Politik/Inland

Mitterlehner spricht erstmals über persönlichen Schicksalsschlag

ÖVP-Chef und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner war am Sonntag in der Ö3-Interviewreihe "Frühstück bei mir" zu Gast und sprach sehr offen über persönliche Themen wie Liebe, Tod und seinen "Silberne Hochzeit". Aber natürlich auch über Politik, die ÖVP-Obmann-Debatte und wie er als Chef überhaupt bei seinen Kollegen ankommt.

Die Obmann-Debatte, die seit wenigen Tagen wieder intensiver geführt wird (mehr dazu hier), kränkt Mitterlehner. Er habe immer gesagt, wenn sich wer anbiete und den Posten machen will, soll sich derjenige melden. Aber bisher sei das nicht geschehen. "Es ist immer ein Schicksal von ÖVP-Obleuten, dass es Personaldiskussionen gibt", sagte der gebürtige Oberösterreicher. Er habe aber eine "dicke Haut" entwickelt und es sei ihm in letzter Zeit auch gut gelungen, mit der Situation umzugehen. An Rücktritt habe er nie gedacht. "Was kommt, kommt. Dem stelle ich mich", so Mitterlehner über seine Zukunft.

"Das ist an den Haaren herbeigezogen"

Dass an seinem Sessel gesägt werde, weiß der Parteichef aber, dazu "brauche ich nicht unbedingt die Gerda Rogers". Er sei solche Diskussionen gewohnt und könne damit leben. Er sei auf Zeit in seine Funktionen gewählt. "Mein Leben hängt nicht unbedingt an der Rolle des Vizekanzlers und Parteiobmanns, aber ich bin sehr motiviert, den Herausforderungen zu begegnen", betonte Mitterlehner. In Außenminister Sebastian Kurz sieht er keinen Rivalen. "Ich sehe in ihm keine Konkurrenz, sondern bin froh, wenn wir viele gute Persönlichkeiten in der Partei haben, und er wird irgendwann vielleicht die Führung übernehmen."

Gerüchte, dass sein strenger Führungsstil nicht besonders gut bei seinen Mitarbeitern ankommt, dementierte der Parteichef. "Diese Geschichte mit dem Fahrstuhl, dass ihn meine Mitarbeiter nicht mit mir teilen wollen, ist an den Haaren herbeigezogen", sagte Mitterlehner, wohlwissend, dass er Ordnung und den "geraden Weg" präferiere.

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Am Sonntagabend findet in der Politischen Akademie der ÖVP eine Parteivorstandssitzung statt, wo eigentlich personelle Themen nicht auf der Tagesordnung stehen. Aber die jüngsten öffentlichen Äußerungen zur Führung der Partei dürften freilich einigen Gesprächsstoff liefern.

Krebstod seiner Tochter

Sehr persönlich wurde es allerdings bereits zu Beginn des Gesprächs. Vor zwei Monaten ist die älteste Tochter von Mitterlehner an Krebs gestorben. Sie wurde 38 Jahre als und stammte aus einer früheren Beziehung. Zum ersten Mal überhaupt äußerte sich der Vizekanzler über diesen Verlust in seiner Familie. "Nach einer eineinhalbjährigen Leidensgeschichte ist sie im vergangenen Jahr gestorben. Es war nicht einfach für uns", erzählte er.

Mitterlehner habe lange nicht darüber gesprochen, weil er damit nicht Mitleid erwecken wollte. Seine Tochter hätte das auch nicht gewollt, sagte er. Inzwischen seien Teile der Öffentlichkeit aber über den Todesfall informiert, deshalb sei er bereit zu reden.

Trost habe er bei "guten und intensiven Gesprächen" mit bekannten Person und Freunden gesucht. Er habe viel Unterstützung und Ratschläge, wie er mit dem Tod seiner Tochter umgehen soll, bekommen. "Es hat mir sehr geholfen", sagte der ÖVP-Chef und bedankte sich beim Ärzteteam rund um Christoph Zielinski für die medizinische Betreuung und seiner Frau Anna Maria (Foto), mit der er dieses Jahr die "Silberne Hochzeit" feiern wird - "aber nicht zu Hause".

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Mitterlehner: "Ich bin mit mir zufrieden"

Wie ist das Leben als Politiker, wenn man auf der Straße erkannt wird? "Am Anfang freut man sich noch, wenn man als Nationalratsabgeordneter gesehen und angesprochen wird", erklärte der VP-Obmann, doch heute gehe es ihm schon ein wenig zu weit - vor allem, wenn immer sofort die Handys gezückt wird. "Die Privatsphäre ist teils nicht mehr gegeben."

Dabei fällt Mitterlehner eine Situation ein, die sich erst kürzlich zugetragen hat. Als seine Tochter die Nummer ihres Fahrradschlosses vergessen hatte, wollte sich der ÖVP-Chef einen Bolzenschneider bei der Feuerwehr ausleihen, um das "Schloss zu knacken", wie er sagt. Auf der anderen Straßenseite sei aber ein Mann mit einem Handy gestanden und habe alles aufgenommen. "Ich bin zu ihm rüber und habe ihm gefragt, was er damit machen wird", erzählte Mitterlehner. "Der hat gedacht, dass wir das Rad stehlen wollen."