Kap Verde: Sonne, Strand und neue Direktflüge
Von Maria Gurmann
Boa Vista („schöner Anblick“) mit den traumhaften, bis über zwanzig Kilometer langen, gleißenden Sandstränden ist das ideale Urlaubsziel für Sonnenanbeter, Surfer, Kiter und Taucher. Das wüstenhafte Inland der Insel lieben Streckenwanderer, Radsportler und Ultra-Marathonläufer.
Unter uns der unendliche Atlantik. Dann ist die Insel in Sicht: Wüstenlandschaft, riesige Wanderdünen, Oasen mit struppigen Dattelpalmen, ein paar kleine Vulkanberge und der breite Sandstrand, der Boa Vista, die östlichste der 15 kapverdischen Inseln, wie eine Kette umringt. Kaum Dörfer und Straßen. Dafür ein internationaler Flughafen, auf dem Urlauber ausgelassen werden, nachdem sie – ja das gibt es noch – freudigst nach der Landung applaudiert hatten.
War Kap Verde, oder Cabo Verde – ein Staat auf einer vulkanischen Inselgruppe vor der Nordwestküste Afrikas (Senegal, Mauretanien) – vor zehn bis 20 Jahren noch kaum als Urlaubsziel bekannt, ist es jetzt ein Dorado für Strandtourismus geworden. Vor allem, weil große Hotelketten und Reiseveranstalter wie Riu und Tui in große Resorts auf den Inseln Boa Vista und Sal investierten. Dort, wo früher der Wind die schönsten Dünenmuster formte, entstanden Hotel-Dörfer mit 750 bis 1000 Zimmern, die sich sandfarben der Landschaft anpassen.
Alles inklusive
Im Riu Karamboa, nahe der kleinen Inselhauptstadt Sal Rei, tummeln sich Gäste aus ganz Europa, bedienen sich nach Herzenslust an den Buffets der verschiedenen Themenrestaurants und Bars. Die fröhlichen kreolischen Barkeeper balancieren Flaschen auf dem Kopf und tanzen zu kapverdischen Rhythmen während sie Cocktails mixen. Groß und Klein lassen sich zu Aquagymnastik, Beach-Volleyball oder -Fußball und zur Teilnahme an den abendlichen Shows animieren.
Raus aus dem All-inclusive-Luxus, rein ins wirkliche Leben der Insel, zu den gastfreundlichen Kapverdiern, heißt es für all jene, die den Reiz des Reisens in spontanen Begegnungen und neuen Erfahrungen sehen.
Momo, der 25-jährige Kreole, lächelt aus seinem vier Quadratmeter kleinen Souvenierladen am Hafen von Sal Rei. Kreativ ist der junge Mann. Einzigartig seine Lampen und Aschenbecher, die er aus alten Dosen, Flaschenkapseln, Glasabfällen und Maschendraht bastelt. Ohne den touristischen Aufschwung wäre er, wie so viele Kapverdier, die von der spärlichen Viehzucht und Fischerei nicht leben konnten, aufs Festland oder auf die Insel Santiago mit der Hauptstadt Praia ausgewandert.
Herzerfrischend ist die kreolisch-portugiesisch-afrikanische Kultur. Und großartig die traditionelle Morna-Musik – nicht zu verwechseln mit dem portugiesischen Fado. Zum Weinen schön die Lieder der berühmten kapverdischen Sängern Cesária Évora ( 2011).
Musik im Blut
Morna sei, erzählt uns ein Sänger, „auf Boa Vista entstanden“. Gespielt wird mit Gitarren und einer Geige. Morna ist, wie der Fado, melancholisch, nachdenklich, die Texte sind voller Sehnsucht, Heimweh und Verlangen („Sodade“).
Diese Mischung aus Fröhlichkeit, Sehnsucht, Musikalität und Lebensfreude spüren wir in Povoação Velha im Südwesten, dem ältesten Dorf der Insel mit 80 Einwohnern. Fabiana serviert uns im urigen Restaurant Fon Banana traditionelle Speisen. Nicht Importware wie in den großen Hotels, sondern butterweiches Lammgulasch, Brathuhn und frischen Fisch. Dazu gibt es das Nationalgetränk Grogue: Entweder trinkt man den Schnaps aus Zuckerrohr pur oder mit wahlweise Honig- , Kokos- oder Kaffeegeschmack.
Sobald die Musiker spielen, gesellen sich die Einheimischen zu uns. Kinder, Fabiana und das ganze Personal des Restaurants tanzen mit den Gästen. Sie haben den Rhythmus im Blut.
Sail away
Ein anderer Halbtagesausflug führt uns an Bord der 133 Jahre alten „Salina“. „Der verrückte Besitzer“, erzählt uns Marcio, der uns begleitet, hat das Segelboot persönlich von Italien in fünf Monaten nach Boa Vista über das Mittelmeer und den Atlantik gesteuert. Wegen des hohen Wellengangs chillen wir auf dem ächzenden Holzboot in einer Bucht, Marcio serviert Drinks und führt Zaubertricks vor, bevor er die zehn Passagiere zum Schnorcheln und auf eine kleine, unbewohnte Insel zum Baden begleitet.
Auf die Ausflüge mit Quads über die Dünen oder zum Schiffswrack Cabo Santa Maria im Norden verzichten wir. Der spanische Frachter strandete, wie zahlreiche andere Schiffe, denen die tückischen Riffe, die Strömungen entlang der Nord- und Ostküste und heftige Winde zum Verhängnis wurden.
Eines der unvergesslichen Erlebnisse ist allerdings der Besuch im Camp der Bios.CV-Tierschützer, die sich mit Volontären um die Vogelvielfalt, die Buckelwale und vor allem die Meeresschildkröten liebevoll kümmern. Wir dürfen eine Nacht das bewegende Naturschauspiel der Karettschildkröten, die von Juni bis Oktober an Land kommen, um ihre Eier zu legen, erleben und beim Monitoring mithelfen.
Tierschutz
Es ist 21 Uhr und stockfinster. Die Stirnlampen müssen wir ausschalten, sobald wir am fünf Kilometer langen Strand entlang gehen. Die Projekt-Chefs Samir, Caro und Pedro führen uns an der Hand, sehen in der Finsternis, was wir fast nicht sehen: 80-Zentimer-große Weibchen robben sich durch den Sand, graben 50 Zentimeter tiefe Löcher, in die sie 70 bis 90 Eier legen. In diesem Moment ist der Kaltblüter in Trance. Wir robben im Sand hinterher, fangen die Eier auf, zählen sie und bringen sie zu eingezäunten Brutplätzen, wo sie geschützt vor Feinden (Krabben, Raben oder Stürmen) nach 45 bis 70 Tagen schlüpfen können.
Die Nacht im Zelt mitten in der Steppe unter einem Baum ist kurz. Bei Tagesanbruch werden die Spuren im Sand und die Nester auf einer Strandlänge von fünf Kilometern gezählt und notiert. 3541 waren es in zwei Monaten. „Das ist ein Rekord“, freut sich Pedro über den Erfolg des Projekts, das von der Tui Care Foundation unterstützt wird. Die Tui Care Foundation initiiert und unterstützt Projekte, die jungen Menschen auf der ganzen Welt neue Zukunftsperspektiven eröffnen, Natur und Umwelt schützen und die nachhaltige Entwicklung von Urlaubsdestinationen fördern.
Vom Ervatão Strand kehren wir nach einer rumpligen Fahrt über Pisten und Sandstraßen müde und glücklich darüber, diese großen, wunderschönen Tiere hautnah erlebt zu haben, in das Getümmel des All-inclusive-Luxus zurück.
Info
Anreise Tui fliegt ab 21. 12. 2018 direkt von Wien jeden Freitag nach Sal und Boa Vista. Preis (nur Flug) ab 541 €. www.tui.at
Beste Reisezeit Ideales Ganzjahresziel mit 350 Sonnentagen/Jahr, 21 und 29 Grad.
Währung 1 Euro = 110,265 CVE (Escudo hat festen, unvariablen Wechselkurs), europäische Preise.
Visum erforderlich (45 €)
Zeitdifferenz Sommer: -3 Stunden, Winter: -2 Stunden
Pauschalangebote 4* Hotel Riu Karamboa, Boa Vista. z. B. 1 Woche all inclusive am 11. 1. 2019 ab 1263 €/
P./Woche/DZ/Flug ab Wien
– 5* Tui Sensimar Cabo Verde Resort & Spa auf Sal, z. B. 1 Woche all inclusive am 25.1. 2019 ab 2282 p. P./Woche DZ/Flug ab Wien
Ausflüge „Tui Turtle Aid“, Nachtausflug zu den riesigen Meeresschildkröten, wenn sie zum Nisten auf den Strand kommen. (Juni bis Okt.). 79 €/ P.
– Bootsausflug auf einem alten Holz- Segelboot mit Schnorcheln & Baden auf einer Insel, 1/2 Tag 62 €/P.
Essen & Musik Restaurant Fon Banana in dem kleinen Dorf Povoação Velha, köstliche Fisch- und Fleischgerichte, Highlight: feine kapverdische Livemusik, zu der man tanzen kann. www.fon-banana.com
Auskunft www.tui.at, bioscaboverde.com/home-en.php