Leben/Reise

Die junge Art des Weltenbummelns

Valencia im Sommer 2013, etwas nervös fahre ich mit den Öffis zu meiner ersten Airbnb -Unterkunft, meine Wegbeschreibung habe ich zuvor per eMail erhalten. Eine Fremde stellt mir ein günstiges Zimmer in ihrer Wohnung zur Verfügung. Was wird mich in der coolen spanischen Design-Stadt erwarten?

Airbnb, das ist eine Onlineplattform, über die man schnell und einfach günstige Privatquartiere findet. Die Betreiber sind eine konkurrenzfähige Alternative zu Hotels. In mehr als 34.000 Städten und 190 Ländern werden rund 600.000 Unterkünfte in allen Preisklassen feilgeboten – von einfachen Apartments und Zimmern bis zu Baumhäusern und Schlössern, sogar in exklusiven Destinationen wie Sylt. Der Erfolg ist enorm: Anfang 2013 waren es vier Millionen Gäste, heute sind es mehr als 15 Millionen. Auch Nachahmer wie Wimdu.at und 9flats.com bieten auf der ganzen Welt private Wohnungen an.

Außergewöhnliche Airbnb-Angebote

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Ist das Zimmer in Valencia wirklich so schön wie auf den Fotos, habe ich auch genügend Privatsphäre, werde ich mich wohlfühlen? Es dauert nicht lange, bis ich Antworten finde, doch zuerst öffnet mir nicht meine Gastgeberin die Tür, sondern ihre Mutter. Sie spricht nur Spanisch, ich aber nicht. Ihr ist das egal, sie plaudert drauflos und führt mich durch die Wohnung. Irgendwie gelingt es uns doch, uns zu verständigen. Schließlich gibt sie mir Schlüssel und zeigt mir Familienfotos. Ich fühle mich sofort wohl, den Hausbrauch habe ich auch verstanden.

Sightseeing mit Rad & App

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Am Abend lerne ich Belén kennen, meine tagsüber arbeitende Gastgeberin. Sie ist Mitte Dreißig, ermutigt mich, mit ihrem Rad die Stadt zu entdecken. Für mich eine neue, aber wunderbare Art des Citybummels. Zur Orientierung verwende ich die App "City Maps 2Go" auf meinem Smartphone, die mich mit GPS – ohne Datenroaming zu verursachen – durch die Stadt führt. Zeitgleich zeigt sie mir Sehenswürdigkeiten samt Wikipedia-Einträgen, Cafés, Bars und Restaurants. Ich entdecke das trockengelegte Turia-Flussbett, ein Naherholungsgebiet, das sich wie ein Gürtel um die Stadt legt. Hier entlangzuradeln ist herrlich und am Ende wartet der utopisch anmutende Museumspark Ciudad de las Artes des Architekten Santiago Calatrava, des berühmtesten Sohnes der Stadt.
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Belén versteht, wann es Zeit ist, mich in Ruhe zu lassen und wann mir nach Gesellschaft ist. Das Zimmer ist schlicht, aber sauber, ich kann die Küche mitbenützen – einkaufen und kochen muss ich selbst – und mich am Abend auf die nette Terrasse setzen. Als ich bei der Besorgung von Eventtickets an der Sprache scheitere, klemmt sich meine Gastgeberin sogar eine halbe Stunde ans Telefon und versucht die Sache für mich zu regeln.

Bei jungen Individualreisenden ist das amerikanische Unternehmen Airbnb beliebt. Europa macht mehr als die Hälfte des weltweiten Business aus. Man bezahlt online an die Firma, die das Geld nur an den Vermieter überweist, wenn es keine Beanstandungen gibt. Für drei Nächte bei Belén zahlte ich 77 €.

Das Angebot reicht von Low-Budget bis gehoben. Solange ein Mindeststandard in Sachen Sauberkeit und Sicherheit erfüllt ist, kann jeder seine Unterkunft kostenlos auf der Plattform anbieten. Damit sich Gastgeber, einmal im Listing aufgenommen, nicht auf die faule Haut legen, gibt es ein Bewertungssystem, bei dem Reisende ihre Erfahrung beschreiben können. Gleichzeitig darf jeder Vermieter entscheiden, wen er beherbergen möchte – auch Gäste bekommen Bewertungen.

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Im Sommer fahre ich mit Freundinnen nach Portugal, für unseren Stop in Lissabon wollen wir wieder Airbnb buchen. Dieses Mal eine ganze Wohnung für uns allein. Das Angebot mit coolen Adressen ist in dieser Stadt riesig. Unser Favorit ist eine top-moderne Stadtwohnung um 27,50 € pro Person und Nacht.

Tee trinken & tratschen

Ähnliche Erfahrungen machte auch eine Bekannte, die im November alleine nach Stockholm reiste. Da Shoppen und Sightseeing ohne Reisebegleitung kein Problem sind, es aber wenig Spaß macht, abends und morgens alleine im Hotel zu hocken, beschloss sie, ein Zimmer bei Nina zu buchen. Nina ist Ende Dreißig und wohnt in einer großen Wohnung mit Balkon und einem Gästezimmer. "Die Tage in Stockholm fühlten sich an wie in guten alten WG-Zeiten. Wir teilten Bad und WC, frühstückten gemeinsam , tranken abends Tee und plauderten angeregt über Gott und die Welt, praktizierten sogar Yoga", erzählt sie.

Klassiker Hostel

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Eine andere günstige Art zu nächtigen sind die klassischen Hostels, die bei Rucksacktouristen nach wie vor beliebt sind. Dank Ketten wie Wombats oder Meininger haben sie längst den muffigen Jugendherbergs-Geruch verloren. Hier bucht man sich nicht nur ein, weil man ein günstiges Bett braucht, hier nächtigen Backpacker, um ihresgleichen kennenzulernen, gemeinsam Party zu machen oder spontan gemeinsam weiterzureisen. Pläne werden oft erst kurzfristig gemacht. Das bestätigt auch Astrid Zoitl von STA-Travel, Reisespezialist für Weltentdecker: "Über 18-Jährige kommen zu uns, um den Flug zu buchen und organisieren sich den Rest vor Ort selbst, um so flexibel wie möglich zu sein." Trendziel der ersten Fernreise im Leben ist häufig Asien: "Junge Leute haben oft die Idee, eine USA-Rundreise zu machen, doch das ist oft zu teuer, weil man unter 25 mehr fürs Mietauto zahlt, am Ende landen Sie in Asien, weil das leistbarer ist und sehr schöne Ziele hat."

www.airbnb.at Wer sich wie ein Einheimischer fühlen will, mietet sich am besten in einer privaten Wohnung ein. Die Angebote reichen vom einfachen Zimmer bis zum prächtigen Schloss.

www.tripadvisor.at Restaurants, Bars und Hotels: Wer Erfahrungs-
berichte von anderen Reisenden lesen möchte, ist hier richtig. Kritisches Lesen ist allerdings angebracht: Manche der Einträge sind Fakes.

www.hostelbookers.com Wer vor Ort spontan eine günstige Unterkunft sucht, wird oft auf HostelBookers fündig. Einfach Datum und Ort eingeben und schauen, was im Umkreis noch zu buchen ist und wie zufrieden andere waren.

www.oeamtc.at Der ÖAMTC hat für junge Reisende einen „Nix wie Weg“-Folder herausgebracht, der über Wissenswertes wie Notfallnummern, Unterkunftssuche oder Mobilität informiert.

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Lonely PlanetDie wohl beliebtesten Reiseführer unter Backpackern sind die von Lonely Planet. Die Reisebibel bietet alle wichtigen Infos für Low-Budget-Globetrotter, oft auch schon in deutscher Sprache.

Superman im Vogelkäfig Unter diesem Titel haben Adrian Vonwiller und Ligia Fonseca amüsante Geschichten mit vielen Fotos von einer „politisch-unkorrekten“ Weltreise veröffentlicht. Basis sind eMails an Freunde. Erschienen bei unartproduktion, 22 €.

Für Reisewütige unter 30 hat der KURIER wertvolle Tipps parat:

Günstig Bahn fahren Ein Klassiker, aber immer noch beliebt ist Interrail, die günstige Europa-Ticketschiene der Bahn. Man zahlt einen Fixpreis und – je nach Pass – kann man ab fünf Tagen bis zu einem Monat flexibel kreuz und quer durch Europa reisen. 5 Tage kosten für Jugendliche bis 26 Jahre 156 €, ein Monat 376 € (jeweils 2. Klasse).
„Mehr als 10.000 österreichische Jugendliche sind jährlich auf diese Weise unterwegs,“ sagt ÖBB-Sprecher Michael Braun. „Beliebteste Ziele sind Deutschland, Italien, Frankreich und die Schweiz.“ Wer lieber in Österreich urlaubt, für den bietet die Bahn das ÖBB-Sommerticket ab 39 € (bis 20 Jahre) bzw. 69 € (bis 26 Jahre). Bis 7. September können junge Österreich-Fans damit quer durch die Alpenrepublik fahren. Voraussetzung ist die Vorteilscard Jugend (19 € jährlich), mit dem Bahnfahren auch außerhalb des Sommers 50 Prozent billiger wird. www.oebb.at

Mit Gegencheck zum Billigflug Ob checkfelix.at, swoodoo.at oder flugsupermarkt.at – unzählige Webplattformen bieten billige Flüge an, die von jungen Reisefreaks gerne genützt werden. Je flexibler man in der Wahl des Reisezeitraums, der Destination und der Bereitschaft, oft umzusteigen, ist, desto billiger wird’s. Eine Garantie, den günstigsten Flug zu erwischen, hat man freilich nicht. Die Differenzen können laut Portal „billiger.at“ bis zu 65 % betragen. Hier empfiehlt sich der Gegen-Check: Parallel zu den Suchmaschinen den selben Zeitraum auch auf der Airline-Website eintippen und Preis vergleichen. Nicht alle günstigen Tickets werden an die Suchmaschinen weitergegeben werden. Vorsicht: Bei manchen Tarifen kommen Extrakosten fürs Gepäck dazu! Bei Städtetrips kann es sich auszahlen, auch Flug-&-Hotel-Angebote der Veranstalter zu durchforsten, die für Flugtickets oft günstigere Kontingentpreise bekommen.

Spaß, Action & PartyTUI Reisewelt Scene“ heißt eine eigene Produktschiene des größten Reiseveranstalters für die junge Zielgruppe. Unter dieser Marke findet man Hotels mit Langschläferfrühstück und Gratis-WLAN in trendigen Locations am Strand oder in Städten mit Party-Lokalen im Umkreis. Z. B. 1 Woche N/F mit Flug auf Kreta in der Party-Stadt Rethymnon ab 816 €. www.tui.at/tui-scene

Urlaubsspaß 2.0 Wer auch am Strand online sein mag, für den hat Thomas Cook/Neckermann den trendigen Hoteltyp „SunConnect“ kreiert, wo sich alles um Internet und Social Media dreht. Das Angebot reicht von digitalen Wettbewerben über Video-Produktion bis Filmabende am Strand. Eine AI-Woche auf der Insel Brac/Kroatien ab 252 € (Selbstanreise), eine Woche Mallorca mit Flug und Transfer, ohne Verpflegung ab 451 €, www.thomascook.at

Erlebnisreisen für Young Liners Der Münchner Erlebnisreisen-Spezialist Marco Polo bietet unter der Marke „Young Line Travel“ Rundreisen für Singles bis 35 Jahre – mit deutschsprachigen Scouts, Ausflügen und Action. Via Facebook können sich die Teilnehmer vor der Reise vernetzen. 15 Tage Kuba mit Flug ab 2399 €, zwölf Tage Marokko ab 1009 €. www.younglinetravel.com

Neue Kontakte knüpfen, in kurzer Zeit möglichst viele Sehenswürdigkeiten erleben und Nächte durchtanzen: Das ist Österreichs Jugendlichen im Urlaub vor allem wichtig, so eine Umfrage der Karmasin Motivforschung im Auftrag von Verkehrsbüro/Ruefa. "Strandurlaub und Städtetrips stehen bei den jungen Leuten mit 64 bzw. 65 Prozent gleich hoch im Kurs," sagt Verkehrsbüro-Vorstand Martin Bachlechner. 75 % bevorzugen das Flugzeug als Verkehrsmittel, 53 % fahren mit dem Auto, 40 % mit der Bahn. "Die Partymetropolen Ibiza, Barcelona und Tel Aviv sind besonders beliebt", so Bachlechner. Sein Tipp: "Lloret de Mar im Nordosten Spaniens bietet den perfekten Mix aus Sonne, langen Sandstränden, Action, Wassersport und Party." Um die Facebook-Generation ins Boot der klassischen Reiseveranstalter zu holen, setzt Ruefa auf interaktive Urlaubsberatung via Social Media und virtuelle Smartphone-taugliche Reisebüros: Per Klick gibt’s den direkten Draht zum Urlaubsberater, per GPS den nächsten "Offline"-Reisebüro-Standort.