Straches erster Besuch nach dem Papamonat
"Sie können sich auf mich verlassen. Ich bin immer für Sie da!" Die besondere Zuneigung des Beamtenministers gehört im öffentlichen Dienst zweifellos der Polizei. So war es auch nicht verwunderlich, dass der erste offizielle Termin nach seinem Papamonat Heinz-Christian Strache am Montag in das Polizeiausbildungszentrum in der Wiener Marokkaner-Kaserne führte.
Schluss mit Sparen
In der Bevölkerung gebe es ein großes Bedürfnis nach Sicherheit, sagte Strache. "Doch in der Vergangenheit wurde auf Kosten der Sicherheit gespart." Das will die jetzige Bundesregierung ändern und plant, die Zahl der Planstellen bei der Polizei bis zum Ende der Legislaturperiode um 2100 zu erhöhen. Zu diesem Zweck wurde eine umfangreiche Rekrutierungskampagne gestartet.
Derzeit absolvieren österreichweit rund 3200 Frauen und Männer die zweijährige Polizeiausbildung. In der Marokkaner-Kaserne sind es um die 700. Zu wenig, meinen Kritiker. Mit den derzeitigen Ausbildungszahlen könne höchstens der Abgang ausgeglichen werden, von einem Plus sei man aber weit entfernt.
Der Ansturm auf die Polizeiausbildung hält sich tatsächlich in Grenzen. Das liegt mitunter an fehlenden Karriereperspektiven und der Bezahlung: 1200 Euro brutto bekommt ein Polizeischüler im ersten Ausbildungsjahr. Im zweiten sind es 1500. Danach steigt man - je nach Vordienstzeiten und Zulagen mit 1800 bis 2000 Euro ein. Strache verspricht den angehenden Polizeibeamten, das "Dienstrecht zu optimieren": Bezahlung und Aufstiegsmöglichkeiten sollen besser werden. Das hätten sich die Beamten verdient, "weil Sie jeden Tag den Kopf für unsere Sicherheit hinhalten".
Trainieren fürs Kopf-Hinhalten
Um für das "Kopf-Hinhalten" gerüstet zu sein, trainieren die Polizeischüler regelmäßig. Mindestens zweimal wöchentlich findet das vierstündige Einsatztraining statt. An diesem Morgen wird in Dreiergruppen die Festnahme einer Person geübt. Wieder und wieder werden die Handlungsabläufe abgespult, bis jeder Handgriff sitzt. Ein kräfteraubendes Schauspiel - für Festnehmende wie Festgenommenen.
"Anstrengend, ja, aber abwechslungsreich", erklärt ein junger Mann seine Motivation, sich zum Polizeidienst zu melden. In seinem früheren Job sei er den ganzen Tag vor dem Computer gesessen, jetzt genieße er die Abwechslung zwischen Außen- und Innendienst. Viel Zeit für Gespräche mit den Journalisten bleibt nicht. Schon kommt ein Ausbilder und treibt die Polizeischüler zum Weitertrainieren an.
250 Jahre alte Kaserne
Optimal sind die Ausbildungsbedingungen in dem 250 Jahre alten Gebäude allerdings nicht. Das Haus sei auf Frontalunterricht im Klassenzimmer ausgerichtet. Die Ausbildung werde jedoch immer Einsatz-orientierter, es werde mehr trainiert, dazu brauche es entsprechende Räume, meinen Ausbilder.
Beamtenminister Strache hört zu und verspricht Verbesserungen - in Ausstattung und Ausrüstung. Denn "Sie können sich auf mich verlassen. Ich bin immer für Sie da."