Konflikt im Stift Lilienfeld, weil Mönch für die FPÖ auftritt
Von Martin Gebhart
Der Intensivwahlkampf hatte gerade begonnen, da sorgte ein Plakat von Bundesparteiobmann Herbert Kickl und der FPÖ für Aufregung. Groß ist da ein abgewandelter Satz aus dem Vaterunser zu lesen: "Euer Wille geschehe". Eine wohl bewusste Provokation der Freiheitlichen, die natürlich in der Kirche für Ärger sorgte. Die erste Reaktion kam von Abt Pius Maurer aus dem Stift Lilienfeld in Niederösterreich.
Er bezeichnete es als "geschmacklos", dass dieser Satz aus dem wichtigsten Gebet der katholischen Kirche für Wahlwerbung herhalten muss. Und: "Die Kirche ist grundsätzlich friedlich, dennoch soll sie sich in unserer Heimat nicht alles gefallen lassen müssen. Wie die taktlose Benützung eines Gebets- und Bibelzitats für Parteipropaganda."
Mönch wirbt für die FPÖ
Umso erstaunter waren vor wenigen Tagen die Besucher einer Wahlkampfveranstaltung der FPÖ in Wilhelmsburg bei St. Pölten, als dort ein Mönch aus dem Stift Lilienfeld für die Blauen war. Pater Justin Minkowitsch warb für die FPÖ, weil sie für den Lebensschutz eintrete. Er bezeichnet die Freiheitlichen als einzige "nennenswerte Partei - und das ist für uns als Kirche auch maßgeblich - die für den Lebensschutz einsteht. Wo es nicht nur um Kröten geht, die über die Straße gehen".
Bei dieser Wahlkampfveranstaltung war auch FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker dabei, der in Richtung Abt Pius ausrichten ließ, dass auch die FPÖ friedliebend sei. Auf unzensuriert.at wurde Pater Justin nach dem Auftritt sogar als Mut-Pfarrer bezeichnet.
Protest gegen den Auftritt
Der Auftritt des Paters löste einige Proteste aus. Daniel Kosak, Pressesprecher von Kanzler Karl Nehammer (ÖVP), postete auf X: "Offenbar ist da ein Pater bei einer FPÖ-Veranstaltung aufgetreten. Wenn das so ist, wäre das eine ziemliche Grenzüberschreitung."
Und wie reagiert man im Stift Lilienfeld auf diesen Auftritt. Noch am Montagabend wurde eine Mitteilung des Abtes auf der Homepage des Zisterzienserstiftes veröffentlicht: "Das Stift Lilienfeld distanziert sich von der Teilnahme eines Paters an einer Parteiveranstaltung. Es handelt sich dabei um eine nicht abgesprochene Privathandlung eines Paters, der weder Pfarrer noch Kaplan ist. Die Kirche gibt grundsätzlich keine Wahlempfehlung für irgendeine Partei ab. Das gilt natürlich auch für die Patres im Bereich des Stiftes Lilienfeld." Wie das interne Gespräch zwischen dem Abt und seinem Mitbruder verlaufen ist, davon wurde vorerst nichts bekannt.