Politik/Inland

Wirtschaftskammer: Erste Startaufstellung für Leitl-Nachfolge

Die Umbruchstimmung in der neuen ÖVP mit ihrem jungen Chef Sebastian Kurz macht an den Parteigrenzen nicht Halt: Auch in der vom schwarzen Wirtschaftsbund geführten Wirtschaftskammer dürfte es einen Generationswechsel geben – und das dem Vernehmen nach früher, als Präsident Christoph Leitl lieb ist. Um die Nachfolge des 68-jährigen Oberösterreichers beginnt schon jetzt intern ein Gerangel.

Angeheizt wurden die Ablösegerüchte zuletzt durch die – aus Unternehmersicht – gescheiterten Verhandlungen zur Arbeitszeitflexibilisierung. Leitl zog sich deswegen den Zorn der mächtigen Industriellenvereinigung zu. Aktuell kommt ÖVP-Wirtschaftsminister Harald Mahrer durch die vorgezogene Nationalratswahl ins Spiel: Er hatte sich ja bereits als Nachfolger in Position gebracht, als er im Februar 2016 Vize-Obmann des Wirtschaftsbundes wurde. Jetzt drängt die Zeit: Bei der Nationalratswahl hat er auf einen ÖVP-Listenplatz verzichtet. Bewusst, wie er erklärte: Entweder er bleibe Minister oder er werde sich wieder seinem unternehmerischen Wirken widmen.

Ansehen in Industrie

Mahrer genießt als Vordenker und Innovationsfreak hohes Ansehen – das bestätigt auch WKÖ-Vize Matthias Krenn, Chef der Freiheitlichen Wirtschaft, dem KURIER.

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"Er ist im Bereich neue Technologien sehr kompetent. Was die anderen Bereiche der Wirtschaft betrifft, kann ich nichts sagen. Da habe ich noch nichts gespürt“, sagt Krenn im Gespräch mit dem KURIER. "Ich glaube, wenn Mahrer vor der Entscheidung steht, Kammer-Präsident oder Wirtschaftsministerium, dass er sich für das Ministerium ausspricht. So würde ich jedenfalls handeln."

Auch in Industriekreisen sind Mahrers Ambitionen in Sachen WKÖ-Spitze kein Geheimnis. "Bereits vor einem Jahr hat Mahrer im kleinen Kreis sein Interesse bekundet", sagt ein Kärntner Unternehmer aus der Region Millstätter See zum KURIER. "Er ist ein Kommunikationstalent und weiß, wie man Themen vermarktet. In der Industrie kommt er gut an."

Mahrer war vor seiner politischen Tätigkeit ein gut vernetzter Unternehmensberater und Werber. Der 44-jährige Wiener mit familiärem Background in Spittal an der Drau, Kärnten, ist unternehmerisch aber eher ein Leichtgewicht – betrachtet man die starke Konkurrenz. Genannt werden der Präsident der Wiener Wirtschaftskammer Walter Ruck, ein gestandener Bauunternehmer, und sein steirischer Kollege Josef Herk.

Leitl selbst präferiert eine Frau für seine Nachfolge, in Person von Martha Schultz. Die 54-jährige Tirolerin ist nicht nur Vizepräsidentin der WKÖ, sie leitet mit ihrem Bruder auch die Schultz-Gruppe – ein Familienimperium, zu dem einer der größten Seilbahnbetriebe Österreichs, Hotels und eine Baufirma gehören. Schultz soll die Position bereits abgelehnt haben, das ist allerdings einige Zeit her. Leitl selbst erklärte, er werde "rechtzeitig" vor der Kammerwahl 2020 gehen.

Ob sein Wunsch, noch die EU-Ratspräsidentschaft Österreichs bis 2019 zu begleiten, in Erfüllung geht, lassen auch Parteiinsider gegenüber dem KURIER offen.