Politik

Spionage-Mission in Nordkorea

Abschussrampen für Raketen, die Vorbereitungen für einen befürchteten Atomtest, Panzerbewegungen, jede einzelne Kaserne – alles, was sich von Satelliten aus fotografieren lässt, haben die USA im hermetisch isolierten Nordkorea längst aus der Luft abgelichtet. Doch was die größte Militärmacht der Welt kaum hat, ist Kenntnis darüber, was sich im kommunistischen Nordkorea unter der Erde abspielt.

Mehrere Tausend Kilometer Tunnel haben die Diktatoren der Kim-Familie in den vergangenen Jahrzehnten graben lassen. Darin befinden sich, so haben es Flüchtlinge aus Nordkorea berichtet, nicht nur Schutzräume vor vermeintlichen Angriffen. Vielmehr wurden ganze Waffenfabriken unter die Erde verlagert.

Auf die Schilderungen übergelaufener Nordkoreaner wollten sich die USA und Nordkoreas stets alarmierter Nachbar Südkorea offenbar nicht länger verlassen. Mehrere Sonderkommandos, bestehend aus südkoreanischen und amerikanischen Elitesoldaten, sollen in den vergangenen Monaten mit dem Fallschirm über dem Feindesland abgesprungen sein. Ihr Auftrag: die Tunnel ausspionieren.

Tatsächlich sollen die Geheimkommandos bei ihren spektakulären Einsätzen bis zu 20, teilweise unterirdische Fluganlagen ausspioniert haben. Dies berichtete der für US-Spezialeinsätze in Südkorea zuständige Brigadegeneral Neil Tolley. Die Soldaten würden nur mit minimaler Ausrüstung in Nordkorea abgesetzt, um ihre Bewegungsfreiheit zu erleichtern und das Risiko, entdeckt zu werden, gering zu halten, wird Tolley in der US-Zeitschrift The Diplomat zitiert. Mindestens vier Tunnels, so Tolley, existierten zwischen der militärischen Sperrzone zwischen Nord- und Südkorea. "Wir wissen noch immer nicht, wie viel wir nicht wissen", sagte der amerikanische Offizier.

Heftiges Dementi

Die US-A­rmee dementierte sofort nach Bekanntwerden des Berichts vehement: Niemals seien amerikanische oder südkoreanische Soldaten über Nordkorea abgesprungen. Alle Zitate Tolleys sollen "völlig aus dem Zusammenhang" gerissen worden sein.

Das kategorische Dementi ging vor allem in Richtung Peking: China ist die Schutzmacht Nordkoreas. Sie würde einen Einsatz amerikanischer Bodentruppen so nahe an ihren Grenzen nicht dulden, eine schwere Krise zwischen Washington und Peking wäre die Folge.
Schon einmal haben chinesische und amerikanische Soldaten mit teils verheerenden Verlusten gegeneinander Krieg geführt – vor 60 Jahren auf dem Boden Nordkoreas.

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