Rekordwert: Österreichs CO2-Ausstoß ist 2023 deutlich gesunken
Von Michael Hammerl
Die türkis-grüne Bundesregierung hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, dass Österreich bis 2040 klimaneutral wird. Europa will den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen bekanntlich "erst" 2050 stoppen. Wie weit ist man auf diesem Pfad? "Österreich liegt auf Kurs auf dem Weg zur Klimaneutralität 2040", verkündet Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) bei einer Pressekonferenz mit dem Umweltbundesamt, Donnerstagvormittag.
Laut einer vorläufigen Berechnung des Umweltbundesamtes waren Österreichs Treibhausgasemissionen 2023 rückläufig. Demnach ist der Ausstoß klimaschädlicher Emissionen wie Kohlendioxid (CO2), Methan, Fluorkohlenwasserstoffe oder Lachgas um rund 5,3 Prozent gegenüber 2022 gesunken. Die Daten zeigen für das Vorjahr einen Ausstoß von umgerechnet 69 Millionen Tonnen CO2. Das ist der niedrigste Wert seit den Aufzeichnungen ab 1990.
Trend hat bereits 2022 Rückgang gezeigt
Die finalen Ergebnisse - sie können von den vorläufigen Zahlen abweichen - sollen im Sommer vorliegen. Laut den ersten Erhebungen dürften vor allem aufgrund des sinkenden Erdgasverbrauchs sowie dank Maßnahmen im Verkehrs- und Gebäudesektor Emissionen eingespart worden zu sein.
- Sektoren nach Klimaschutzgesetz: (z.B. Verkehr und Gebäudesektor): -4,6 Prozent (2,1 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent)
- Erdgasverbrauch in der Energieversorgung: -12 Prozent (1,3 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent)
- Produktionsrückgang in Eisen-und Stahlindustrie : -5 Prozent (0,5 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent)
Wie sieht der Trend im Vergleich zu den Vorjahren aus? 2022 lagen die Emissionen bei umgerechnete 72,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent. Nachdem der Ausstoß 2021 gestiegen war, gab es bereits 2022 ein Minus von 5,8 Prozent oder 4,5 Millionen Tonnen CO2.
"Können Kampf gegen Klimakrise gewinnen"
"Mutige Klimapolitik wirkt", meint Gewessler und spricht von einer "herausragenden Nachricht". Ökostrom-Ausbau, Sanierungsoffensiven und das Klimaticket hätten jetzt schon deutliche Effekte. "Wenn wir so weitermachen, können wir den Kampf gegen die Klimakrise gewinnen." Auf Nachfrage betonte sie zum ausstehenden Klimaschutzgesetz, das fixe Einsparungen für Sektoren vorgeben soll: ""Es wird auch ein Klimaschutzgesetz kommen und ich werde weiter darauf drängen."
Günther Lichtblau, Klimaexperte im Umweltbundesamt, spricht ebenso von einem erfreulichen Trend. Er betont aber, dass es nur vorläufige Zahlen seien und noch wichtige Energiedaten fehlen würden. "Wir interpretieren diese Daten aber jetzt schon robust", so Lichtblau. Die Schwankungsbreite schätzt er auf rund einen Prozentpunkt. Es bleibe jedenfalls unbedingt notwendig, viele weitere Maßnahmen zu setzen. "Bis 2030 und 2040 ist noch ein langer Weg", sagt Lichtblau.
Die stotternde Konjunktur, etwa wegen der Rezession in der Baubranche, helfe zwar bei den Einsparungen, so Gewessler auf Nachfrage. Dieser Effekt sei aber nicht groß.
Greenpeace: "Regierung muss noch ordentlich Meter machen"
Jasmin Duregger, Klimaexpertin bei Greenpeace Österreich, zeit sich erfreut, dass die Klimaschutzmaßnahmen greifen würden. "Gleichzeitig muss die Regierung in den letzten Monaten ihrer Amtsperiode noch ordentlich Meter machen, um Österreichs klimaschädliche Gase weiter - wie gesetzlich verpflichtet - bis 2030 zu halbieren", so Duregger. Dazu würden die Gesetze zur Beschleunigung des erneuerbaren Energieausbaus, zum Ausbau von grünem Gas sowie das Klimaschutzgesetz gehören.