Leben/Reise

Antarktis-Kreuzfahrt: Mit Frack und Fell

Die Antarktis, eine Wüste aus Eis? - Ja, aber nicht nur das. Die tierischen Hauptdarsteller beweisen das auf der Expeditionskreuzfahrt der Hanseatic von Hapag-Lloyd Tag für Tag, drei Wochen lang.

Beobachtungen von Pelzrobben, Pinguinen, Seeleoparden, Kormoranen und Wanderalbatrossen gehören zum Tagesplan. Wale lassen sich seltener blicken, aber wenn, dann bieten sie einzigartige Shows. Das verzaubert die Zuschauer. "Es fühlt sich an wie Weihnachten als kleines Kind", sagt eine 70-jährige, rüstige Münchnerin. Auch die anderen 139 Gäste des Fünfsterne-Trips sind sichtbar begeistert.

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Zum Abenteuer im Eis kommt man via Frankfurt, Buenos Aires und Ushuaia, dem legendären Ort am Ende der Welt. Die Stadt am Beagle-Kanal an der südliche Spitze Argentiniens, fasziniert mit ihren bunten Häusern, freundlichen Menschen und der exotischen Vegetation. Die Landschaft gibt eine Vorahnung von der Pracht Feuerlands. Die Andenkette im Hintergrund ist die perfekte Kulisse.

Im kleinen Hafen entdecken die Reisenden das Schiff, das für drei Wochen ihr Zuhause wird: Die Hanseatic. Mit 122 Metern Länge ist sie kleiner als andere Kreuzfahrtschiffe. Das bringt ihr die notwendige Flexibilität in der Eiswelt der Antarktis.
An Bord begrüßt die gut gelaunte Besatzung die Gäste. Sofort lernen die Passagiere, ihre Bordkarten, die Kreditkarten ähneln, durch ein Lesegerät zu ziehen. So werden die Reisenden gezählt, und garantiert wird niemand vergessen. Das beruhigt.
Die Kabinen (22 Standard, 44 Suite) sind chic und komfortabel. Jede hat ihre eigene Betreuungsperson.

Gypsy Cove, Gytviken und Gold Harbour

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Vor dem ersten Abendessen stellen sich Kapitän Ulf Wolter, die Crew und die Lektoren vor. Sie sind Experten in Geologie, Biologie oder Geschichte der Antarktis und informieren während der Reise mit Humor und Leidenschaft. Der baumlange David Fletcher ist der Expeditionsleiter. Er entscheidet mit dem Kapitän, ob angelandet werden kann. Fletcher wurde von der Queen für seine Polarforschungen ausgezeichnet.

Gypsy Cove, Gytviken, Gold Harbour heißen die Highlights der ersten Etappe. Der Strandabschnitt Gypsy Cove wurde während des Krieges 1982 vermint. Nun bewohnt eine große Kolonie Magellanpinguine im Sommer diese Naturschönheit. Es ist die erste Sichtung frei lebender Tiere auf dieser Reise.

Lautstarke Balzkämpfe

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Die Walfangstation Gytviken ist seit 1965 stillgelegt, weil die Tiere ausgerottet wurden. Heute vergnügen sich dort Pelzrobben und ihre entzückenden Jungen. Königs- und Eselspinguine stehen stocksteif am Strand. Sie warten auf das Ende ihrer Mauser und ein neues Federkleid.

Lautstarke Balzkämpfe vier Tonnen schwerer See-Elefanten sind auf Gold Harbour zu beobachten. Die Bullen brüllen ohrenbetäubend und stemmen sich
gegeneinander. Die sieben Weibchen im Hintergrund geben sich unbeeindruckt.
Am Strand von Salisbury Plain, einer Bucht auf Südgeorgien, begrüßen plantschende Seebären und Tausende Königspinguine die Besucher. Die halten respektvoll Abstand. Umgekehrt ist das nicht so. Neugierig werden Kameras und Hosenbeine inspiziert. Einige Pinguine lassen sich nicht stören, weder beim Liebesakt noch bei den Prügeleien unter Weibchen um die Männchen, von denen es wenige gibt. Als Waffe werden die Flügel verwendet.

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Immer wieder sieht man Raubvögel (Skuas), wie sie Küken attackieren. Die Vögel stehlen Eier und greifen Jungtiere an. Daher zählen sie zu den größten Feinden der Pinguine.
Die ersten Eisberge werden nach Überquerung des 60. Breitengrads gesichtet. Vorboten sind Treibeisstücke. Wie aus dem Nichts tauchen gigantische Tafeleisberge auf. In verschiedensten Formen, Farben und Größen treiben sie im schwarzblauen Ozean; meist sind 85 Prozent eines Eisberges unter Wasser.

Zwischendurch begeistern Wale mit Kunststücken. Finn- und Orcawale begleiten das Schiff. Für die atemberaubende Show eines Buckelwals stellt Kapitän Wolter die Maschinen ab. Es wird still. Der Wal belohnt das Publikum und schnellt aus dem Wasser. Sein mächtiger Körper ist mehrmals zur Gänze in der Luft. Dann rollt er sich spielerisch im Wasser und winkt mit seinen Flippern: Augenblicke, die sich in die Herzen einbrennen.

Die zweite Hälfte der Reise ist geprägt von Eindrücken auf Deception Island, einer Vulkaninsel, und Paradise Bay, einer paradiesischen Bucht im antarktischen Eiskleid. Die Caldera, der Krater des aktiven Vulkans auf Deception Island, ist mit Meerwasser gefüllt. Die Hanseatic fährt durch die enge Einfahrt "Neptune's Bellows". Anschließend wird über den grobkörnigen, tiefschwarzen Vulkansand gewandert.

Stille am Ende der Welt

Paradise Bay ist das letzte Highlight der fantastischen Reise ins Eis. Der Naturhafen ist von prachtvollen Gletschern umringt. Auf Eisschollen rekeln sich Seeleoparden. Pinguine machen Tauchübungen. Der Ort hat eine märchenhafte Ruhe. Die staunenden Gäste genießen diese Stille am Ende der Welt.

Die Schönheit der Landschaft, die man auf den Kanälen Lemaire und Neumayer durchstreift, erleichtert den Schmerz des Abschieds. Es geht zurück. Das Gefühl eines Abenteuers bleibt bis zum Schluss. Vor der Einfahrt in die gefürchtete Drake Passage ist die Wetterprognose miserabel. Die Passagiere machen sich auf Sturm gefasst; neun Meter hohe Wellen sind möglich. Doch: "The Drake is like a lake", schmunzelt der Captain beim Abschiedscocktail. Das Tief konnte umfahren werden. Auf dem letzten Stück durch den Beagle-Kanal bricht die Sonne durch die Wolken.

Infos

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Reisezeit und Klima In den Monaten Dezember bis Anfang März ist Sommer in der Antarktis. Die Temperaturen schwanken zwischen null und 14 Grad Celsius. Die Wetterverhältnisse reichen von Sonnenschein, der überwiegt, bis zu Schneefall. Stürme bis zu 170 Stundenkilometer sind möglich.

Angebot Antarktis-Kreuzfahrten bietet unter anderem die Reederei Hapag Lloyd mit den Schiffen Bremen (4*) und Hanseatic (5*) an. Reisedauer: durchschnittlich 23 Tage. Preis auf der Hanseatic: ab 12.035 €/Person in der Doppelkabine bei Buchung im Reisebüro. Darin enthalten sind Flug ab Frankfurt nach Buenos Aires (Economy Class), Citytour und zwei Nächtigungen im First-Class-Hotel (bei Hin- und Rückreise) in Buenos Aires, Sonderflug exklusiv für Hapag-Lloyd-Gäste nach Ushuaia, Vollpension an Bord, Exkursionen mit Zodiac-Schlauchbooten und an Land. Reisebetreuer ab Frankfurt. Die gesamte Crew spricht deutsch. Info & Buchung bei GEO-Reisen,  0800 242425 , www.geo.at

Ausrüstung Gäste der Hanseatic werden für die Reise mit wind-und wetterfesten Expeditionsjacken und Gummistiefeln ausgerüstet. Wasserfeste Hosen, Handschuhe und Mützen müssen mitgebracht werden. Warme Einlagen für die Gummistiefel,
Gletschersonnenbrillen und starke Sonnencremen sind hilfreich. Für Seetage mit heftigem Seegang sind Reisetabletten ratsam.

Anforderungen Die Anlandungen mit den Schlauchbooten sind auch für Personen, die keine Beweglichkeitswunder sind, machbar. Der Schwierigkeitsgrad der Wanderungen reicht von sehr leicht bis anspruchsvoll. Auch wer nur die leichteren Touren mitmacht, sieht die Antarktis dennoch in ihrer vollen Pracht. Ein kleiner Tipp gegen Seekrankheit: Immer wieder Kleinigkeiten essen und viel Wasser trinken.

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