Politik/Inland

Zwei Wochen nach der Wahl: Stronach zieht sich zurück

Groß dürfte die Enttäuschung bei Frank Stronach über das Abschneiden seiner Partei bei der Nationalratswahl sein. Mit 5,7 Prozent blieb das Team Stronach offenbar deutlich hinter den Erwartungen des Milliardärs. Nun kündigen seine Berater den schrittweisen Rückzug aus der Politik an.

Kathrin Nachbaur, Stronachs rechte Hand und neue Klubchefin, erklärte in einem Partei-Newsletter: „Er hat selbst gesagt, er wird sich langsam zurückziehen“. Der Termin stehe noch nicht fest. Stronach werde aber als Berater weiter zur Seite stehen. Sein Nationalratsmandat werde er wie angekündigt annehmen.

Spekuliert wird aber, dass Stronach alle Sitzungen bis Jahresende absolviert und dann abtritt. „Frank wird sicher nicht im Nationalrat sitzen, bis er 86 ist“, sagt Stronachs Sprecher Rouven Ertlschweiger zum KURIER. „Er hat immer gesagt, dass er für die Partei die Starthilfe gibt und dann nur mehr Visionär und Berater sein will. Da kann man ihm keinen Vorwurf machen.“ Ertlschweiger würde übrigens profitieren, wenn sich Stronach endgültig nach Übersee verabschiedet. Franks Sprecher hätte dann einen fixen Sitz im Parlament.

Innerhalb der Partei scheint kaum jemand über die Rückzugsankündigung von Stronach beunruhigt zu sein. Im Gegenteil: Bei der ersten Parteidirektoriumssitzung am Mittwoch soll der Rückzug gleich von mehreren Mitgliedern gefordert worden sein. Die Bedingung: Nachbaur bekommt als neue Nummer 1 die volle Unterstützung von den Ländern und einigen Abgeordneten, wenn Stronachs Stimme künftig nicht mehr zähle als jene der anderen Mitglieder.

Nachfolgerin Nachbaur

„Das ist fast skurril, die Partei heißt Team Stronach und keiner will mehr, dass Frank Stronach die Partei nach außen vertritt“, ätzt ein Insider, der anonym bleiben will. Nachbaur steht nun vor einem Spagat: Für Stronach ist sie sein Sprachrohr und legitime Nachfolgerin. Die Parteimitglieder wiederum verlangen von Nachbaur, sich vom Mentor zu emanzipieren.

In einer Krisensitzung am Mittwoch hoffte sie, den Unmut in der Partei über Köpferollen und Kreditrückforderungen zu dämpfen. Dass sie die Sitzung allerdings um 13.30 Uhr überraschend ohne konkretes Ergebnis beendete, stieß vielen sauer auf. Allerdings hatte sie einen triftigen Grund: Um 14.00 Uhr hatte sie ein erstes Gespräch im Außenamt mit VP-Vizekanzler Michael Spindelegger. Am Donnerstag absolvierte Nachbaur dann noch ein Treffen mit SPÖ-Klubobmann Josef Cap.

Indes verzichtete Stronach wie angekündigt auf 3,6 Millionen Euro – und meldete diese Summe beim Rechnungshof als Parteispende. Von den investierten 23,1 Millionen in das Polit-Abenteuer fordert er damit noch zehn Millionen von seiner Partei zurück.