Politik/Inland

„Ohne mich wird’s ein bisserl fad werden“

Sechzehn Monate nach der Gründung seines Teams und nur vier Monate nach der Nationalratswahl zieht sich der 81-jährige Milliardär Frank Stronach aus der Politik zurück. Er absolvierte bisher nur zwei Parlamentssitzungen, schon am Mittwoch hält er seine Abschiedsrede im Hohen Haus. Stronach bedauert, dass er nur fünf Minuten Redezeit zugewiesen bekommen hat. Mit einem Lächeln sagte er dann noch: „Es wird ein bisserl fad werden, wenn ich nicht mehr da bin.“

So ganz dürfte sein Abschied aus der Politik, den er im Grunde schon vor der Nationalratswahl angedeutet hat, nicht stattfinden: Stronach will nämlich so etwas wie beratender Parteichef des „Team Stronach“ bleiben.

„Mein Team kann mich jederzeit anrufen, und ich werde mit Rat und Tat zur Seite stehen“, erklärte er am Dienstag. Auch seinen Namen dürfe das Team behalten.

Geldhahn zugedreht

Nur Geld will er keines mehr in sein Polit-Projekt stecken. 30 Millionen Euro habe er insgesamt investiert, davon 21.069.000 Euro laut Homepage des Rechnungshofes als Spende, den Rest als „zinsfreies Darlehen“, das sein Team nur zurückzahlen müsse, wenn es nicht nach seinen Prinzipien handelt. Sonst will er das Geld doch noch zurückfordern und es für „soziale Zwecke“ spenden.

Damit wackelt das Antreten des Team Stronach bei der EU-Wahl im Mai. Stronach meinte, das Team trete nur an, wenn sich jemand findet, der „etwas geleistet hat“ und sein eigenes Geld in den Wahlkampf steckt. Klubobfrau Kathrin Nachbaur sagte gegenüber dem KURIER, dass sich schon einige Kandidaten gemeldet hätten, noch sei aber nichts entschieden.

Im Parlament wird Stronachs ehemaliger Pressesprecher, der Burgenländer Rouven Ertlschweiger, sein Mandat übernehmen. Er möchte im Hohen Haus für das Team die Agenden EU, Medien, Wissenschaft und Jugend übernehmen – und bei der burgenländischen Landtagswahl im Frühjahr 2015 als Spitzenkandidat kandidieren.

Die schwierigste Aufgabe hat nun Stronach-Klubchefin Kathrin Nachbaur. Die 34-Jährige steht vor den Trümmern der noch jungen Partei. Nach internen Querelen mit den Landesorganisationen in Tirol, Salzburg, Kärnten und Niederösterreich liegt die Partei laut Umfragen nur noch bei ein bis zwei Prozent. Bei der Wahl im Herbst waren es immerhin noch 5,7 %.

Bereuen Sie den Berufskiller-Sager“, wurde Stronach von Ö3-Moderatorin Claudia Stöckl am Sonntag gefragt. „Nein, nein, da frage ich Sie: Sind Sie für Abtreibung? Ist das ein Killer, oder nicht“, entgegnete Parteichef Frank Stronach. Und weiter: „Es wird ein Leben genommen. Wir haben Gesetze, wo Kinder ihr Leben verlieren. (. . .) Die Gesetze müssen besser studiert werden, auch über Abtreibung und auch über Berufskiller. Die Gesetze müssen für Berufskiller verschärft werden, und auch über Abtreibung (. . .).“

Wütend reagiert SP-Mandatarin und ÖGB-Frauenvorsitzende und -Vizepräsidentin Sabine Oberhauser: „Bei seinem Abschiedsinterview hatte Stronach nochmals die Möglichkeit, einige seiner Aussagen zu revidieren. Diese Möglichkeit hat er nicht genützt, im Gegenteil. Durch seine Forderung nach der Todesstrafe für Berufskiller und Abtreibung, lässt er die Zuhörer einmal mehr sprach- und fassungslos zurück.“

Auf Stronachs Nachfolgerin Kathrin Nachbaur komme auch angesichts anderer Aussagen aus dem Team eine große Herausforderung zu, meint Oberhauser: „Sie wird die gesellschaftspolitischen Vorstellungen ihrer Partei an die gegenwärtige Realität annähern müssen.“