Mailand entdeckt seine Wasserwege wieder
800 Jahre lang war Mailand von Kanälen durchzogen, ähnlich wie Amsterdam oder Venedig. Die lombardische Hauptstadt war seit dem späten Mittelalter über ein Kanalsystem um die Flüsse Po und Ticino mit ganz Oberitalien vernetzt. Erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die meisten der zu Kloaken verkommenen "Navigli" auf Stadtgebiet nach und nach zugeschüttet.
Warenumschlagplatz
Zu den Zeiten, da der Straßentransport langsam und beschwerlich war, bedeuteten Kanalverbindungen enorme wirtschaftliche Vorteile. Der Mailänder Dom wurde mit Marmor aus den Alpen errichtet, der über die Navigli praktisch bis an die Baustelle gebracht wurde: Stadtherrscher Gian Galeazzo Visconti ließ zu Ende des 14. Jahrhunderts einen Stichkanal graben, der bis 250 Meter an die Dombaustelle heranführte. Der wichtigste Kanal, der "Naviglio Pavese", wurde 1819 von den Habsburgern fertiggestellt.
"Bis vor 100 Jahren waren die Wasserwege in Mailand noch befahrbar. Nachdem sich der Straßentransport immer stärker durchsetzte, ist dieses besondere Wassersystem in Vergessenheit geraten und zu einfachen Kanälen degradiert worden. Jetzt will Mailand seine Navigli wieder ganz zurückhaben", freute sich Empio Malara, Präsident des "Instituts für die Navigli".
Einzigartiger Schauplatz
Doch damit will sich Mailand nicht zufrieden geben. Mit weiteren Finanzierungen in Höhe von 32 Millionen Euro soll die Wasserstraße zwischen Mailand und der lombardischen Stadt Pavia zu neuem Leben erwachen. Damit könnte die Industriemetropole und Modehauptstast auch mehr Touristen anlocken. "Wir wollen einen Flusstourismus nach dem Vorbild anderer europäischer Städte fördern. Die Projekte sind vorhanden: Bisher hat leider der Wille gefehlt, diese Pläne umzusetzen", meinte Malara. Die Expo habe in diesem Zusammenhang der Stadt entscheidende Impulse gegeben.
Die Projekte Mailands verbinden sich mit dem lang gehegten Plan, Italiens längsten Fluss, den Po, von Turin bis Venedig befahrbar zu machen. Für die Finanzierung soll es zu einer Zusammenarbeit von Staat, Regionen und Lokalverwaltungen kommen. Am Fluss sollen auch Radwege entstehen.