Leben/Reise

Abenteuerlich von Alaska zum Südpol

Am Ende des Tages sind auch postmoderne Abenteurer nur Menschen. Aber davon später. Das ist die Geschichte von Gábor Tolnai, einem 26-jährigen Studenten aus Innsbruck, dem inoffiziellen Landesmeister im Autostoppen.

Tolnai will es jetzt der Welt beweisen, wie er sagt. "Ich möchte von Alaska bis zum Südpol gelangen, ohne dabei extra CO2 zu erzeugen." Als Auto- und Bootsstopper, als Wanderer, als Tramper und als Bergsteiger.

Gut Ding braucht Weile. Seit dem August des Vorjahres ist der Student der Japanologie mit der Anreise beschäftigt. Und sein erstes Ziel, der Startort im hohen Norden, ist noch immer weit entfernt. Vor Kurzem hat er den amerikanischen Kontinent erreicht, nach 18 ereignisreichen Tagen vom westafrikanischen Dakar über den Atlantik, mit einem ebenfalls gestoppten Segelboot und Zwischenstopp auf der sündteuren Insel Barbados.

CO2-frei reisen

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Autostoppen durchs Paradies– so nennt Tolnai seine Reise, die man auch auf Facebook mitverfolgen kann. Seine Mission beschreibt er so: "Die Menschen vergessen vor lauter Denken an Risiken ihre Möglichkeiten. Diese Möglichkeiten möchte ich ihnen gerne aufzeigen und sie zum alternativen Reisen motivieren. Das muss nicht unbedingt Autostoppen sein, aber um angehört zu werden, muss man heutzutage halt etwas Extremes machen. Und Spaß macht es mir natürlich auch."

Im Moment ist er in Las Vegas. "Um wieder einmal meine Batterien aufzuladen." Rauf nach Alaska ist es von hier noch ein Stück. Doch die Zeit scheint dem Tramper nicht davonzulaufen: "Ich will im Juni von Alaska starten, um dann im Jänner 2016 zu einer Expedition zum Südpol aufbrechen zu können." Sollte sich das nicht ausgehen, dann erst im Jänner 2017 ...

Mit Merkels Panzerauto

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Schon bis jetzt hat er viel erlebt! Während der Atlantik-Überquerung hat er gemeinsam mit den Anderen auf dem Segelboot 50 Kilo Fisch gefangen. Tolnai am Telefon: "Ich bin schon ein paar Mal mehrere Tage allein in der Natur oder Wildnis gewandert, aber das ist nichts im Vergleich zur totalen Isolation auf dem Ozean, wo man sich tagelang, ohne ein anderes Schiff zu sehen, mit 10 km/h fortbewegt."

In Kürze begibt er sich wieder auf die Piste. Seine bisherigen Erfahrungen beim Stoppen sind durchwegs positiv. Nur durch Spanien sei er nur langsam weitergekommen: "Da habe ich an einem Tag nur dreißig Kilometer gemacht, wovon ich zehn Kilometer neben der Straße gewandert bin." (Im Schnitt sind es 500 pro Tag.)

Menschen aus allen sozialen Schichten haben ihn bisher mitgenommen. Tolnai erzählt auch von kleinen Wundern: "Ich bin zum Beispiel per Stopp mit der Panzerlimousine der deutschen Kanzlerin Angela Merkel mitgenommen worden, als der Wagen für die Olympischen Spiele in London zugestellt wurde."

Und dann war da noch die Episode in Barbados: "Ich habe von dort so schnell wie möglich wegfliegen müssen, weil ich in nur zwei Wochen 500 Euro für Lebensmittel ausgegeben habe. Ich habe mein Ticket gehabt, aber die Airline hat meinen Sitzplatz ein zweites Mal verkauft."

Man gab ihm zur Wiedergutmachung eine Nacht in einer zweistöckigen Hotelsuite und einen 1500-Dollar-Bonus, den er in einem Jahr aufbrauchen muss. "Deshalb bin ich gleich nach Las Vegas geflogen, und will auch Freunde und Familie einladen." Viel CO2! Wie gesagt: Sind halt auch nur Menschen, die Abenteurer von heute.