Rendi-Wagner wirbt für Unterstützung des Frauenvolksbegehrens
Mittwochmittag bei der U-Bahnstation Landstraße, Wien-Mitte: Junge SPÖ-Frauen lassen bunte Luftballons steigen, manche teile Flyer und Kugelschreiber aus, sie versuchen Passanten zu überzeugen, das Frauenvolksbegehren zu unterschreiben.
Dann braust Jubel auf, die neue SPÖ-Chefin
Pamela Rendi-Wagner kommt. „Was ist da los?“, fragt ein älterer Herr. „Es geht um gleiche Rechte für Frauen“, klärt ihn eine Aktivistin auf. Er antwortet beruhigt: „Ich habe schon unterschrieben, ich finde das Volksbegehren richtig.“
Ein anderer mischt sich ein: „Frauen sollen Frauen bleiben. Man darf ihnen nicht die Weiblichkeit nehmen.“ Ein Disput beginnt, den ein SPÖ-Funktionär rasch mit der Bemerkung „Das werden wir jetzt nicht ausdiskutieren können“ beendet.
Applaus für Rendi-Wagner
„Ich bin eine ganz starke Unterstützerin des
Frauenvolksbegehrens, und ich habe schon unterschrieben“, sagt Rendi-Wagner zum KURIER. „Ich will, dass unsere Töchter die gleichen Chancen auf gleichen Lohn und gleiche Bildung haben. Noch immer verdienen Frauen in Österreich 22 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen, die Frauen erhalten 44 Prozent weniger Pension. Das ist nicht fair“, erklärt die designierte SPÖ-Vorsitzende. „Wenn wir in diesem Tempo weitermachen, schließt sich die Lohnschere frühestens 2050. Wir müssen jetzt aktiv werden, nicht morgen“, betont Rendi-Wagner.
Auf die von manchen Frauen geäußerte Kritik, das Volksbegehren nicht zu unterschreiben, weil die Forderungen unrealistisch seien, erklärt Rendi-Wagner: „Ja, manches hat einen perspektivischen Charakter. Uns geht es um Geschlechtergerechtigkeit“, Dutzende applaudieren.
Zum Auftritt der Parteichefin kam auch die Vorsitzende der Sozialistischen Jugend (SJ),
Julia Herr. „Seit mehr als 100 Jahren fordern wird schon gleichen Lohn für gleich Arbeit.“ Auch sie weist das Argument, die Anliegen des Frauenvolksbegehrens seien realitätsfern, zurück: „Es geht um das große Ganze. Wir haben noch nicht alles erreicht. Für Veränderungen müssen wir die Leute hier auf der Straße überzeugen. Ich erwarte mir auch von ÖVP- und FPÖ-Frauen, dass sie sich solidarisch zeigen“, sagt Herr.
Ein Anliegen ist der SJ-Vorsitzenden der „freie Zugang zu den Hochschulen“. Studiengebühren würden besonders Frauen aus Arbeiterfamilien benachteiligen.
Nach dem Volksbegehren erwartet sich Herr, dass die Regierung die Forderungen des Volksbegehren auch umsetzt. Bis zum 8. Oktober können Wahlberechtigte das Frauenvolksbegehren unterschreiben.