Politik/Inland

Wie viel wissen die Österreicher über Finanzen?

Die schlechte Nachricht zuerst: Die Hälfte aller Erwachsenen in Österreich kann kann Fragen zur Zinsenberechnung nicht adäquat beantworten, 40 Prozent ergeht es so bei einer Frage nach Risikodiversifikation. Das geht aus dem aktuellen "Mapping Report" der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) hervor und führt mitunter dazu, dass Menschen sich ver- und überschulden.

Junge häufiger bei Schuldnerberatung

Jeder Vierte unter 30 Jahren nimmt eine Schuldnerberatung in Anspruch. 80 Prozent der Befragten sieht "mangelnde finanzielle Sicherheit im Alter als eines der drei größten Risiken, denen sie ausgesetzt sind". Laut einem Bericht der Oesterreichischen Nationalbank (2018) sind 34 Prozent der heimischen Haushalte verschuldet.

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Die gute Nachricht: Im internationalen Vergleich schneidet Österreich laut OECD überdurchschnittlich gut ab. Laut OECD liegt der so genannte "Financial Literacy Score" für Österreich bei 14,4 Punkten - während der OECD-Durchschnitt bei 13 von 21 zu erreichenden Punkten liegt.

Männer haben besseres Finanzwissen

Im Bereich "Finanzwissen" schneiden Männer mit 5,6 von 7 zu erreichenden Punkten besser ab als Frauen (5,1). Der Österreich-Schnitt liegt bei 5,3 Punkten. Geht es nach Alter, so haben die 18- bis 29-Jährigen mit einem Punktedurchschnitt von 5,0  den größten Finanzwissensbedarf. Zudem ist ein Stadt-Land-Gefälle zu erkennen.

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Stadt-Land-Gefälle

Liegt das Finanzwissen bei befragten Bürgern am Land bei 4,9 Punkten, beträgt es in größeren Städten 5,2 bzw. 5,3 Punkte. Am besten in Sachen Finanz kennen sich Selbstständige (5,9)  - am schlechtesten Arbeitssuchende (4,8) aus.

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Frauen durch Corona zusätzlich belastet

Frauen, heißt es im OECD-Bericht "dürften durch die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie, durch die Schließung von Kinderbetreuungseinrichtungen und die zunehmende Belastung durch unbezahlte Arbeit oder den Verlust des Arbeitsplatzes zunehmend unter Druck geraten sein." Die Schlussfolgerung: "Eine Steigerung ihrer Finanzkompetenz würde helfen, ihr finanzielles Leben besser zu verwalten und ihren finanziellen Wohlstand zu steigern."

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"Geringes Finanzwissen für finanzielles Wohlergehen"

Generell, so die Conclusio des OECD-Berichts, verfügen Erwachsene in Österreich über "ein geringes Finanzwissen in Bereichen, die "für das langfristige finanzielle Wohlergehen und Investieren von wesentlicher Bedeutung sind, wie beispielsweise Zinsezins und Risikodiversifikation". Und sie weisen "eine geringe Beteiligung an Kapitalmärkten auf".

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So ist es auch zu erklären, dass die Sparquote in Österreich generell hoch - durch die Corona-Pandemie sogar noch gestiegen - ist. Die Sparquote in Prozent des verfügbaren Einkommens stieg von 8,2 Prozent (2019) auf 13,7 (2020).

Weiteres Fazit der OECD: Das Angebot Österreichs ist - mit rund 100 wiederkehrenden Initiativen zur Finanzbildung großteils im schulischen Bereich - "bemerkenswert...Die Bereitstellung erfolgt jedoch unkoordiniert."

Die meisten Initiativen richten sich derzeit an Jüngere, jedoch "sollten alle Bürger in allen Lebensphasen Zugang zu Finanzbildung haben." Weiters mangle es an der Evaluierung der derzeit laufenden Initiativen.

"Finanzbildung ist die beste Altersvorsorge", sagt Finanzminister Gernot Blümel. "Die Menschen müssen eigenständige und nachhaltige Entscheidungen treffen können und dabei wollen wir sie bestmöglich unterstützen."

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Auf Basis des OECD-Berichts werden laut Finanzministerium nun "weitere Runden mit Stakeholdern absolviert und Arbeitsgruppen zur nationalen Strategie gebildet", heißt es seitens des Finanzministeriums. Parallel zur Erarbeitung einer bundesweiten Finanzbildungsstrategie hat das Ministerium zudem einen eigenen Ideen-Wettbewerb ins Leben gerufen.

Basierend auf der OECD-Studie und des Ideenwettbewerbs soll bis Herbst 2021 eine nationale Strategie samt Aktionsplan im Herbst 2021 präsentiert werden. Das Ziel von Finanzminister Blümel ist es, die vorhandenen Initiativen und dahinter stehenden Institutionen wie Privaten zusammenzuführen. "Am Ende des Prozesses könnte eine Art Finanzbildungs-Führerschein stehen." 

Ein neues Unterrichtsfach für Finanzbildung brauche es laut Blümel nicht zwingend. Man wolle das Rad nicht neu erfinden, sondern einen Rahmen für bereits Bestehendes schaffen.