Leben/Reise

Biken in Mallnitz: Immer dem Erich nach

Das Knirschen der Reifen auf dem Schotterweg bringt die Kühe nicht aus der Ruhe. Entspannt grasen sie am Ufer des Seebachs, der durch das gleichnamige Tal fließt. Sie würdigen die beiden Rad-Wanderer nur kurz eines Blickes, dann widmen sie sich wieder ihrem Futter.

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Auch Erich Hohenwarter sucht nach Zutaten. Brunnenkresse? Fehlanzeige. Doch das Multitalent – er ist nicht nur Mountainbiker, sondern auch Koch und Hotelier(Sonnenhof)– kniet sich ins Gras und findet am Rande eines Felsens ein paar Walderdbeeren. "Die Inspiration für meine Gerichte finde ich auf Wanderungen über die Almwiesen." Das erklärt, wieso er auf seinemBlogdie etwas anderen Rezepte – wie Löwenzahn-Kapern – veröffentlicht. Der Mann arbeitet dort, wo andere Urlaub machen, im vielleicht schönsten Winkel des Nationalparks Hohe Tauern.
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Weiter geht die Fahrt über den ebenen Talboden, bis er vor einer Felswand beim "Schleier-Wasserfall" vom Rad steigt. Hier gibt’s zwar nichts für die Küche zu holen, dafür aber umso mehr zu sehen. 2009 wurden im Seebachtal junge Bartgeier ausgewildert. Mit etwas Glück zeigen sich die Vögel und beeindrucken mit ihrer Flügelspannweite von bis zu drei Metern. Das Jagdrevier der Riesenvögel liegt am Fuß der Hochalmspitze, auch als "Tauernkönigin" bekannt, und mit 3360 m der größte Berg der Ankogelgruppe.
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Ohne Gipfel, aber dafür auch bei Regenwetter zu machen: der Schluchtwanderweg von Obervellach nach Mallnitz durch die Groppenstein- und Rabischschlucht. Die Wassermassen des Mallnitzbachs stürzen stellenweise bis zu 30 Meter in die Tiefe. Stromschnellen reißen Äste und Steine mit sich. Festes Schuhwerk und Trittsicherheit sind nötig, da der Weg an einer Holz- und Stahlkonstruktion neben Felswänden entlang führt. Als Wegzehrung empfehlenswert: der Energiespender von Hohenwarter – der "Kraftlackl", ein Keks mit gemahlenen und geschrotenen Talggen (gedämpftes Getreide) und Preiselbeeren. Das ersetzt jeden E-Bike-Motor.

Der Talort Mallnitz ist öffentlich gut zu erreichen – ein wichtiges Qualitätskriterium, um zum elitären Kreis der österreichischen Bergsteigerdörfer zu zählen. Nur 20 Orte dürfen diese vom Alpenverein vergebene Bezeichnung führen. Sie wird für nachhaltigen Tourismus in den Alpen vergeben. Weder Parkplatzwüsten noch mit Kitsch überladene Souvenirstände verunstalten hier das Ortsbild. Mallnitz hat als Bergsteigerzentrum Tradition. Der Bauer Paschg stieg 1762 auf den Ankogel und gilt als erster Mensch auf einem Dreitausender im Alpenraum. Im 19. Jahrhundert entdeckten deutsche Alpinisten den Ort und die umliegenden Berge für sich. Die bekannteste Schutzhütte, das alte Hannoverhaus, wurde 1888 erbaut (siehe Bericht rechts).

Weitere Highlights um Mallnitz:

– Baden und Wellness: In Seeboden am Millstätter See bietet das Hotel Koller’s Wellness und direkten Seezugang. In Millstatt wird beim Buchtenwandern das unverbaute Südufer des Sees per Ruderboot erkundet. ww.millstaettersee.com

– Wandern: Von der Lammersdorfer Hütte (1644 Meter) gehen einfache Themenwege los, etwa zum Stoana Mandl oder zum Granattor, mit Ausblick über den Millstätter See.

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Das alte Hannoverhaus des Deutschen Alpenvereins (2722 m) stand kurz vor dem Abriss, als die KURIER-Redakteurin die mehr als 100 Jahre alte Schutzhütte besuchte und einen letzten Blick ins Innere werfen durfte. Die fotografische Ausbeute: Hüttenbücher aus den 30er-Jahren und eine Ausgabe der Alpenvereinszeitschrift aus dem Jahr 1904. Es sind gleichsam historische Aufnahmen. Wenige Wochen später, in der Nacht auf den 2. August,brannte die Hütte nieder.