Wolkenkratzer, Museen, Stadtstrand, Blues- und Jazz-Kneipen: Die Metropole am Michigansee wird ab 17. Mai von Austrian angeflogen.
Es ist nur ein kleiner Schritt, aber der hat es wahrlich in sich: Nur die wenigsten, zu hundert Prozent schwindelfreien Besucher, trauen sich hinaus auf den gläsernen Balkon „The Ledge“, der vom 103. Stockwerk des Willis Tower auf die Stadt blicken lässt.
Nur nicht runter auf die Füße schauen, sagt man sich leise vor und kann dann doch nicht anders: Zu atemberaubend ist der Panoramablick auf Chicago, zu berauschend das Gefühl, über der Stadt zu schweben. Man fühlt sich nicht nur als gemeiner Tourist, den ein ziemlich flaues Gefühl in der Magengegend plagt, sondern regelrecht beflügelt. So, als wäre man Batman, der in seinem letzten Filmabenteuer vom Dach des Willis Tower stolz auf sein glitzerndes Gotham City nieder schaute.
Was die Höhe seiner Gebäude betrifft, ist Chicago zweifellos eine Stadt der Superlative: Rund 1000 Hochhäuser säumen den zentralen Stadtbereich The Loop und den Chicago River. Nicht nur die Zahl der Bauten, auch deren Qualität ist herausragend: Stararchitekten wie Rem Kohlhaas, Frank O. Gehry, Mies van der Rohe und Frank Lloyd Wright hinterließen hier ihre in Glas, Beton und Stahl gegossenen Visionen der Moderne. Mies van der Rohes Lake Shore Drive Apartments und das IBM Building sowie sein Farnsworth House im außerhalb gelegenen Ort Piano sind ebenso Eckpunkte im Kanon der Architekturgeschichte wie Gehrys Pritzker Pavillion und der Aqua Tower des Büros Studio Gang.
Wer meint, die Chicagoer Skyline sei mit diesen markanten Bauten formvollendet, der irrt: Schon ist das nächste spektakuläre Hochhausprojekt in Bau. Der Chicago Spire des spanischen Stararchitekten Santiago Calatrava soll 610 Meter hoch in den Himmel ragen und jedes der 150 Stockwerke soll gegenüber dem darunterliegenden um 2,4 Grad verdreht sein. Die Arbeiten daran sind allerdings derzeit eingestellt, weil sich Investoren angesichts der akuten Wirtschaftskrise von dem Projekt zurückgezogen haben.
Cool und edel ist auch Renzo Pianos Erweiterungsbau des Art Institute of Chicago, eine der besten Kunstsammlungen der Welt. 300.000 Kunstwerke aus fünf Jahrtausenden sind in dem Gebäudekomplex an der South Michigan Avenue untergebracht. Werke von Monet, Van Gogh und Renoir bis zu Edward Hopper und Grant Wood. Bis 12. Mai sind neben der permanenten Sammlung auch eine Picasso-Schau („Picasso and Chicago“) und eine Irving-Penn-Fotoausstellung zu sehen.
Genug Kultur, auch das leibliche Wohl darf nicht vernachlässigt werden: Als Star der Chicagoer Kochszene gilt ein schmächtiger Mann namens Grant Achatz, der sich mit seiner Küche an die Molekularkreationen Ferran Adrias anlehnt. Der 39-Jährige ist der unbestrittene Gastro-Platzhirsch der Stadt mit seinen zwei Restaurants „Alinea“ und „Next“. Wer dort einen Tisch ergattern will, muss sich schon lange vor seiner Abreise nach Chicago darum kümmern.
Das Gegenprogramm zur Haute Cuisine bietet das lässige Restaurant „Grass Fed“ in der North Damen Avenue mit seinen Sandwiches, Biofleischburgern und ausgefallenen Salaten. Das Publikum ist jung und schick, wie es dem kreativen Stadtviertel Wicker Park angemessen ist. Buchläden reihen sich an Galerien, kleine Boutiquen an Fahrradläden. Abends sind die Lokale und Clubs voll – auch mit den wichtigen Menschen, die downtown arbeiten. In Wicker Park und Bucktown trifft sich das hippe Chicago, die Atmosphäre ist wie in Brooklyn. In den Sommermonaten verlagert sich das Leben von den Innenstadtvierteln an den Strand: Auch wenn hier in Illinois kein Meer weit und breit ist, kultivieren die Chicagoer das Leben am Wasser. Insgesamt 40 Kilometer Strand bieten die Ufer des Michigansees. Da lässt es sich trefflich sporteln, die Sonne anbeten, essen und feiern. Als schönster Strandabschnitt gilt der Oak Street Beach nahe der Einkaufsstraße Magnificent Mile. Und zum Absacken gibt es auch genug Gelegenheiten: Nicht nur etwas trinken, sondern auch Gutes hören kann man in die Velvet Lounge in der Cermak Road. In Fred Andersons Lokal wird Jazz vom Feinsten geboten. Ein Mekka für Musikfans.
Gangster-Tour
Wer in die nicht unbedingt gute alte Zeit der Stadt eintauchen will, sollte eine „Untouchable Tour“ bei www.gangstertour.com buchen. Mit ihr begibt man sich auf die Spuren des wohl berühmtesten Gangsters Chicagos, Al Capone. Von der North Clark Street aus klappert man im schwarzen Bus die Stätten ab, an denen Al und seine Kumpane ihr brutales Werk verrichteten. Besonders anschaulich: die Kirche mit den Einschusslöchern, die von der Gewehrsalve zeugen, mit der Al Capone einst seinen Widersacher Earl Weiss aus dem Weg räumte. Auch im Bus sind übrigens Gewehrsalven aus dem Lautsprecher zu hören und der Tour-Guide gibt den smarten Gangster. Eine unterhaltsame Fahrt, die richtig Lust darauf macht, sich daheim wieder einmal Brian De Palmas Kultfilm „The Untouchables – Die Unbestechlichen“ mit Robert De Niro und Kevin Costner anzusehen.