Politik

Millionenschaden nach Unwettern

Die Hitzewelle der vergangenen zwei Wochen geht langsam zu Ende. Somit haben sich auch die gewaltigen Gewitterfronten ausgetobt. Die bis zu 14 Kilometer hohen Wolkentürme zogen allerdings quer durch das Bundesgebiet eine Schneise der Verwüstung (siehe unten).

Gewitterwarnung aufrecht

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Für Donnerstag und Freitagvormittag gaben Meteorologen für das Bundesgebiet – exklusive Wien und Vorarlberg – noch Gewitterwarnungen aus. Vor allem der Süden des Landes ist weiterhin gefährdet. Ab Freitag gehen dann die Höchsttemperaturen spürbar zurück und pendeln sich zwischen 18 und 22 Grad ein.

Stabile Atlantikluft verdrängt die sensiblen, aus dem Mittelmeerraum gekommenen heißen Luftmassen. Die große Unwettergefahr hat somit ab Freitag (vorläufig) ein Ende.

Bis zu sieben Zentimeter große Hagelschloßen und Starkregen zerstörten vor allem in der Südoststeiermark, Teilen Tirols, Nieder- und Oberösterreichs, im Salzburger Pongau und Pinzgau sowie in Ostösterreich ganze Ernten. Hunderte Getreide-, Obst-, Gemüse- und Weinbauern stehen vor dem Ernte-Ruin.

In den ersten zehn Juli-Tagen wurden in Österreich 36.400 Hektar landwirtschaftliche Fläche durch Unwetter vernichtet. Der Sprecher der österreichischen Hagelversicherung, Markus Simak, beziffert den Schaden mit 16,3 Millionen Euro: "Diese Schadenssumme bezieht sich allerdings nur auf die ersten zehn Tage im Juli."

Im ersten Halbjahr 2012 fielen bereits 185.000 Hektar Agrarfläche, Glas- und Folienhäuser bundesweit Unwettern zum Opfer. Das entspricht in etwa der vierfachen Fläche Wiens. "Bei uns gehen ständig neue Schadensmeldungen ein. Bisher gibt es mehr als 10.000 Geschädigte. Das bedeutet eine Verdoppelung gegenüber dem ersten Halbjahr 2011", lautet Simaks vorläufige Zwischenbilanz.

Kornkammern erwischt

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Durch die extremen Wetter-Kapriolen leidet vor allem der Ernteertrag. Josef Siffert, Leiter der Presseabteilung der österreichischen Landwirtschaftskammer erklärt: "Es hat leider auch die heimischen Kornkammern im Marchfeld und im Nordburgenland erwischt. Wir rechnen damit, dass heuer nur knapp 80 Prozent der Vorjahresernte eingebracht werden kann." Im Wiener Umland erwartet der Präsident der Landwirtschaftskammer, Franz Windisch einen Ernteausfall von 50 Prozent: "Davon sind 600 Wiener Landwirte betroffen."

Neben den Hagel-, Starkregen- und Windattacken der vergangenen zwei Wochen, gibt es im Obstanbau schon länger Probleme. Bei einer Frost-Attacke im Mai wurden die steirischen Apfelkulturen stark dezimiert. Bei der Wachauer Marillenernte im Juli befürchtet die NÖ-Landwirtschaftskammer einen Ausfall von 80 bis 90 Prozent.

Schäden vervierfacht

Aber auch die Versicherungsunternehmen verzeichnen enorme Steigerungen bei den Schadensmeldungen. Gesamtzahlen liegen noch nicht vor. Im Vergleich zu 2011 dürften sich die Schäden verdrei- bis vervierfacht haben.

"Bei der Generali teilen sich die Schadensmeldungen auf 80 Prozent Gebäude und Haushalt sowie 20 Prozent Fahrzeuge auf", weiß Erik Eybl, Leiter der Schadensabteilung. Der Versicherungsriese Wiener Städtische sprach von einer Verdreifachung der versicherten Schäden. Und Uniqa-Vorstand Robert Wasner bestätigte eine Verdoppelung. Die Unwetterserie 2012 wird mittelfristig auch Konsumenten treffen. Versicherungsprämien und bestimmte Nahrungsmittel werden teurer.

Warme Meere beeinflussen Klima

Mit historischen Dürren, Überschwemmungen und Hitzewellen war 2011 laut einer internatonalen Klima-Studie ein Jahr der Extreme.

"2011 war, bezogen auf Wetterphänomene das turbulenteste Jahr der vergangenen drei Jahrzehnte", erklärte die Vizechefin der US-Wetterbehörde, Kathryn Sullivan am Dienstag bei der Studien-Präsentation.

Die Forscher führten neben der Klimaerwärmung die Wetter-Extreme auf das Phänomen La Niña (spanisch das Mädchen) zurück. Dabei entstehen hohe Luftdruckunterschiede zwischen Südamerika und Indonesien. Das führt zu starken Passatwinden. Vom Passat wird im Pazifischen Ozean das warme Wasser an der Oberfläche nach Südostasien getrieben. Der so entstehende Starkregen sorgt in Teilen Australiens und Asiens für enorme Überflutungen, in Nordamerika wird das auftreten von Hurrikanen begünstigt.

Der Studie zufolge – 378 Wissenschaftler aus 48 Nationen nahmen daran teil – zeigte sich die Klimaveränderung vor allem in der Arktis. Das arktische Packeis ist im Sommer 2011 auf die zweit kleinste Größe, die jemals gemessen wurde, geschmolzen. Tendenz fallend.

Eisschmelze

Und die Antarktis erlebte am 25. Dezember 2011 mit einer Temperatur von minus zwölf Grad ihren bisher wärmsten Tag seit Beginn der Messungen. Im Vorjahr gingen auch die Gletscher weiter zurück.

Die Hitzewelle in Österreich wurde im Juli durch zu warme Wassertemperaturen (um drei bis vier Grad) im Mittelmeer ausgelöst.

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