Leben/Reise

Kuba: Neuer Glanz auf der Tabakinsel

T abak und Zigarren, Zuckerrohr und Rum, Salsa und US-Oldtimer, Kolonialbauten und Traumstrände – von einer Kuba-Rundreise, die man am besten mit einem Badeaufenthalt in Varadero oder auf den vorgelagerten Inseln kombiniert, kehrt man beglückt mit unvergesslichen Eindrücken zurück.

 

Havanna

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Wir starten unsere Tour in der Metropole Havanna, bemerken gleich: Die Stadt putzt sich heraus! In der Altstadt und an der Uferpromenade Malecón sind baufällige Prachtbauten aus der Kolonialzeit eingerüstet, überall wird gehämmert, gesägt und gemauert. Bei meinem ersten Kuba-Besuch vor acht Jahren waren die Gebäude rund um die Plaza Vieja noch nicht renoviert. Heute erstrahlen alle in frischem pastellfarbenen Glanz. "Schauen Sie – da oben hängt Wäsche am Balkon", freut sich unser engagierter Reiseleiter Rafael, "endlich kommt wieder Leben in die Altstadtmauern, ganz nach dem Wunsch unseres Stadthistorikers!"

Das Land ist im Aufbruch, das merkt man an allen Ecken und Enden. Der italienische Freizeitmodenriese Paul & Shark hat an der Plaza Vieja einen Shop eröffnet, Schanigärten laden zum Verweilen ein. Diese und Dachterrassen-Lokale schießen in der Altstadt von Havanna wie die Schwammerln aus dem Boden. Seit Präsident Raúl Castro, der Bruder von "Maximo Lider" Fidel Castro, private Restaurants mit 50 Plätzen zulässt (bis 2011 waren nur zwölf Personen erlaubt), wurden auf der Insel mehr als 800 Lizenzen vergeben. "Wir werden ganz langsam und vorsichtig auf die Selbstständigkeit vorbereitet", sagt Rafael. Kein Kubaner weiß, in welche Richtung sich die Sozialistische Republik mit autoritärem Einparteiensystem nach dem Tod der betagten Castro-Brüder entwickeln wird.

"Großer Bruder" China

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Mittlerweile jedenfalls dürfen die Kubaner für das Betreiben von Landwirtschaft wieder Land erwerben. Das Problem: Es fehlen Maschinen für die Bearbeitung der Felder, auf denen noch tief verwurzelte Marabú-Sträucher wie Unkraut wuchern, und generell Lkw für den Transport. Beides soll aus China angeliefert werden, Raúl Castro kooperiert intensiv mit dem "Großen Bruder", exportiert im Gegenzug medizinisches Know-how, vorwiegend Medikamente. Energiefressende Kühlschränke und Glühlampen wurden im Land bereits gegen energiesparsame chinesische Modelle ausgetauscht. Folge: weniger Stromausfälle als früher.

Auch die monströsen "Elefantenbusse" mit Lkw-Zugmaschine sind aus Havanna verschwunden. "Wir haben jetzt normal große Busse aus China", sagt Rafael. Und die klapprigen US-Oldtimer-Taxis haben Konkurrenz in Form von pfiffigen Coco-Taxis (Moped mit integriertem Fahrgastraum, Achtung – kein Taxameter) bekommen. Touristen lassen sich mit diesen etwa zum "Havana Club-Museum" chauffieren, in dem man alles über die Rumerzeugung erfährt.

Tour im Oldtimer

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Wir jedoch genießen die Citytour, die uns durch morbid-charmante Straßenzüge u. a. zur Plaza de la Revolución und zum Kapitol führt, in einem lila-weißen Cadillac-Cabrio-Oldtimer mit zerfetzten Sitzen und wackeligem Armaturenbrett.

Ganz Kuba ist ein rollendes Automuseum, an die 50.000 historische Ami-Schlitten aus den 40er- und 50er-Jahren (Buick, Chevrolet, Chrysler, Ford, Plymouth) kurven über die Insel. Ersatzteile gibt es nicht. "Unsere Mechaniker sind die kreativsten der Welt", weiß Rafael. Durch Havanna rollen nun auch westliche Modelle von Mercedes, Peugeot und Fiat, die seit sechs Jahren eingeführt werden dürfen. Die Farbe der Nummernschilder verrät, wer das Auto steuert: Schwarz etwa gilt für Diplomaten, Orangerot für Touristen in Mietautos.

 

Hershey-Zug

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Wer in Havanna weilt, muss es Ernest Hemingway gleichtun und in der stets überfüllten Bar "El Floridita" Daiquiri, einen Cocktail aus Rum, Zucker und Limettensaft trinken; muss die "Tropicana"-Kostümshow und eine Zigarrenfabrik besuchen. Vor allem aber sollte man etwas außerhalb der Stadt die Fahrt mit dem nostalgischen Hershey-Zug nicht versäumen, dessen Gleise einst für den Zuckerrohrtransport eingesetzt wurden. Heute spielt im Zug für Touristen eine mitreißende Combo auf, Salsa-Tänzer wirbeln zwischen den Sitzreihen, Mojito fließt bis zum Abwinken, ehe es zum Zuckerrohrsaftpressen aufs Feld geht. Einst gab es 170 Zuckerfabriken auf der Insel, jetzt sind nur noch 38 in Betrieb.

 

Viñales-Tal

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Unsere Rundreise klammert weitere Kuba-Klassiker nicht aus. Landschaftlich besonders schön präsentiert sich das Viñales-Tal im Westen – das beste Tabakanbaugebiet Kubas. Wir besuchen den Bauern Carlos, der auf zehn Hektar Land Tabak, Mais, Avocados und Kaffeebohnen erntet. Der schmucke Ort Viñales ist beliebtes Ziel für Individualreisende, blaue Anker vor den Häusern symbolisieren, dass an Ausländer Zimmer vermietet werden – mit Schaukelstuhl auf der Veranda. Die beste Piña Colada (mit Rum so viel man will) schlürfen wir an der Bar bei den bunten Felsmalereien Mural de la Prehistoria.

In die maritime Stadt Cienfuegos rollen wir über den Pracht-Boulevard Paseo del Prado ein, spazieren im Parque Marti und durch das 1889 erbaute Teatro Tomás Terry, in dem eine Formation Flamenco probt. Sehenswert ist auch der Palacio de Valle, der mit neogotischen, venezianischen und maurischen Stilelementen punktet und als Restaurant geführt wird.

Trinidad

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Malerische Hügellandschaft, Teakholzwälder, Flusstäler, Rinderherden und Dörfer mit Hausschweinen im Garten säumen unseren Weg nach Trinidad – bis Mitte des 19. Jh. eine der bedeutendsten Zuckermetropolen Kubas. Durch die isolierte Lage am Fuße der Sierra del Escambray ist der koloniale Charme Trinidads vollkommen erhalten geblieben. Man erliegt ihm schnell. Viele der UNESCO-geschützten Prachtbauten mit großen Rundbogenfenstern und Gittern aus Eisen oder Holz davor, hohen Eingangstoren und Innenhöfen, sind renoviert. Um den Hauptplatz Plaza Mayor locken Museen, in den Gassen herrscht einzigartiges Flair mit Reitern, Rikschas, Oldtimern und Vogelkäfigen vor der Haustür. "In Trinidad gibt es mehr Bettler als anderswo auf Kuba", hat uns Guide Rafael gewarnt. Stimmt. Einheimische verlangen für ein Foto einen CUC, wer nicht zahlt, wird penetrant verfolgt. Abends stolpern wir über das uralte Kopfsteinpflaster in die Casa de la Musica (sehr touristische Shows) und in die wunderbare Casa de la Trova, lauschen dort dem Mix aus spanischen Melodien und afrikanischem Rhythmus, schwingen das Tanzbein. Unvergesslich!

Gänsehautfeeling auch beim Besuch des Memorial-Komplexes von Ernesto "Che" Guevara in Santa Clara. Das Museum dokumentiert mit Fotos und persönlichen Gegenständen das Leben des Helden der kubanischen Revolution. Im Mausoleum liegen seine sterblichen Überreste – und jene von 38 weiteren Kameraden.

Varadero

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Nach so vielen Eindrücken ist es Zeit zum Relaxen am Sandstrand von Varadero. Das Badeparadies auf der Halbinsel Hicacos liegt 120 km östlich von Havanna, bietet eine große Auswahl an großen Hotels aller Kategorien. Tipp: Die schönste fein­sandige weiße Strandzone erstreckt sich direkt vor dem Ort Varadero (7000 Einwohner). Von der etwas außerhalb gelegenen Touristenzone ist sie per Hop-on-Bus erreichbar. Gesäumt wird sie von einfachen, kleinen Hotels. An Ausländer dürfen hier aber keine Zimmer vermietet werden.