Das Beste, das die Basken bieten

Mit einer einladenden Geste winkt Vitorino Eguren uns in seine Höhle. "Kaixo!" (Hallo!) Er und seine Frau Mercedes (das freundliche Paar oben) machen sich gerade ans Mittagessen. Wenn wir nicht wüssten, dass der Selfmademan vor uns sich vom Bauern zum Millionär arbeitete, würden wir es kaum glauben.

Sein Mittagessen könnte einfacher nicht sein: Frische Paradeiser aus dem Garten, dazu eingelegte Oliven aus Eigenproduktion. Mehr braucht er nicht, um glücklich zu sein. Na ja, nicht ganz. Er holt eine Flasche Wein aus dem Regal und lädt uns ein, sie mit ihm zu verkosten. "Topa!" (Zum Wohl). Es ist einer seiner Weine, extra für Familie und Freunde abgefüllt. Denn Vitorino ist Besitzer des Weingutes Eguren Ugarte, in der Region Rioja Alavesa, auf dem wir uns befinden.

Vitorino spricht nicht englisch, wir nicht baskisch, mit Händen, Füßen und der Hilfe eines Übersetzers kommunizieren wir trotzdem. Seine Höhle ist mit allerlei Andenken und Krimskrams gefüllt, die er uns stolz präsentiert. Jeden Tag kommen er und Mercedes hierher, um ein paar Stunden zu werken – nur zum Vergnügen, das Weingut haben schon seine Kinder übernommen. Wenn man ihn fragt, wie es zu dem großen Anwesen kam, meint er trocken, seine Frau hätte sich einen Garten gewünscht.

Neben dem Weinkeller, der schon über Generationen im Besitz der Familie ist, gibt es hier auch ein Hotel und ein Restaurant. Touristen fahren mit Segways durch die Weinberge. Wir wollen uns dieser Gefahr nicht stellen und spazieren lieber zu Fuß. Dann verschwindet er, um kurz darauf mit lautem Gehupe und noch lauterem Gelächter mit seinem neuen Auto in die Höhle einzufahren. Seine Frau schimpft etwas wie "alter Depp" und lacht verlegen. Wir bedanken und verabschieden uns "Agur!".

Pintxos

Das Weingut ist aber nur eines von vielen kulinarischen Highlights, die das Baskenland zu bieten hat. Ein wichtiges Wort ist"Pintxos". Ähnlich wie Tapas, nur noch besser, werden die kleinen Köstlichkeiten in Bars und Gaststätten zu Getränken serviert. Das können einfache Sardellenspieße mit Oliven oder aufwendige Brötchen sein. Einheimische starten oft eine"Txikiteo"und ziehen in Gruppen von Bar zu Bar, um von den verschiedenen Tresen Pintxos zu naschen.

Unser Plan ist anders: In der Küche von Gabriella Ranelli de Aguirre lernen wir gemeinsam mit dem Chefkoch Josetxo Lizarreta mitten in der Altstadt von San Sebastián, wie man die Happen selbst zubereitet und schlagen uns die Bäuche voll. Dazu trinken wir den typischen Wein der Region: Txakoli, trocken mit hohem Säuregehalt.

San Sebastián ist aber auch abseits der Kulinarik sehenswert: Kleine Gässchen mit netten Geschäften, süße Design- und Handwerksläden, aber auch große Ketten findet man hier. Das Beste ist aber sicherlich, dass die Stadt gleich über mehrere Strände verfügt. Kaum ist das Wetter auch nur passabel, sieht man junge Männer mit dem Surfbrett unterm Arm in Richtung Wellen wandern.

Zum Meer haben es auch Bilbao-Besucher nicht weit, zehn Minuten mit der U-Bahn und man steht am Strand. Die Altstadt wiederum wartet mit der größten Markthalle Europas auf. Die dort gekauften Speisen können dem Koch des Restaurants "La Ribera Bilbao" gebracht werden, der etwas daraus zaubert (reservieren !).

Die Michelin-Stern-Dichte ist im Baskenland rekordverdächtig, die Preise relativ günstig – 20 Jatetxeas (Restaurants), 29 Sterne insgesamt. Zum Vergleich: In Österreich gibt es 14 Sterne-Restaurants mit 16 Sternen.

Aber auch in kleinen Tavernen isst man exzellent. Etwa im Cider-Haus Rezola Sagardotegia, in dem wir das nächste schier unaussprechliche baskische Wort kennen lernen:"Txotx!"[tschotsch] schreit einer, bevor eine ganze Gruppe aufspringt, zum Cider-FassKupela läuft und sich selbst in hohem Bogen einschenkt. Zwischen dem Trinkgelage gibt’s herzhafte Hausmannskost, die in die Mitte des Tisches gestellt wird, damit jeder sich selbst bedienen kann.

Kein Meer, aber viel Grün erwartet Besucher der Baskenland-Hauptstadt Vitoria-Gasteiz. Besonders empfehlenswert ist ein Besuch der Kathedrale Santa Maria, die "wegen Restaurierungsarbeiten geöffnet" ist und so seltene Einblicke in die Bauweise einer Kirche schenkt. Vom Turm genießen wir einen sagenhaften Ausblick auf die "Almendra Medieval", das eindrucksvolle, mandelförmige Altstadtviertel mit den farbigen und riesigen Wandbildern.

In der Altstadt befindet sich auch Elena Zudaires Kochstudio 220 °, wo wir lernen, das traditionelle Fladenbrot "Talo" und einen Baskenkuchen zu backen. Im Verspeisen sind wir schon geübt. Jetzt kennen wir auch "Gozoa" (Süßes) und haben das Gefühl, die Völlerei auf die Spitze getrieben zu haben.

Dabei reichen oft Paradeiser aus Eigenanbau und eingelegte Oliven – das haben wir von Vitorino gelernt.

Anreise Die Lufthansa fliegt mehrmals täglich je mit einem Stop zwischen Wien und Bilbao, www.lufthansa.com
– Vor Ort kommt man am besten im Mietauto voran, wer Zeit hat, kann sich auch in den Zug setzen.

Hotels NH Villa de Bilbao: Feines, modernes 4*-Haus in bester Lage. www.nh-collection.com
– Maria Cristina in San Sebastián: Ein stilvolles, historisches und luxuriöses Belle-Époque-Haus . Namensgeberin und erster Gast war die spanische Königin mit österreichischen Wurzeln www.hotel-mariacristina.com
– Hospedería de los Parajes: Ein familiengeführtes entzückendes Hotel in Laguardia. Zur Verabschiedung gibt’s eine Umarmung von der „Mama“. www.hospederiadelosparajes.com/en
– Viura: Das 4*-Designhaus steht mitten im Dorf Villabuena umgeben von alten Steinhäusern und schaut trotzdem nicht unpassend aus. www.hotelviura.com
– Trinken, schlafen, essen bei Vitorino: egurenugarte.com

Essen Extanobe: Michelin-Restaurant in Bilbao. Signature Dish ist eine Anchovi Lasagne auf Tomatensauce, 8-Gänge ohne Weinbegleitung kommen auf 88 €, www.etxanobe.com
– In der Taverne Ketarri in Getaria bekommt man zur herrlichen Meeresluft auch köstliche Pintxos, Hauptspeisen auch unter 10 €, unbedingt im nahe gelegenen Geschäft Maisor mit Fischkonserven eindecken.
– Das Restaurant Ikea in Vitoria–Gasteiz hat nichts mit dem schwedischen Möbelhaus zu tun und serviert keine Kötbullar, dafür feine Küche www.restauranteikea.com

Kochkurse Typisch baskische Küche erlernt man bei Elena in Vitoria-Gasteiz, www.220grados.com
– Pintxos Workshop bei Gabriella www.tendertours.com

Guide Quirlig, unterhaltsam und erfahren ist die deutschsprachige lokale Reiseleiterin Noemi Lekube Tel: +34/ 688 /90 31 24 oder noemi.lekube@gmail.com

Pauschalangebote Raiffeisen Reisen bietet von 16.05.–23.05.2016 eine Rundreise (Bilbao–Logroño– Pamplona–San Sebastián–Bilbao) inkl. Flüge, Unterkunft usw. ab 1299 € p.P. im DZ an.
– Weinreise durch Rioja von 21.04.–24.04. oder 29.09. –02.10.2016 ab 1290 € p.P. im DZ. Infos und Buchung in allen Raiffeisen-Reisebüros oder buze@raiffeisen-reisen.at

Auskünfte Spanisches Fremdenverkehrsamt in Wien, Tel: 01/512 95 80, viena@tourspain.es, www.spain.info/de, www.basquetour.net