Gosaukamm: Die erste Nacht auf dem Berg
Von Axel Halbhuber
Das wahre Gefühl der Berge erschließt sich einem erst ab einer Zweitages-Tour und der damit verbundenen Übernachtung da oben. Nach meinen Weitwanderungen war es mir daher stets ein Dorn im Auge, dass meine durchaus naturaffinen Freunde das noch nie erlebt haben. Ein gemeinsames Bergwochenende sollte das ändern.
Halbschuh-Teenies
Dort kommt die Gruppe meiner Berg-Einsteiger an. Bis Seilbahn-Schluss nerven amerikanische Halbschuh-Teenies, danach ist die Hütte mit Blick auf den Gosaugletscher ein Ort des Glücks und perfekt für ein Tour-Besprechungs-Debüt: Startzeit am nächsten Tag, Weg- und Wettercheck, Ausrüstung. Die Augen glänzen.
Blitze und Regen
Das angesagte Gewitter kommt früher als gedacht: Die 14 Wackeren erleben das Bedrohlichste und Imposanteste, das Berge bieten: Sommergewitter. Blitzeinschlag im Hang. Schwerer Regen. Kein Aufstieg, kein Gipfel und keine Hüttengaudi vermitteln die Macht der Berge besser.
Meine Freunde hätten trotzdem lieber verzichtet. Eberhard lernt schon wieder: Bei den ersten Tropfen holt man die Regenhose raus, es könnte länger regnen. Konkret eine halbe Stunde. Das Trockenlegen erledigen wir auf der Sulzkaralm, rund eine Stunde vor dem Nachtquartier Hofpürglhütte gelegen. Zwei freundliche Sennerinnen, eine kleine Stube, Käse frisch aus der Produktion. Schon wieder Berggefühl.
Und beim lang gezogenen Abstieg zu den Jodel-Murmeltieren ist das Gewitter von gestern schon nur mehr eine der Geschichten, die man sich vom Berg erzählt.