Politik

Wo ist Rebasso? Kidnapper schweigen

Obwohl die beiden mutmaßlichen Entführer des 48-jährigen Wiener Wirtschaftsanwaltes Erich Rebasso am Dienstag in Moskau verhaftet wurden, fehlt von dem Opfer weiterhin jede Spur.

Die Familie Rebassos ist verzweifelt und wollte am Mittwoch keine weiteren Stellungnahmen abgeben. Die Moskauer Exekutive spielt den Fall herunter und wollte die Verhaftung der beiden Russen vorerst offi­ziell nicht einmal bestätigen. Drei Beamte des Innen­ministeriums konnten die beiden Verdächtigen am Mittwoch jedoch erstmals verhören. Eine vorsichtige Einschätzung von Roman Hahslinger, Sprecher der Wiener Polizei, gibt den Angehörigen aber Hoffnung: "Das sind keine hartgesottenen Kriminellen. Zwar haben sie bei der ersten Einvernahme nichts gesagt, aber Steher sind das keine."

Tatsache ist, dass beide Männer (die Russen sind zwischen 30 und 40 Jahre alt) mit der Kanzlei Rebasso bereits vor der Entführung Kontakt gehabt haben. Dem Vernehmen nach forderten die Männer Geld. Ob es sich dabei um das Einfordern von Verlusten durch einen Anlagebe­trug handelte, konnte nicht bestätigt werden. Rebasso soll in diese Manipulation schuldlos verwickelt worden sein (siehe unten) .

Die beiden verhafteten Russen sind jedenfalls nicht vorbestraft, und dürften auch keine Kontakte zur organisierten Kriminalität haben. Ob hinter den Kulissen Auftraggeber (eventuell weitere Geschädigte) für die Entführung am 27. Juli stecken, ist Gegenstand der laufenden Ermittlungen.

Am Mittwoch wurde auch bestätigt, dass die Familie Rebasso nach der Entführung einen Alleingang wagte. Die Ergreiferprämie von 100.000 Euro, die der Vater des Opfers vor mehr als einer Woche ausgesetzt hat, war nicht mit der Polizei abgesprochen. "Dieser Alleingang ist auf familiäre Verzweiflung zurückzuführen", vermutet Chef­inspektor Hahslinger. Greifbare Ergebnisse brachte diese Aktion aber auch nicht.

Eindeutige Spuren

Ob Re­basso noch am Leben ist, stand Mittwochabend noch nicht fest. Da die Entführer eher amateurhaft vorge­gangen sind – sie hatten sich in Wien einen Mietwagen mit Kopien ihrer echten Pässe ausgeborgt – ist die Mordtheorie zwar aufrecht, gilt aber nicht als erste Option. Ebenso denkbar ist, dass sie ihr Opfer in einem Versteck (verletzt) zurückgelassen haben.

Feststeht, dass die beiden den Anwalt – mit Arbeitsschwerpunkt Russische Födera­tion – in dem Mietwagen verschleppt haben. "Identifizierte Blutspuren des Opfers und DNA-Spuren der Täter beweisen ein­deutig die Entführung", bestätigt Hahslinger. Das Kidnapper-Versteck wird entweder in Österreich oder in der Slowakei vermutet.

Hintergrund: Falsche Spur

Die Ermittlungen konzentrierten sich von Anfang an in Richtung Russland. Dort hat der entführte Wirtschafts­anwalt, auch dank seiner perfekten Russisch-Kenntnisse, zahlreiche Klienten.

Speziell wurden diverse Opfer eines Anlagebetrugs überprüft. In dieser Causa wurde mehrfach der Name Rebasso genannt. Zum Kreis der Geschädigten sollen laut Polizei auch die beiden Entführer gehören. Bei dem Anlagebetrug wurden etwa 30 Privatanleger um jeweils 50.000 bis 60.000 Euro geprellt. Rebasso erstattete damals Selbstanzeige und gab bei den Behörden an, sein Name sei in dem Betrugsfall missbräuchlich verwendet worden. Die tatsächlichen Betrüger hätten gefälschtes Briefpapier (mit dem Briefkopf) des Anwalts verwendet.

Das Verfahren gegen ihn wurde schließlich von der österreichischen Justiz eingestellt. In der Folge erhielt der 48-Jährige aber immer wieder Drohungen und Geld-zurück-Forderungen.