Leben/Reise

KURIER-Test: Skitouren mit den Öffis

Manche Dinge scheinen aufs Erste so unpraktisch, dass man sie lieber gleich bleiben lässt. Eine Skitour mit Öffis zählt für die meisten Menschen dazu: Zu umständlich, zu zeitaufwendig, zu unbequem. "Das stimmt aber nur bedingt", betont Karl Regner. "Denn wer sich den Wetterbericht und den Lawinenlagebericht anschaut, kann sich auch informieren, wann und wo der Bus fährt."

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Vor sechs Jahren hat der 58-jährige Verkehrsgeograf erstmals einen Salzburger Skitourenführer für die Anreise mit Bus und Bahn herausgegeben. 40 Touren fasst die vom Alpenverein mitfinanzierte Broschüre, die jedes Jahr neu erscheint. "Weil schon kleine Verschiebungen im Fahrplan ausreichen, um Touren zu ermöglichen oder zu verhindern."

Der Führer deckt vor allem die Hausberge der "Stodinger", also der Stadt-Salzburger ab, konzentriert sich aber besonders auf Überschreitungen. Bei Querungen über einen Gebirgsstock muss man nicht zurück an den Ausgangspunkt, das fehlende Auto wird zum Trumpf.

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"Bei Weitem nicht jede Skitour ist mit Bus und Bahn sinnvoll oder überhaupt möglich. Aber die unbequemen und nicht machbaren Touren bieten wir ohnehin nicht an", sagt Regner. "Wenn ich von der Bushaltestelle noch eine Stunde zu Fuß gehen muss, bis ich am Ausgangspunkt einer Tour bin, macht das keinen Sinn."

Potenzial Regner schätzt, dass rund zehn Prozent der Touren im Bundesland vernünftig mit den Öffis machbar sind. Die Bereitschaft, sich zu informieren, vorausgesetzt: "Ich darf nicht sofort die Broschüre zuklappen, wenn es einmal schwierig wird."

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Es existieren durchaus praktische Gründe, die für Bus und Bahn als Transportmittel in die Berge sprechen. Der Umweltaspekt, ja, und auch bei mehreren Personen ist das Öffi günstiger, die Reise stressfreier: "Selbst fahren ist mir nach einer Tour oft zu anstrengend. So strecke ich mich aus oder lehne mich zurück", sagt Regner.

Wer mit Tourenausrüstung "öffentlich" reist, muss aber zunächst lernen: Fahrplan lesen, Orientierung im Tarifdschungel, das Abschätzen von Gehzeiten. Wer je im knietiefen Neuschnee gespurt hat, weiß, wie das eine Tour verlängern kann.

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Alles, was sonst im Kofferraum des Autos zurückbleibt, muss mit in den Rucksack. Und wer einmal bei zweistelligen Minusgraden eine Viertelstunde verschwitzt an einer Haltestelle gewartet hat, vergisst nie wieder auf Wechselwäsche. Einer Studie der Boku zufolge reisen in Österreich im Alpintourismus nur 13 Prozent der Menschen öffentlich. In der Schweiz sind es 45 Prozent. Das hat aber nicht nur mit dem attraktiveren Verkehrsangebot beim Nachbarn zu tun. "Das Angebot ist bei uns nicht so schlecht", betont Regner. "Es wird nur nicht entsprechend beworben. Und manch einer, der über das schlechte ÖV-Angebot klagt, hat sich gar nicht informiert, was machbar ist."

Test-Tour: Ein Zeit- und Kostenvergleich

Querung: Die gewählte Skitour ist mit rund vier Stunden Gehzeit mäßig lang, mit 900 Höhenmetern moderat schwierig und erlaubt schöne Blicke auf die Süd-abbrüche desTennengebirges. Ausgangspunkt ist Werfenweng im Salzachtal, Zielpunkt St. Martin im Lammertal. Die angeführten Pkw-Kosten basieren auf einem anerkannten Durchschnittswert (Kaufpreis, Sprit, Nebenkosten). Die Zeit mit dem Auto setzt freie Fahrt voraus.

Fakten: Von der Haustüre in der Stadt Salzburg bis zum Abmarsch: Auto: 58 Kilometer, Zeit: 50’, Kosten: ca. 25 Euro. Öffi: Zeit: 1 Stunde 20 Minuten, Kosten: 4,60 Euro (S-Bahn) + 2,10 Euro (Sammeltaxi). Heimfahrt: Auto: 72 Kilometer, Zeit: 1h 10’, Kosten: ca. 30 Euro. Öffi: Zeit: 2h 40’ (inkl. einer Stunde Pause im Wirtshaus), Kosten: 2 x Gratisskibus + 2,70 Euro (S-Bahn). Kosten in Summe Auto: 55 Euro. Kosten in Summe Öffi: 9,40 Euro

 

Bundesländervergleich der Skigebiete

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Es kam schon vor, dass wegen der großen Nachfrage Busse eingeschoben werden mussten, erzählt Roland Fercher vom Verkehrsverbund Kärnten, denn: "Die Skibusse sind in das System des öffentlichen Verkehrs integriert und werden sehr gut angenommen."

Die 50-Sitzer fahren die üblichen Bushaltestellen an und bringen die Wintersportler in die Skigebiete Bad Kleinkirchheim, Goldeck, Großglockner-Mölltal, Katschberg, Innerkrems, Nassfeld, Koralpe und Simonhöhe. Direkt zu den Talstationen der Lifte und noch dazu gratis. Einzige Bedingung: Man muss als Pistensportler "erkennbar" sein. Andernfalls gilt auch eine Lift- oder Gästekarte. Nähere Infos und Fahrpläne unter: www.kaerntner-linien.at/Freizeit/Winterverkehr

In Salzburg punkten die stadtnahen Skigebiete mit guten Kooperationen mit dem Postbus. Die Fahrt ist gratis, wenn man mit Skiausrüstung einsteigt (Gaißau-Hintersee, Lammertal) oder ein Tagesticket kauft (Lofer).

Von der Landeshauptstadt fährt im Winter täglich in der Früh ein Skibus ins 70 Kilometer entfernte Flachau – beim Kauf einer Skikarte kostenlos. Andere Skigebiete wie Zell am See liegen an der Westbahn und sind somit gut mit der Bahn erreichbar. Und sowohl die ÖBB (Wedelweißticktes) wie die Westbahn bieten Kombi- und Kooperationsangebote inklusive Transfer.

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Auch in Tirol sind viele Skigebiete gratis mit den Regio-Bussen des Verkehrsverbund Tirol erreichbar. Im Raum Kitzbühel läuft zudem seit zwei Jahren das Projekt „Streifzug“ von ÖBB und Bergbahn Kitzbühel AG: Winterbekleidung reicht aus, um die Nahverkehrszüge zwischen Kirchberg sowie St. Johann in Tirol und der Haltestelle Kitzbühel-Hahnenkamm gratis benützen zu dürfen (bis Ende März). www.vvt.at; www.oebb.at.

Steiermark: Schladming ist für Zugreisende gut erreichbar. Von Graz halten an Wochenenden alle zwei Stunden Züge, im wesentlichen auch aus Salzburg. Platzkarten sind ratsam. Müssen Skifahrer in Leoben beziehungsweise Bischofshofen mit Sack und Pack umsteigen, steht der Anschlusszug wenigstens auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig. Aus Wien wird der Zug um 10.29 Uhr in die Obersteiermark empfohlen: Mit Umsteigen in Leoben.

Viele Schladminger Hotels lassen ihre Gäste vom Bahnhof abholen: Wenn nicht, gibt’s vom Bahnhof einen Skibus zu den Quartieren.

Komplizierter wird es, nach Tauplitz/Bad Mitterndorf zu gelangen. Von Stainach-Irdning verkehren zwar stündlich Züge ins Salzkammergut. Wer aus Richtung Salzburg anreist, sollte über Attnang Puchheim, OÖ, fahren: eine mehrstündige Prozedur.

Das Aldiana-Hotel bei der Grimmingtherme in Bad Mitterndorf holt Gäste kostenlos ab. Wer aber auf die Tauplitzalm ins Hotel Alpenrose gebucht hat, muss den Skibus bis längstens 14.30 Uhr erreichen. Oder er zahlt 40 Euro fürs Taxi auf die Alm.