Leben/Reise

USA: Es muss nicht immer Ost- oder Westküste sein

Wer in den USA Urlaub machen möchte, steht meist vor der Frage: Ost- oder Westküste? Los Angeles, Miami, New York und San Francisco sind dermaßen beliebte Urlaubsziele, dass die zahlreichen Bundesstaaten dazwischen oftmals übersehen werden. Einen Abstecher in das als „Heartland“ bekannte Landesinnere, in dem Amerikas Ureinwohner bereits seit Jahrhunderten leben, wagen nur wenige. Was viele als bedauernswert bezeichnen würden, kann auch ein Vorteil sein. Denn so lassen sich sehenswerte Regionen der USA auch abseits der Touristenmassen auf eigene Faust erkunden.

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Tradition und Neues

Es gibt wohl keinen besseren Ort als Oklahoma City, um damit zu beginnen – unter anderem auch, weil sie mit 610.000 Einwohnern eine der größten Städte im Herzen der USA ist und einen gut angebundenen Flughafen hat. Doch bereits nach der Landung reiben sich erfahrene USA-Urlauber wohl verwundert die Augen und überprüfen am Smartphone, ob sie nicht versehentlich an der Westküste gelandet sind.

Die moderne Skyline, die breiten Straßen und die Vielzahl an alternativen Restaurants und Shops in alten Gebäuden (beispielsweise im Plaza District) wecken Erinnerungen an San Francisco. Eine kurze Verschnaufpause in der Gegenwart, bevor man in Stockyards City, Heimat des weltgrößten Rinder-Marktplatzes, gefühlt um 150 Jahre in die Vergangenheit reist. Wer nicht auffallen will, legt sich besser ein Cowboy- oder Cowgirl-Outfit in einem der vielen Geschäfte zu, die maßgeschneiderte Stiefel, Hemden und Hut anbieten.

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Damit fällt man auch im National Cowboy & Western Heritage Museum nicht auf, in dem man sich nie sicher sein kann, wer ein Besucher und wer Teil der Ausstellung ist. Zumindest in der Hall of Fame der Western-Darsteller erkennt man das ein oder andere Gesicht, wie Clint Eastwood, Ronald Reagan und den unverkennbaren Schnauzer von Tom Selleck. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Wilden Westen, wie die als „Trail of Tears“ bekannte Vertreibung der Ureinwohner im 19. Jahrhundert, kommt hier eher kurz.

Glücklicherweise mangelt es aber in Oklahoma, in dem mehr als 300.000 Indianer leben, nicht an Orten, in denen man mehr über die Ureinwohner Nordamerikas erfahren kann. Obwohl sich in vielen Städten kleine Museen, Denkmäler und Spuren aus der Geschichte finden, lohnt sich die zweistündige Autofahrt nach Ponca City. Auf einem einsamen grünen Hügel zwischen zahlreichen Ölfeldern erhebt sich die Statue von Ponca-Häuptling Standing Bear. Vor Gericht erreichte er 1879, dass Indianer von der US-Regierung als Menschen anerkannt wurden. Die Geschichte des Bürgerrechtsaktivisten, seines Stammes und anderer vertriebener Indianervölker wird im Museum, das passenderweise im Schatten des Denkmals liegt, erzählt.

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Einen geradezu absurden Kontrast dazu bietet das nahegelegene Marland Mansion. Das Anwesen, das etwa über einen Ballsaal mit vergoldeter Decke und viele versteckte Räume verfügt, erinnert mit seinem Prunk an „Der Große Gatsby“ und gehörte E.W. Marland, ein Ölmagnat und früherer Gouverneur von Oklahoma. Marland sorgte unter anderem für Schlagzeilen, als er nach dem Tod seiner Frau seine 26 Jahre jüngere Adoptivtochter heiratete – und das ist die gefühlt harmloseste Geschichte, die man auf der Tour erfährt.

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Falsches Indianer-Dorf

Von Ponca City aus hört man wohl auch schon den Ruf der legendären Route 66. Diese wurde zwar mittlerweile stillgelegt, doch ein altes Teilstück führt unter anderem an Tulsa, der mit 391.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt Oklahomas, vorbei. Das verbleibende Straßenstück ist zwar relativ kurz, immerhin kann man aber sagen, dass man einmal auf der Route 66 unterwegs war. Zudem bietet sie deutlich mehr Abwechslung als andere Schnellstraßen in Oklahoma, auf denen man meist nur ewig lange Felder bewundern kann. Neben Oldtimer-Museen gibt es ungewöhnliche Wahrzeichen, wie eine runde Scheune, eine riesige Cola-Flasche und alte Tankstellen zu sehen. Auch Tulsa hat ein kurioses Wahrzeichen: Eine 23 Meter hohe Statue eines Ölarbeiters, die Besucher zum Kongresszentrum locken soll.

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Deutlich besser versteckt liegt das Cherokee Heritage Center in Tahlequah. Dort wurde ein Dorf des Cherokee-Stammes aus dem 18. Jahrhundert nachgebaut. Ein Stammesmitglied führt durch die Lehmhütten, zeigt wie man Pfeilspitzen gebaut hat und erzählt stolz vom Matriarchat der damaligen Zeit. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Kulturen hatten bei den Indianern damals die Frauen das Sagen. Durch das Dorf führen kurioserweise dennoch ausschließlich Männer.

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Gras, Salz und Raketen

Eine Auszeit von Cowboys und Indianern bietet ein kurzer Wechsel des Bundesstaates. Kansas, das durch das Kinderbuch „Der Zauberer von Oz“ und als Heimat von Superman bekannt wurde, hat einen Sinn für ungewöhnliche Museen. In Hutchinson können Besucher eine alte Salzmine erkunden. Das Highlight: Die Fahrt in absoluter Finsternis mit dem winzigen Lift in 200 Meter Tiefe. Fast gegenüber liegt das Cosmosphere, ein Raumfahrtmuseum, das unter anderem die größte Sammlung russischer Raketen und Raumkapseln und eine Auswahl an Weltraum-Toiletten bieten kann (ausprobieren nicht erlaubt).

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Ebenfalls eher ungewöhnlich: Ein Besuch in Cottonwood Falls. Die verschlafene Kleinstadt hat offiziell 900 Einwohner, doch bei einem Kurzbesuch zeigt sich nur selten eine weitere lebende Person. Der Ort ist für eine Übernachtung gut, wenn man die nahe gelegenen Naturschutzgebiete, wie das Tallgrass Prairie National Preserve, erkunden will. Dort hat man auch die beste Gelegenheit, Bisons in freier Wildbahn zu sehen.

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Natur kann schön sein, doch auch Cowboys müssen regelmäßig zurück in die Stadt. Hier bietet sich Wichita, mit 390.000 Einwohnern die größte Stadt von Kansas, an. Dort kann man in einer der zahlreichen Craft-Bier-Brauereien einkehren und die Reise Revue passieren lassen oder, falls man endgültig dem Western-Charme verfallen ist, sich als Laiendarsteller beim Old Cowtown Museum melden. Dieser Nachbau einer alten Stadt sieht dem, was man aus Hollywood-Western kennt, zum Verwechseln ähnlich und wird von Fans bevölkert. Doch im Gegensatz zum echten Wilden Westen steht man hier nach einem verlorenen Revolver-Duell vor dem Saloon wieder auf.

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Info

Anreise: ab Wien mit  austrian.com nach Oklahoma City mit vorherigem Umsteigen in Washington, alternativ auch gut über New York oder Chicago erreichbar.

Einreise: Visum oder ESTA (online beantragbare Einreiseerlaubnis) sind erforderlich.

Währung: Ein US-Dollar sind derzeit knapp 0,90 Euro, in den USA wird aber bevorzugt mit Kreditkarte bezahlt. Eine Kreditkarte ist allein schon für das Bezahlen an SB-Tankstellen empfehlenswert.

Beste Reisezeit: Später April und Mai bieten die angenehmsten Temperaturen und die meisten Freiluftaktivitäten, aber auch September und Oktober sind empfehlenswert und relativ ruhig.

Essen und Trinken:
Waffle Champion:  Waffeln in allen Formen. Oklahoma City, Oklahoma.
Homegrown Wichita: Beliebtes Frühstückslokal mit viel Süßem.Wichita, Kansas.

Tipps: Ein Mietauto ist Pflicht, bekanntester Anbieter ist Hertz (www.hertz.at). Wer seine Reise nicht selbst planen will, kann auf vorgefertigte Selbstfahrertouren von Ruefa zurückgreifen, die ab 860 Euro (14 Nächte) erhältlich sind. Näheres im Reisebüro oder unter www.ruefa.at

Auskunft: www.visit-usa.at, www.travelksok.de