und Bourvil die Kutsche von Marie-Odile lenken, wieder.
Auch der französischer Historienfilm Cyrano von Bergerac (Originaltitel: Cyrano de Bergerac), aus dem Jahr 1990, wurde teils in Burgund gedreht. 1640: Cyrano de Bergerac (Gerard Depardieu), der große Fechtmeister und freiheitsliebende Poet mit der spitzen Zunge und der gigantisch großen Nase, verliebt sich in seine schöne Cousine Roxane und besteht manche Abenteuer, bis er in einem Klostergarten (Drehort: Abtei Fontenay) stirbt. Die Zisterzienserabtei Fontenay gehört heute dem UNESCO Weltkulturerbe an und kann besichtigt werden. In einem Tal bei Montbard demonstriert die 1118 gegründete Anlage den Geist der Rückbesinnung auf die klösterlichen Ursprünge. Das
Kreuzganggeviert ist fast vollständig erhalten, ebenso wie die große Schmiede oder das Mönchsgebäude mit Kreuzrippengewölbe.
Ein Haus im mittelalterlich wirkenden Dorf Flavigny-sur-Ozerain diente als Kulisse im Film Chocolat – Ein kleiner Biss genügt (Originaltitel: Chocolat). Der britisch-US-amerikanische Spielfilm aus dem Jahr 2000 zeigt „ein Märchen für Erwachsene“ und ist gleichzeitig ein Appell
zur Toleranz. Die Hauptrolle spielte Juliette Binoche. Flavigny-sur-Ozerain hat 300 Einwohner, liegt malerisch auf einem Hügel und gehört zu den "Schönsten Dörfern Frankreichs" (Plus beaux villages de France). In seiner Abtei befindet sich heute eine Fabrik, in der die berühmten Anis de Flavigny-Bonbons hergestellt werden.
Am 3. Januar 2019 lief Colette, ein Filmdrama von Wash Westmoreland, in den deutschen Kinos an. Die Filmbiografie handelt vom Leben der französischen Schriftstellerin, Varietékünstlerin und Journalistin Colette. Die feministische Vorreiterin und Urheberin etlicher autobiografisch geprägter Geschichten musste zeitlebens um die ihr zustehende Anerkennung kämpfen. Die Dreharbeiten erfolgten in Ungarn und England. Das Geburtshaus von Colette ist jedoch in Saint Sauveur en Puisaye, im nördlichen Burgund zu besichtigen. Es handelt sich nicht um ein Museum, sondern um ein Bürgerhaus der zweiten Hälfte des 19. Jh., das noch heute bewohnt zu sein scheint.
Weitere berühmte Persönlichkeiten der Region Burgund-Franche-Comté warten noch darauf den Stoff für einen großen, internationalen Kinofilm zu liefern : Der französische Schriftsteller Victor Hugo wurde 1802 in Besançon geboren, der Maler Gustave Courbet vor genau 200 Jahren in Ornans bei Besançon, und der Schriftsteller und Politiker Alphonse de Lamartine aus Mâcon verstarb vor genau 150 Jahren.