Leben/Reise

Mit dem Tempobolzen namens Shinkansen von Tokio nach Osaka

Ja, sie sind putzig. Scharen von Rehen und Hirschen machen es sich in Nara, der alten Hauptstadt des japanischen Reiches, gemütlich. Auf den Straßen, in Parks und in der Anlage des Todai-ji-Tempels. Der ist mit 57 Metern Breite und 49 Metern Höhe das größte komplett aus Holz errichtete Gebäude der Welt. Ein imposanter, reich ornamentierter Riese, eingebettet in eine Grünanlage mit weiteren Tempeln, mit einer gigantischen Buddhastatue im Innern.

Die Rehe also: Machen Sie nicht den Fehler, die sogenannten Hirschkekse zu kaufen, die an jeder Ecke Naras feilgeboten werden. Die Tiere sind einfach verrückt danach. Binnen weniger Minuten sind Sie eingekreist von einem Rudel, das sich nur mehr unter Aufbietung weiterer futterspendender Touristen abschütteln lässt. Die einheimischen Schülergruppen, die sich durch die Anlage schieben, sind dankbar für das Fotomotiv, das ihnen verdutzt dreinblickende Langnasen liefern, kommen aus dem Kichern nicht mehr heraus.

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Wie eine Wundertüte

Die Szenerie mit den betörenden Tempeln, den Kindermassen in Schuluniformen und den Rehen und Sikahirschen ist so surreal, dass Blamieren auch egal ist. Wann hat ein Besucher aus einem waldreichen Land Europas schon die Gelegenheit, kleine Rehe, die wir bestenfalls über Waldlichtungen huschen sehen, so hautnah zu erleben?

Eine Reise durch Japan ist wie eine Wundertüte: Jeden Tag klopft einem das Herz, was die Tüte bereit hält. Enttäuscht wird man eigentlich nie: Megacitys, die mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks funktionieren, atemberaubende Landschaften, jahrtausendealte Kulturdenkmäler und eine Alltagskultur, die geprägt ist von Besonnenheit, machen den Besuch zum Ausnahme-Erlebnis.

Ausgangspunkt ist Tokio, die wahrscheinlich bestorganisierte, aufregendste und zugleich ruhigste Metropole der Welt. Die Menschen sind höflich, zurückhaltend und rücksichtsvoll. Wundern Sie sich nicht, wenn Sie mitten in Tokio mit einem Stadtplan auf der Straße stehen und jemand herbei eilt, um Rat zu geben. In der U-Bahn sind die Handys auf lautlos geschaltet, keiner würde auf die Idee kommen, andere mit seinen banalen Telefonaten zu belästigen. Der Alltag ist geprägt von einem steten Drang nach Perfektion: Hier gibt man sich nicht mit dem Zweitbesten zufrieden, alles muss erstklassig sein.

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Atmosphärische Dichte

Was man sich in Tokio unbedingt anschauen soll? – Die Shibuya-Kreuzung in Ginza, die größte Kreuzung der Welt, die exemplarisch die atmosphärische Dichte der Stadt vermittelt und die glamourösen Kaufhäuser drumherum; die großartigen Hotels von Tokio wie das „Aman“ in den sechs obersten Stockwerken des Otemachi Towers. In dessen Foyer muss man unbedingt einen Drink nehmen – und kann, mit viel Glück, dabei den Mount Fuji erblicken; den Kaiserpalast mit weitläufigen Parkanlagen; das Digital Arts Museum im Mori-Building, ein Erlebnis für alle Sinne; das Kreativenviertel Nakamegura mit malerischen Kanälen, Cafés, Restaurants und Boutiquen.

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Die Tour durchs Land tritt der neugierige Besucher am besten in der Tokyo Central Railway Station an. Alle paar Minuten fährt ein Tempobolzen namens Shinkansen vom Bahnhof ab. Mit bis zu 400 km/h bringt er einen bequem in wenigen Stunden quer durch das Land.

Zum Beispiel in die alte Kaiserstadt Kyoto. Wer das alte Japan sucht, findet es hier – ein Zentrum japanischer Geschichte und Kultur. Auch hier gibt es – wie in Tokio – einen imposanten Kaisergarten mit Kaiserpalast, goldene Tempel und Schreine. Einer davon ist der Ryoanji-Tempel, ein Steingarten aus weißem Kies und 15 Felsen, der die perfekte Manifestation des Zen-Buddhismus ist.

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Das nachhaltigste Erlebnis ist die Wanderung auf den Fushimi-Inari-Taishi: Durch knallorangefarbene Torbögen führt der Weg durch dichten Wald und teils steil ansteigend zu fünf Schreinen. Die Anstrengung lohnt sich, die Wanderung hat etwas Mystisches, Erhellendes, Befreiendes und für die Japaner auch religiöse Bedeutung. Die Schreine sind dem Reisgott Inari gewidmet, der ihnen heilig ist.

Kulinarisches

Ein Erlebnis für die Sinne ist der Besuch des Nishiki-Marktes, an dem alles Essbare, das das Land hergibt, feilgeboten wird. Meeresgetier, Algen, Kräuter und Gewürze, Insekten, Früchte, Gemüse und Nudeln – auf Wunsch frisch gekocht und zum Verzehr bereit. Der ideale Ort für den schnellen Hunger. Für das gediegene Kaiseki-Menü ist der Abend richtig. Denn es erfordert Muße und Genussfähigkeit.

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Die Fahrt von Kyoto nach Osaka dauert mit dem Hochgeschwindigkeitszug gerade einmal 13 (!) Minuten. Auch Osaka war einmal Hauptstadt – heute bildet es mit der nahen Hafenstadt Kobe, aus der das berühmte Rindfleisch kommt, Japans modernes und energiegeladenes Wirtschaftszentrum. Das Stadtbild ist von Hochhäusern, erbaut von der Elite der japanischen Architekten wie Kengo Kuma, Tadao Ando oder Toyo Ito, geprägt. Entlang des Kanals im Stadtteil Dotonbori ist das Ausgehzentrum. Von schicken Szenelokalen bis zu unprätentiösen Okonomiyaki-Buden findet man dort alles.

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In Osaka erfand Momofuko Ando die berühmte schnelle Nudelsuppe, den Instant Ramen. Ihm ist in der Stadt das sogenannte Cupnoodles Museum gewidmet. Einen besonderen Panoramablick auf den blinkenden Stadtdschungel bietet das Conrad Hotel im zentral gelegenen Nakanoshima Tower.

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Auf dem Rückweg dann der eingangs erwähnte Halt in Nara, dem Pflicht-Ausflugsziel aller Japaner. Die Japaner lieben die Rehe und würden jeden, der ihnen Böses antut, sofort zur Rede stellen. Die Gruppe hat hier die Macht, der Einzelne soll sich nicht zu wichtig nehmen. Ausgeprägter Gemeinschaftssinn. Dazu kommt das Bemühen, es den Mitmenschen durch seine Launen nicht schwer zu machen. Eine bewundernswerte Philosophie, von der man sich vornimmt, auch ein Stückchen mit nach Hause zu nehmen.

Info

Anreise Austrian.com fliegt bis zu fünfmal pro Woche WienTokio. Die japanische Airline Ana verbindet seit Februar Wien und Tokio-Haneda.

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Beste Reisezeit Am angenehmsten ist es im März, April, Mai, Oktober und November. Im Sommer sehr warm und schwül, im Winter eiskalt. Im Herbst können Taifune auftreten.

Währung  1 € = 126 Yen (JPY).

Hotels Ein gutes, erschwingliches Hotel in Tokio ist das One@Tokyo Hotel  mit Zimmerpreisen um die 150 € pro Nacht. Zu empfehlen ist der Besuch in den Bars der Luxushotel Aman, Palace Hotel oder Park Hyatt.
In Kyoto ist das Four Seasons Hotel mit Zen-Garten und 800 Jahre alten Teich  zu empfehlen. Eine luxuriöse Oase der Ruhe. Zimmerpreis ca. 1.200 €.
 In Osaka ist das erst vor zwei Jahren eröffnete Conrad Hotel eine exzellente Wahl. Raumhohe Fenster im 40. Stock, atemberaubender Blick. Zimmer ab 370 €.

Essen und Trinken In Japan kann man nicht schlecht essen (außer in westlichen Fastfood-Lokalen!). Streetfood ist wohlschmeckend und vor allem erschwinglich. Tokio ist die Stadt mit der größten Michelin-Stern-Dichte weltweit.  

Zugfahrten Zu empfehlen ist der Vorab-Kauf eines Japan Rail Passes. Er ist günstig und macht Anstellen  vor Ort unnötig. Ein JRP für eine Woche kostet 219 €/P. und ist bei H.I.S. Austria Travel GmbH am Opernring 1 erhältlich.

Bezahlen  Wer seinen Reisepass beim Einkaufen immer dabei hat, kann sparen: Als Non-Resident darf man duty free shoppen.

Travel App Eine sehr nützliche und gut gestaltete App bietet die Japanische Fremdenverkehrszentrale JNTO. Die Japan Official Travel App bietet jede nur erdenkliche Information zu Sehenswürdigkeiten, Eisenbahn-Fahrplänen, Hotels, Restaurants und vielem mehr. Ein neues Angebot, auf das die JNTO aufmerksam macht, sind etwa Reisen mit dem Wohnmobil durch Japan.

Auskunft www.jnto.de/