Leben/Reise

Madeira – einmal ganz objektiv betrachtet

Camara de Lobos, ein kleiner Fischerhafen im Süden Madeiras: Die Mittagsonne blinzelt durch einen Vorhang aus Stockfischen, die an einem Boot hängen. Sechs Personen schultern Kameras, Stative und Objektivtaschen auf der Suche nach dem optimalen Winkel zwischen getrockneten Fischen und Sonne für ihr Sonnenstern-Bild. „Blende acht, Sonne lacht“, scherzt Karl Füsselberger, Profifotograf und Reiseleiter. Einige Bicos (Espresso) im Hafencafé später steht die nächste Herausforderung an: die blaue Stunde. Kameras und Stative sind Richtung Hafen postiert für den Moment, in dem die Sonne versinkt und der Himmel dieses magische Blau zeigt.

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Die anspruchsvolle Checkliste (Makroobjektiv, Pol-, ND- oder Grauverlaufsfilter etc.), die man beim Buchen der Fotoreise erhält, soll einen nicht irritieren: Nicht die Ausrüstung macht den Meister – Neugier, Offenheit für neue Situationen und die Freude am Experimentieren sind ausschlaggebend.

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Ponta de São Lourenço, der östlichste Zipfel der Insel, ist ein Höhepunkt für Landschaftsfotografen. Das Naturreservat bietet einen atemberaubenden Ausblick auf mächtige Felsformationen im Atlantik. Die faszinierende, karge Landschaft des Ostkaps unterscheidet sich von der grünen Vegetation der übrigen Insel mit Bananenplantagen und Levadas (künstliche Wasserkanäle). Um dieses Naturschauspiel optimal festzuhalten, werden die Hobbyfotografen umtriebig: Stative, Objektive und Filter werden getauscht.

Levadas und Zauberwald

Wander-Guide Christa Dornfeld-Bretterbauer führt die Fotografen auf den Encumeada-Pass (1007 m) und marschiert mit ihnen die Levada Norte entlang. Dabei erzählt sie viele bunte Geschichten über Land und Leute. Die künstlichen Wasserkanäle aus dem regenreichen Norden versorgen den Süden der Insel mit Wasser für Strom und Landwirtschaft.

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In der Paul da Serra, im Fanal – seit 1999 UNESCO-Weltkulturerbe – sind jahrhundertealte Lorbeerbäume zu entdecken, eine dicke Nebeldecke lässt sie wie Fabelwesen erscheinen. In dieser mystischen Atmosphäre möchte so mancher Teilnehmer verweilen. „Als wäre man Statist im Film ,Herr der Ringe‘“, beschreibt ein Fotograf diese unwirkliche Stimmung.

Bewegungsunschärfe

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Vier Kilometer oberhalb von Funchal, in Monte, befindet sich die Kirche Nossa Senhor, die Ruhestätte des letzten Kaisers von Österreich, Karl I. Unterhalb der Kirche warten Korbschlittenführer, weißblau gekleidet, mit Strohhüten. Sie schieben die Touristen talwärts, trotz des Tempos mit einer gewissen Lässigkeit. Dieses Schauspiel sollen die Fotografen festhalten: Die Kamera mitziehen, dabei die Touristen im Korb scharf halten und dennoch den Schwung der Fahrt einfangen.

Teilnehmer der Gruppe stehen, sitzen, knien, ja liegen sogar auf der Straße. „Es ist reine Übungssache, stell dich an eine Straße und fotografiere die vorbeifahrenden Autos, so gewinnst du Routine für die Bewegungsunschärfe“, rät Foto-Profi Karl Füsselberger.

Am letzten Abend sieht sich die Gruppe die Foto-Ausbeute der vergangenen sechs Tage an. Es wird gelacht und gestaunt, wie unterschiedlich dieselben Motive gesehen werden können.