Karibischer Mehrkampf auf Barbados
Barbados steht für mitreißende Karibikklänge, kulinarische Hochgenüsse, eine bewegte Kolonialgeschichte und perfekte Sonnenuntergänge. Nicht umsonst landeten „Die Flippers“ schon in den Neunzigern mit „Die rote Sonne von Barbados“ einen Kassenschlager. Nicht umsonst gilt die Karibikinsel mit ihren zahlreichen Rum-Shops als Paradies für jeden Rumliebhaber. Nicht umsonst kehrt R&B-Legende Rihanna jeden August zum traditionellen Crop Over Festival in ihre Heimat zurück. Dieses wird zum Ende der Zuckerrohrernte gefeiert und besonders sein Abschlussfest, der Kadooment Day, ist bei Party-Touristen aus aller Welt äußerst beliebt. Damit aber nicht nur feierwütige Amerikaner auf die Karibikinsel kommen, setzt Barbados auf Sporttourismus und rückt damit die aktive Seite der sonnigen Insel in den Vordergrund.
Volkssport Road Tennis
Schon seit den Dreißigern gilt Road Tennis als barbadischer (nicht barbarischer) Nationalsport. Diese Mischung aus Tischtennis und Tennis wird auf einem sechs mal drei Meter großen Spielfeld ausgetragen. Anstatt eines Netzes teilt ein etwa 20 Zentimeter hohes Brett das Feld. Wer mit dem einfachen Holzschläger und Gummiball zuerst 21 Punkte erreicht, gewinnt.
Die aktuelle Nummer Eins ist der junge Mark „Venom“ Griffith. „Das Beste an Road Tennis sei immer noch, dass es wirklich jeder spielen kann, egal ob arm oder reich. Man braucht kein teures Equipment wie bei Polo oder Golf, sondern nur ein bisschen Platz, zwei Holzschläger und einen Gummiball“, erklärt der Sportler. Daher sieht Griffith gute Chancen, dass sich der Sport auch international etabliert und im besten Fall zur olympischen Disziplin erklärt wird.
Obwohl sein Nationalsport nicht zu den abgehobenen Upper-Class-Sportarten gehört, ist und bleibt Barbados auch ein karibisches Steuerparadies für die Schönen und Reichen dieser Welt. Wenig überraschend ist also, dass einer der teuersten Golfplätze der Welt auf Barbados zu finden ist: der „Green Monkey“ des legendären Sandy Lane Hotels in der Nähe von Holetown. Bei einem Greenfee von 4000 US-Dollar pro Person und einem traumhaften Meerblick an 15 der 18 Löcher fahren hier wirklich nur die Superreichen mit ihren Golfcarts über die perfekt rasierten Grünflächen.
Stars am Golfplatz
„Grund genug für Golflegende Tiger Woods hier zu heiraten“, brüstet sich Golfmanager Elvis Medford stolz. Neben der Tatsache, dass sich regelmäßig Stars wie Rihanna und Tiger Woods im Sandy Lane einquartieren, hat das an der Westküste gelegene Holetown auch historischen Wert. Denn genau hier landeten mit Kapitän John Powell und seinem Schiff Olive Blossom (Olivenblüte) im Jahr 1625 die ersten britischen Siedler. Ein Denkmal im Stadtzentrum von Holetown erinnert an die historische Bedeutung des Ortes.
Nur wenige Kilometer vom Sandy Lane entfernt, etwas weiter nördlich, treffen Golf und Polo im Apes Hill Club aufeinander. Neben dem hauseigenen Poloteam, das zwischendurch auch mal die Golfschläger schwingt, dürfen hier sogar Nichtmitglieder ihre Runden drehen und dabei die traumhafte Vegetation genießen: Guavenpflanzen und Bananenstauden zieren neben majestätischen Palmen die Hügel des Apes Hill Resorts. Von Loch zwölf aus, dem sogenannten „signature hole“, sieht man sogar bis zur Ostküste der Insel.
Barbados liegt im Südosten der Kleinen Antillen und ist innerhalb des karibischen Archipels eine verhältnismäßig kleine Insel: Dreieckig, 33 Kilometer lang und an der weitesten Stelle 23 Kilometer breit. Mit ihren 431 Quadratkilometern ist sie ungefähr so groß wie Wien. Ihre Küstenabschnitte haben eine Gesamtlänge von 110 Kilometer und ihr Sand schillert von strahlend weiß bis zartrosa.
König der Wellen
An einem der südlichen Strände, dem Silver Sands Beach hat sich Windsurflegende Brian Talma (52) niedergelassen. Mithilfe seines Windsurfkumpels Richard Anderson (54) leitet der ehemalige „König der Wellen“ eine Kite- und Windsurfschule inklusive Shop und Unterkünften für Urlauber.
Der selbst ernannte „Action Man“ verkörpert ein Leben, von dem viele nur träumen: lässige Beach Culture. Für die sportlichen Leistungen wurde ihm 2003 der Ehrenstatus als „Barbados Ambassador“ verliehen.
Eine solche Auszeichnung hätte auch George vom Barbados National Trust verdient. Die Einrichtung wurde per Parlamentsbeschluss damit beauftragt, Orte und Stätten von ökologischer Bedeutung und landschaftlicher Schönheit zu erhalten und zu schützen.
Die Natur schützen
Mit 12 Wanderern fing die Gruppe an, mittlerweile ist es eine große Community, die sich jeden Sonntag am Hackleton's Cliff trifft, um gemeinsam durch die weitläufigen Zuckerrohrplantagen und die üppige Vegetation des barbadischen Nordens zu wandern.
„Man muss die Natur schützen, solange sie noch existiert“, konstatiert der ehemalige Lehrer. Dies sei jedoch nicht möglich, wenn man nichts über das eigene Land weiß. Deshalb gibt er gerne die geschichtlichen und botanischen Hintergründe seiner Heimat weiter. Zum Beispiel, das die Insel aus tropischen Regenwäldern bestand, bevor die Briten kamen und sie landwirtschaftlich erschlossen. „Meine Weisheiten bringen rein gar nichts, wenn ich sie nicht teile“, erklärt der Pensionist.
Barbados ist wie alle anderen Karibikinseln ein pulsierendes Stückchen Erde im Atlantik. Allerdings hat es auch eine stille Seite. Wer diese kennenlernen möchte, muss abtauchen. Abtauchen in die schlummernde Unterwasserwelt vor der Küste von Barbados, wo schillernde Korallenriffe und Meeresbewohner aller Formen und Farben zu Hause sind: Papageienfische, Riffkalmare, Bermuda- und Zackenbarsche, Zylinderschwämme, Barrakudas, Stachelrochen, Muränen und Ammenhaie. Unterwasserpflanzen wiegen sich gemütlich in den warmen Meeresströmungen der Karibik, eine Schildkröte zieht zügig vorbei, während ein Seestern lieber gemütlich am Meeresgrund ruht.
Sieben auf einen Streich
Zum barbadischen Unterwassermuseum gehört außerdem eine erlesene Sammlung von über 200 Schiffswracks, die im Laufe der Zeit gewollt oder ungewollt auf den Meeresgrund hinabsanken. Abhängig vom „Todeszeitpunkt“ ist jedes Einzelne mehr oder weniger dicht mit gelben und roten Schwämmen bewachsen. Hartkorallen bedecken die noch intakten Bordwände und Schwärme von Gelbstreifen-Grunzern bewohnen die Unterwasserkajüten.
Tauchlehrer Robert von der Tauchbasis Barbados Blue genießt diesen Anblick täglich: „Tauchen ist ein sehr beruhigender Sport, denn man lässt den ganzen Trubel hinter sich und konzentriert sich nur auf sich und die Unterwasserwelt.“
Der Carlisle Bay Marine Park in der Nähe von Bridgetown beheimatet gleich sieben überwucherte Schiffswracks in Schnorcheltiefe von 9 bis 18 Metern. Sie liegen sogar so nah aneinander, dass man sie in einem Tauchgang abgrasen könnte. Die Turboversion sozusagen: sieben Wracks auf einen Streich – ein Rekord für jedes Logbuch.
Info
Anreise Condor fliegt Wien– Frankfurt–Bridgetown, condor.com
Beste Reisezeit Mild und trocken von Dezember bis Mai. Juni bis November Regenzeit, Hurrikangefahr.
Unterkunft Waves Hotel & Spa in Prospect Bay, St. James. eleganthotels.com/waves-hotel-spa
Essen Surfers Café in Oistins surferscafebarbados.com, Lobster Alive in Bridgetown lobsteralive.net
Aktivitäten Tauchen mit Eco Dive Barbados Bridgetown ecodivebarbados.com
Polo und Golfen im Apes Hill Club St. Peter
Wandern Barbados Hiking Association barbadoshikingassociation.com Wind- und Kitesurfen am Silver Sands Beach briantalma.pro
Auskunft visitbarbados.org/de/