Politik/Inland

Nach SPÖ-Leak: Prominenter Meinungsforscher tritt zurück

Keine 48 Stunden nachdem Bekanntwerden eines SORA-Strategiepapiers für die SPÖ zieht sich Günther Ogris aus der SORA-Geschäftsführung mit sofortiger Wirkung zurück, wie das Sozialforschungsinstitut in einer Aussendung schreibt. 

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Darin heißt es eingangs: "Infolge eines von ihm verfassten und versehentlich mit einem großen Adressatenkreis geteilten Dokuments mit Strategiehypothesen zum kommenden Wahljahr legt Günther Ogris seine Funktion als Geschäftsführer von SORA mit sofortiger Wirkung zurück. Christoph Hofinger wird das Institut ab sofort eigenständig leiten und nach strengen Transparenzstandards neu aufstellen."

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Tags zuvor beendete der ORF seine jahrelange Zusammenarbeit mit dem SORA-Institut, das sich für Wahlprognosen und Analysen bei allen National-, Landtags-, Bundespräsidenten- und EU-Wahlen verantwortlich zeichnete. Bis gestern. 

Insbesondere bei Wahlen sind Glaubwürdigkeit und Objektivität in der ORF-Berichterstattung von essenzieller Bedeutung, auch jeglicher Anschein von Einseitigkeit muss unterbunden werden, so die Begründung. 

27 Jahre bei SORA

"Die Entscheidung, mich nach 27 Jahren mit sofortiger Wirkung aus der SORA-Geschäftsführung zurückzuziehen, bedeutet einen persönlich und beruflich tiefen Einschnitt", wird Ogris in der Aussendung zitiert. "Ich ziehe die Konsequenz aus einem Fehler, den ich sehr bedaure. Meine wichtigste Aufgabe bei SORA war immer meine Rolle als Methodenexperte und als wissenschaftlicher Innovator. Diese Expertise werde ich dem SORA Institut und seinem erstklassigen Team in anderer Funktion auch weiterhin zur Verfügung stellen." 

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Christoph Hofinger unterstreicht die "wissenschaftliche Glaubwürdigkeit und Seriosität von Ogris, die entscheidend dazu beigetragen hat, SORA als international renommiertes Forschungs-Institut zu etablieren." Hofinger habe "größten Respekt für seine Entscheidung, sich infolge eines Fehlers aus der Geschäftsführung von SORA zurückzuziehen".

Weiters geht aus der SORA-Aussendung als Begründung für den nunmehrigen Rückzug von Ogris hervor, das Institut habe "wissenschaftliche Transparenz und Nachvollziehbarkeit immer in den Vordergrund gestellt" und werde diesem Anspruch nun auch organisatorisch gerecht werden. Hofinger werde in den kommenden Wochen zusammen mit dem SORA-Team eine "neue Unternehmensstruktur aufsetzen, die eine strenge und transparente Trennung der Kernkompetenz wissenschaftlicher Sozialforschung für die Öffentlichkeit von anderen Tätigkeiten gewährleistet."