Adria-Alternative Schwarzes Meer
Von Wilhelm Wurm
Am Ende des 15. Jahrhunderts soll ein großer bulgarischer Architekt nach Damaskus gerufen worden sein, um dem Statthalter einen Palast zu bauen. Als Lohn forderte der Baumeister die hübsche Tochter ein, die ihrerseits Bereitschaft signalisierte. Allein es war verbotene Liebe. Was tun? Sie überlistete die Wächter, marschierte wochenlang, um endlich ihrem Angebeteten in die Arme zu fallen. Dabei flossen so starke Tränen, dass prompt die Blüten der heute höchst geschätzten Rose "Damascena" wucherten.
Ein nettes Legendchen, das sich da um die weltberühmte Rosenzucht in Zentralbulgarien bei den Städten Kazanlak und Karlovo rankt.
Wahr aber ist, dass Ende Mai, Anfang Juni unverwechselbarer Duft durch das Rosental zieht. Hundertschaften von Frauen sammeln ganz sorgfältig die Blüten. Unvorstellbare drei Tonnen davon müssen destilliert werden, um gerade einmal 1 kg Rosenöl, das als Basis für Parfüm-Produkte dient und gerne in Lebensmitteln verarbeitet wird, herauszuziehen. "Das ist unser Gold", erklärt Veneta Tabakov-Vassilev, Chefin des Veranstalters "Intervega Reisen" und Begleiterin auf der Tour durch ihre Heimat. Bis 5000 Euro pro Kilo werden am Weltmarkt erzielt, doch selbst bei besten mikroklimatischen Bedingungen können nur an die 900 Kilo in der Saison gepresst werden – die aber werden mit ausgelassenen Festen und traditioneller Folklore groß gefeiert.
Günstiger Badezauber
Auffallend aber ist: Es wird kräftig in die Hände gespuckt, investiert, restauriert und gute Arbeit geleistet. Selbstverständlich auch mit Planungsfehlern (viele Hotelbauten sind unfertig oder stehen leer) und groben Bausünden, speziell an der boomenden Schwarzmeerküste.
Als Besucher will man manches gar nicht so genau wissen, sondern das genießen, was sehr gut ist: attraktiven und preisgünstigen Badespaß am Schwarzen Meer bei Varna, feinen Sandstrand, glasklares Wasser, mediterrane Vegetation, blitzsaubere Hotels, besten Service von Menschen mit stets fröhlichen Gesichtern, die so Englisch oder Deutsch sprechen, dass man sie gut versteht.
Der "solidere" Goldstrand (3,5 km lang, 100 Meter breit) und der deutlich hektischere Sonnenstrand matchen sich um Touristen, die der Region in guten Jahren immerhin an die drei Milliarden Euro bringen. Die Aura der Strände freilich hat mit jener der 1970er-Jahre, als das Schwarze Meer zur "Badewanne des Ostblocks" ausgeufert war und die sonst Unterdrückten der KP-Diktaturen die sommerliche Freiheit in vollen Zügen genossen, nichts gemein. Manche Betonburgen erinnern zwar von der Silhouette her noch an alte Zeiten, ihr Innenleben jedoch erfüllt alle Ansprüche der Gegenwart. Toller Standard, sauber, hoher Wohlfühlfaktor.
Erstklassig auch, was die bulgarischen Küchen – nicht nur in Spitzenhotels – bieten. Schopska-Salat (Gurke, Chili, Paradeiser) mit Rakija eröffnet jede Mahlzeit, Ljuteniza (delikates Paprika-Tomatenpüree) verfeinert die saftigen Lamm- und Rindersteaks, ausgesuchte Gewürzmischungen geben der Kawarma (kleiner Eintopf) besondere Raffinesse. Und der Rotwein aus dem sonnigen Süden hält europaweit flott mit. Einfach toll, süffig, erschwinglich. Und selbst ein Glaserl zu viel übersteht man ohne Kopfweh.
Nationalheiligtum
Spektakulär gestaltet sich die Gebirgsfahrt zum UNESCO-Welterbe und Nationalheiligtum, dem Rila-Kloster (120 km von Sofia entfernt). Fast mehr Burg als Kirche, beeindrucken das bunte Flechtwerk an Fresken, Ikonen und Wandmalerei, das reiche Golddekor in der Kirche, der mächtige Turm und manche orthodoxen Priester, die, in der Sonne sitzend und ihren Bart drehend, innere Einkehr halten, während es rundum nur so wimmelt vor Besuchern.
Die engen Straßen säumen urige Dörfer mit klapprigen Pferdewägen, dort riecht’s schon sehr nach Armut, stört der sorglos weggeschmissene Müll nach Balkan-Sitte die ländliche Idylle mit ihren riesigen Schafherden, begleitet von hüpfenden Schäferhunden und ausgemergelten Schäfern.
Sofia holt auf
Golf-Traum
Rundherum wird noch eifrig gebaut, geplant ist ein schmuckes, ins Bild passendes Golf-Village auf den bewaldeten Hügeln. Denn der Hausherr arbeitet mit Risiko, Engagement und großen Investitionen daran, "Thracian Cliffs" in eine Art Golf-Mekka in Südosteuropa zu verwandeln.
Ob Karibikflair, Surf- und Tauch-Hotspot oder Naturstrand mit Karettschildkröten: In Europa finden Erholungssuchende eine große Beach-Vielfalt. Zum dritten Mal zeichnet die Reise-Plattform Tripadvisor mit den Travellers‘ Choice Awards Strände aus, die bei der internationalen Reise-Community besonders beliebt sind und zeigt Buchungsoptionen für nahegelegene Hotels. Die Top 25 von Europa:
Termine: 13. Juni bis 12. September 2015 je Samstag bis Samstag.
Golf plus Baden 1 Woche ab 780 € pro Person im DZ; Charterflug (90 Min. oneway) Wien–Varna–Wien mit Bulgaria Air, Transfer vom/zum Flughafen, Nächtigung mit Frühstück im 5*-Hotel Thracian Cliffs Golf & Beach Resort, 3 Greenfees auf dem Thracian Cliffs Golfplatz, Einzelzimmerzuschlag 242 €.
Termine: 13. Juni bis 12. September 2015, spätere Termine auf Anfrage.
Städtereise Sofia Jeweils Donnerstag bis Sonntag, 3 Nächte mit Frühstück im 5*-Hotel Radisson Blu ab 645 € pro Person im DZ, Direktflüge mit Austrian Wien–Sofia–Wien, Privattransfer vom/zum Flughafen, halbtägige Stadtrundfahrt in Sofia, Privattour zum Rila-Kloster, Ganztagestour nach Plovdiv, alle Führungen in Deutsch. EZ-Zuschlag 80 €. Termine ab sofort bis 30. November 2015.
Selbstfahrer Saubere Hotels und Pensionen in Städten verfügbar, Straßen und Autobahnen sind ausbaufähig, Spritpreise wie bei uns.
Währung/Preise 1 Lewa = 0,5 €, Euro wird genommen, besser zahlt man aber mit Lewa. Bulgarien gilt als sehr günstige Destination, Essen und Trinken sind um ein Drittel bis zur Hälfte billiger als im Vergleich zu Österreich. Beispiele: 450-g-Rindersteak mit reichlich Beilage im Haubenrestaurant Philipopolis in Plovdiv 12,50 €, 0,5 l Bier 2 €, großer Espresso 1,50€.
Klima Schwarzmeerküste bedeutet im Normalfall ideales Badewetter mit Sommer-Temperaturen bis 30 Grad, Wassertemperatur um 26 Grad und angenehmer Brise vom Osten. In Zentralbulgarien herrscht kontinentales Klima mit heißen Sommern und kalten Wintern. Im Balkan- bzw. Rhodopengebirge gibt es auch Skibetrieb.
Info & Buchung
- Reisebüro Zuklin, 1010 Wien, Herrengasse 6 - 8, 01/534 57 0, www.zuklin.at
- Intervega Reisen, 1010 Wien, Tiefer Graben 8 - 10, 01/535 25 50, www.intervega.at