Politik/Inland

TV-Duell zur Stichwahl auf Puls 4: Härtere Gangart auf den letzten Metern

"Sie werden sich noch wundern, was alles geht", sagte der eine, den "Scheibenwischer" zeigte der andere: Szenen einer "Wahlkampf-Ehe", die sich im Mai vor der ersten Hofburg-Stichwahl bei tausenden TV-Zusehern ins Gedächtnis gebrannt haben.

Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen bedauern im Nachhinein ihre "Ausrutscher". Jetzt, zwei Wochen vor der Wahlwiederholung, dürfte die Gangart aber wieder härter werden – und das sollte sie sogar, meint Wolfgang Bachmayer, Chef des Meinungsforschungsinstituts OGM: "Hofer hat sich zuletzt besonders kuschelweich gegeben. Es wäre von Vorteil, wieder mehr Ecken und Kanten zu zeigen."

Und Van der Bellen müsse "das Bedächtige" ablegen, auf Gegenangriff gehen und zeigen, dass er eben nicht der "alte Professor ist", als der er von manchen Seiten verspottet wird.

Die wichtigsten Fragen zur Stichwahl

Mit dem Bauch schauen

Sonntag Abend wird auf Puls4 mit der TV-Konfrontation "Wer wird Präsident? Das Duell" die heiße Phase des Wahlkampfes eingeläutet. Das Fernsehen sei dafür die "mit Abstand beste Bühne", sagt Meinungsforscher Bachmayer. Nach fast elf Monaten Wahlkampf dürften die Standpunkte der beiden Kandidaten, die nicht gegensätzlicher sein könnten, hinlänglich bekannt sein, im Fernsehen bilden sie bloß noch die Rahmenhandlung.

"Die Positionen sind bekannt, jetzt geht es um Mobilisierung – und das schafft man über Konflikt und Emotionen."


"TV-Debatten bestätigen die jeweiligen Lager, sie drehen niemanden um. Jetzt geht es darum, die jeweiligen Anhänger zu mobilisieren – das wird wahlentscheidend sein", erklärt Bachmayer.

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Gerade der typische FPÖ-Wähler gehe nur zur Urne, "wenn es wirklich um etwas geht". Und bei Van der Bellen-Wählern war bereits bei der ersten, aufgehobenen Stichwahl am 22. Mai "Hofer verhindern" das Top-Wahlmotiv (laut Umfragen bei 40 bis 50 Prozent). Damit am 4. Dezember möglichst viele ins Wahllokal gehen, brauche es als Antrieb Emotionen, Spannung, Konflikt – eben Entertainment. "Der Wähler schaut auch mit dem Bauch", weiß der Meinungsforscher.

Aber sind es die Österreicher nicht leid, den zwei Kandidaten für das höchste Amt im Staat beim Streiten zuzuschauen? Das richtige Maß müsse her, erklärt Bachmayer. Zu einem Watschentanz dürfe es nicht ausarten, eine gewisse "präsidentielle Haltung" müssten beide wahren, gilt ein Bundespräsident doch als eine Art "Übervater". Die feine, aber sehr spitze Klinge müsse her.

Die strategische Ausrichtung müsse sein, "dem anderen die Glaubwürdigkeit zu rauben", erklärt Bachmayer. Die FPÖ versucht das bereits, indem sie den 72-jährigen Kontrahenten als "alt und vergesslich" verunglimpft; Van der Bellen versucht das, indem er behauptet, die Präsidentschaft sei für die FPÖ nur eine Etappe am Weg zu einer "Blauen Republik", sprich einer Kanzlerschaft Heinz-Christian Straches.

In den ersten Wochen des aufgetauten Wahlkampfes haben Van der Bellen und Hofer ihr Amtsverständnis noch einmal bekräftigt: Der ehemalige Grün-Chef würde Strache nicht angeloben; und der FPÖ-Kandidat droht weiter, die Regierung zu entlassen "wenn sie Gesetze bricht und Österreich schadet" – als Beispiel nannte er kürzlich wieder den Flüchtlingsstrom vom Sommer 2015.

Hinweis: Wir begleiten sie durch das Duell und berichten an dieser Stelle live ab 20.00 Uhr.

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