Politik/Inland

Grubesa: "Niemand wollte die Kommission leiten"

Seit Juni ist sie der breiten Öffentlichkeit bekannt: Michaela Grubesa. Als Leiterin der SPÖ-Wahlkommission verkündet sie beim außerordentlichen Parteitag der Sozialdemokraten den neuen Parteivorsitzenden Hans Peter Doskozil - zwei Tage später ihren eigenen Rücktritt. 

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Die Stimmauszählung stimmte - wie mehrfach berichtet - nicht. Der Nachfolger von Pamela Rendi-Wagner ist laut korrektem Mitgliedervotum Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler

Der Fehler sei, so Grubesa im Interview mit der Kronenzeitung, in der Excel-Tabelle entstanden. "Leider war der Excel-Sheet auf eine falsche Formel eingestellt." Dass sie und die Kommission das Ergebnis nicht vor Ort in Linz, sondern erst Tage später in Wien nachgeprüft haben, dafür "trage ich die Gesamtverantwortung, deshalb bin ich zurückgetreten".

Dem Ungemach nicht genug gibt es nun eine anonyme Anzeige gegen Grubesa.

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Der Vorwurf: Grubesa soll Doskozil wider besseres Wissens zum Sieger erklärt haben. 

"Die Geschichte ist total erfunden", sagt Grubesa im Interview. Sie vertraue auf die Justiz. "Sie wird sicher kein Ermittlungsverfahren einleiten, weil das einfach nicht passiert ist." Auch habe sie sich keinem ehemaligen SPÖ-Minister anvertraut. "Manchmal rauche ich eine mit dem Kunasek (Mario Kunasek, FPÖ-Chef in der Steiermark und ehemaliger Verteidigungsminister), aber der ist von der FPÖ.!"

Seit dem Super-Gau für die SPÖ und sich selbst als Person werde sie bedroht und beschimpft, als "dumme Kuh" bezeichnet, die "zu blöd zum Auszählen" sei. Dass die anonyme Anzeige und die Anschuldigungen aus den eigenen Reihen kommen könnten, das will Grubesa nicht glauben. "Dass sie aus der eigenen Partei kommen, möchte ich mir gar nicht vorstellen." Wiewohl sie davon ausgeht, dass derzeit noch "alte Rechnungen" beglichen werden. 

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Warum Grubesa die Leitung der Wahlkommission überhaupt übernommen hat, da ihr Lebensgefährte Max Lercher ein Doskozil-Unterstützer ist und ihr daher von Anfang an mangelnde Äquidistanz unterstellt wurde?

"Ich hatte als Stellvertreterin gar keine andere Möglichkeit, als die Kommission zu übernehmen, nachdem Harry Kopietz zurückgelegt hat." Grubesa sei gemäß der Statuten gar dazu verpflichtet gewesen. "Niemand wollte in der Phase der Mitgliederbefragung die Kommission leiten." 

Die SPÖ-Politikerin verwehrt sich im Krone-Interview gegen den Vorwurf der Befangenheit wegen Lercher. Es ärgere sie, als "bessere Hälfte" angesprochen zu werden "sowohl politisch als auch privat".  Die Situation sei für sie und ihre Familie jedenfalls nicht leicht.

Aus "feministischer Sicht" findet Michaela Grubesa es "wahnsinnig schade, dass wir keine Frau mehr an der Spitze haben".