Nest im Glück
Bhutan ist touristisch schlicht einzigartig. Geöffnet hat sich das kleine Gebirgsland im Himalaja erst vor drei Jahrzehnten, und dem Besucher bleibt nach wie vor vieles verschlossen. Nachhaltig sind aber tiefe Eindrücke von einer unvergleichbaren Mischung aus sanfter Spiritualität und forscher Wehrhaftigkeit, aus buddhistischer Freundlichkeit und Gelassenheit sowie konsequentem Traditionalismus und strengen Regeln und aus herrlich grünen Berglandschaften, die ein bisschen an Österreich erinnern, aber auch dem harten Alltag der Bhutaner.
Im Garten des Königs
Ich kenne viele Länder, wo ich beim illegalen Betreten eines Herrschersitzes wohl ohne Vorwarnung erschossen worden wäre. Bhutan ist aber anders – alles ist ein bisschen gemütlicher, niemand will jemandem etwas Böses. Nichts wundert mehr in einem Land, in dem der absolut herrschende König vor ein paar Jahren eine Demokratie verordnete (was dem Volk eher wurscht war, es wählte sowieso fast ausschließlich die dem König nahestehende Partei) und in dem „Bruttonationalglück“, das Recht jedes Einzelnen auf Glücklichsein, in der Verfassung steht.
Bei Touristen wird weggeschaut, wenn sie sich beim Zigarettenrauchen zumindest etwas abseits stellen, die Einheimischen schufen sich dafür unbeobachtete Plätze. Und damit die Betelnussspucke nicht die ehrwürdigen Hallen des Regierungssitzes versaut, wurde sogar den Abgeordneten für diese Verrichtung ein Extrazimmer geschaffen. Cannabis wuchert übrigens wild neben den Straßen, man sieht aber niemandem mit einem Joint.
Zumindest ein gutes – und auch offiziell erlaubtes – bhutanisches Bier ist auf der Reise durch das Land zur Beruhigung aber angebracht. Die wenigen Straßen sind wahre Kurvenorgien und werden immer wieder von Muren überflutet. Der Verkehr besteht vor allem aus vereinzelten Lkw, die sich über steile Pässe quälen.
Konsumpflicht
Damit es so bleibt, hat die Regierung auch den Tourismus streng reglementiert: Einreisen darf nur, wer mindestens 200 US-Dollar täglich im Land lässt, berücksichtigt sind dabei die Kosten für Unterkunft, Essen, Transport und Guide.
Wer gerade aus den gängigen Reiseregionen des benachbarten Indiens oder Nepals kommt, empfindet Bhutan als reine Kur für Nerven, Seele, Augen, Nase und Gehör. Sieht man vielleicht von den Zigtausenden streunenden Hunden ab, die tagsüber apathisch quer über die Straßen liegen und nicht mal bellen, wenn man ihnen auf den Schwanz steigt, aber dafür die ganze Nacht ohrenbetäubend bellend um ihre Reviere kämpfen.
Die Unterkünfte sind allerdings meist wunderschöne, traditionell eingerichtete Lodges außerhalb der nächtlich verbellten Ortszentren. Die Bewirtung dort ist europäischen Zungen und Gaumen ein wenig angepasst. Wahrscheinlich, weil die Bhutaner Mitleid hatten, nachdem Europäer und Amerikaner nach Genuss der üblicherweise von höllischem Chili-Anteil geprägten Speisen immer so viel weinen mussten. Die in jedem Dorf verkauften typischen Snacks – luftgetrocknetes Yakfett in Würfeln – sind auch keine bekömmliche Alternative.
Dabei gibt es auch außen und in den Räumen mit Fotoerlaubnis mehr als genug großartige Motive von den gewaltigen Dzongs in Bhutan. Die Dzongs dienen oft gleichzeitig als buddhistisches Kloster,