Politik/Inland

Volkshilfe zur Teuerung: "Die Menschen werden immer verzweifelter"

Die Teuerung trifft armutsgefährdete und armutsbetroffene Menschen, zum Beispiel Sozial- und Notstandshilfeempfängerinnen und -empfänger, Langzeitarbeitslose oder Menschen, die Mindestpension beziehen, besonders stark. Angesichts dessen fordert die Volkshilfe Österreich rasche Maßnahmen: "Die Menschen, die jetzt leiden, haben nicht die Geduld und nicht die Zeit zu warten", sagte Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger am Mittwoch auf einer Pressekonferenz.

Die Teuerung treffe alle, aber nicht alle gleich, so Fenninger. Während Menschen mit hohem Einkommen die steigenden Preise zwar spüren, aber dennoch verkraften könnten, wüssten Personen mit geringem Einkommen derzeit nicht mehr, wie sie die Kosten des täglichen Lebens bewältigen sollen: "Die Menschen werden immer verzweifelter und die Einrichtungen der Volkshilfe werden frequentiert von Menschen, die vorher nicht armutsbetroffen waren", so Fenninger.

Maßnahmen reichen nicht

Die Maßnahmen der Bundesregierung zur Entlastung seien nicht ausreichend: "Es wird viel beobachtet, es wird viel diskutiert, es wird Einiges, Weniges, Nicht-Ausreichendes beschlossen und es kommt zu wenig bei den Menschen mit wenig Einkommen an", sagte Fenninger. Die Volkshilfe fordert kurzfristige Entlastung in Form von einer kostenlosen Energieversorgung und Einmalzahlungen für Armutsbetoffene, eine Erhöhung der Wohnbeihilfe und die Rücknahme der Mieterhöhungen.

Langfristig gehe es um Umverteilung durch faire Besteuerung von großen Konzernen, eine dauerhafte Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf 70 Prozent des letzten Nettoeinkommens und die Erhöhung des Mindestlohns auf mindestens 1.750 Euro netto.

Reförmchen

Zum gestern, Dienstag, von Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) vorgestellte Sozialhilfepaket sagte der Volkshilfe-Direktor: "Das ist keine Reform, sondern ein Reförmchen". Es genüge nicht, an einigen kleinen Rädern zu drehen. Kurzfristig brauche es eine sofortige Erhöhung der Sozialhilfe und die Einführung von Mindeststandards. Mittelfristig müsse die Sozialhilfe die Existenz und die Wohnsituation der Menschen sicherstellen. "Es wäre jetzt Zeit hier zu handeln", so Fenninger.

In diesem Kontext verwies der Volkshilfe-Direktor auch auf eine Umfrage, die vom Sozialforschungsinstitut Sora unter 1.031 Österreicherinnen und Österreichern im März in face-to-face Interviews durchgeführt wurde. Dabei haben sich 92 Prozent der Befragten dafür ausgesprochen, dass Menschen mit geringem Einkommen aufgrund der Teuerung bessere Unterstützung bei Kosten des alltäglichen Lebens, zum Beispiel Lebensmittel oder Heizen, erhalten sollten. 7 von 10 Befragten sind dafür, dass das Arbeitslosengeld dauerhaft von derzeit 55 Prozent auf 70 Prozent des Nettoeinkommens erhöht wird und 86 Prozent sind der Ansicht, dass es nicht mehr Druck auf Arbeitslose, sondern bessere Arbeitsbedingungen in Unternehmen braucht.