RKI-Protokolle: Rudolf Anschober in der ZIB 2
Von Kristin Butz
Nachdem in Deutschland die RKI-Protokolle des Corona-Krisenstabs ungeschwärzt veröffentlicht wurden, widmete sich die ZIB 2 den österreichischen Pandemiejahren. Zu Gast bei Armin Wolf war der ehemalige Gesundheitsminister Rudolf Anschober von den Grünen.
Konkret ging es um die Begrifflichkeit "Pandemie der Ungeimpften" (September 2021), die aktuell für Aufsehen sorgt. Anschober, der von Jänner 2020 bis April 2021 als Gesundheitsminister tätig war, bezeichnet den Ausdruck als "Fehler". Man vermittelte dadurch eine falsche Sicherheit für Geimpfte. Denn auch Geimpfte konnten sich anstecken. "Vieles lief richtig, vieles lief falsch", erklärt Anschober.
"Wir hatten damals keinerlei Erfahrung in der Art zu kommunizieren"
Man war damals über die gute Wirkung der Impfung überzeugt, was sich auch in den RKI-Dokumenten bestätigte. Manche Maßnahmen erschienen übertrieben, wie der Lockdown für Ungeimpfte. Generell brauche es eine Aufklärung und Aufarbeitung der Pandemiezeit, damit man für zukünftige Krisen besser vorbereitet sei.
Wichtig sei in derartigen Extremsituationen europaweit zu handeln, gemeinsam zu reagieren. Die Europäische Union hat bis heute keinen Handlungsauftrag bei schweren Gesundheitskrisen, erklärt Anschober.
In Österreich herrschte von Anfang eine extrem strenge Linie - auch in der Rhetorik, sagt Wolf. Es wurde Angst geschürt. Anschober rechtfertigt die Kommunikation der Pandemiejahre: "Wir hatten damals keinerlei Erfahrung in der Art zu kommunizieren." Eine wichtige Erkenntnis sei, eher Hoffnung zu geben, statt Angst zu schüren.
Wolf hakt bei den "absurden Regeln und Strafen" nach, die es gab - wenn man sich im Freien auf einer Parkbank traf oder dass die Bundesgärten gesperrt wurden. Damals gab es keine Beweise dafür, dass man sich im Freien hätte anstecken können, führt Wolf fort. Anschober: "Ja, aus heutiger Ansicht waren die Regeln absurd. Aber wir hatten keine Vorbereitung und wurden von der Situation überrollt."
Er habe - im Gegensatz zum Robert-Koch-Institut - immer transparent gehandelt und die österreichischen Protokolle aus seiner Expertenkommission laufend veröffentlicht, um Verschwörungen zu verhindern und die Bevölkerung über unterschiedliche Einschätzungen aufzuklären.
Auch, wenn zu Beginn der Verordnungen zu wenig durch argumentiert wurde, warum Schritte verordnet wurden. "Es war ein Lernprozess", so Anschober. Die Regierung habe immer nach ihrem besten Wissen und Gewissen die Bevölkerung informiert.