Politik/Inland

Umfrage: Arbeitnehmer leiden unter Arbeitszeit und Job-Druck

Seit einem Jahr gibt es den 12-Stunden-Tag. Mit 1. September 2018 wurde die tägliche Höchstarbeitszeit von 10 auf 12 Stunden ausgeweitet. Ein Jahr später zeigt sich, dass sich die Arbeitsbelastung für Arbeitnehmer deutlich erhöht hat, sagt die Arbeiterkammer.

Laut einer Sora-Umfrage im Auftrag der Arbeiterkammer (AK) unter 1000 Wiener Arbeitnehmern sagen 31 Prozent, dass sie vom 12-Stunden-Tag betroffen sind. 52 Prozent erklären, unter wachsendem Druck am Arbeitsplatz zu leiden.

4-Tage-Woche und 6 Wochen Urlaub

AK-Präsidentin Renate Anderl fordert daher: „Wir brauchen dringend eine Arbeitszeitverkürzung, die leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche und die 4-Tage-Woche sind dazu ein erster wichtiger Schritt.“

Bestätigt sieht die Arbeiterkammer die Sora-Umfrage durch eine kürzlich von Deloitte Österreich, der Universität Wien und der Universität Graz veröffentlichte Umfrage unter 214 Führungskräften und Personalchefs: Die Möglichkeit eines 12-Stunden-Arbeitstages in der Gleitzeit wird bereits von 30 Prozent der Unternehmen genutzt.

Anderl: „Das heißt, in 30 Prozent der Unternehmen kann zwölf Stunden am Tag ohne Überstundenzuschläge gearbeitet werden – dabei hat die Regierung bei der Einführung versichert, dass Überstundenzuschläge bleiben.“ Gleitzeit sei aber nicht dazu da, dass abgearbeitet werde, was man in der Normalarbeitszeit einfach nicht schaffe. Es handle sich in Wirklichkeit um implizit angeordnete Überstunden, so Anderl.

Zahlreiche Fälle von Überschreitungen 

In einigen Bereichen sollen laut AK selbst die 12 Stunden noch überschritten werden: So hätten alle Tourismusbetriebe in Vorarlberg in der Wintersaison die Möglichkeiten des 12-Stunden-Tages und der verkürzten Ruhezeit voll ausgenutzt. In mehr als 20 Fällen sei auch die neue Regelung überschritten und dazu Ruhezeiten nicht eingehalten worden. In einigen Extremfällen gab es Wochenarbeitszeiten bis zu 91 Stunden und Tagesarbeitszeiten von bis zu 18 Stunden, kritisiert die AK.

„Vollzeitbeschäftigte arbeiten im Schnitt 41,2 Stunden die Woche, 43 Millionen Über- und Mehrstunden werden nicht bezahlt. Wir reden da von einer Milliarde Euro im Jahr“, kritisiert Anderl. „Wir brauchen weniger Arbeitsdruck. Wir müssen ernsthaft über Arbeitszeitverkürzung diskutieren, das ist es auch, was die Beschäftigten wollen.“