Politischer Aschermittwoch: Scharfe Töne zwischen Ried und Klagenfurt
Von Christian Böhmer
Für Herbert Kickl ist es eine Premiere: Nachdem er über Jahrzehnte den Ghostwriter für freiheitliche Parteichefs wie Jörg Haider oder Heinz-Christian Strache gegeben hat, wird der nunmehr selbst zum Parteichef avancierte morgen, Mittwoch, selbst die Hauptrede beim politischen Aschermittwoch übernehmen.
Nach einer pandemiebedingten Pause lädt das Dritte Lager wieder in die Rieder Jahnturnhalle. Und dass Kickl dort einen rhetorischen Rundumschlag gegen die Regierung und die gesamte politische Konkurrenz unternimmt, darf mit einer fast naturgesetzlichen Sicherheit vorausgesetzt werden.
Die Freiheitlichen sind freilich nicht die einzigen, die den Auftakt zur Fastenzeit für politische Brandreden nutzen. Zeitgleich mit Kickl wird Bundeskanzler Karl Nehammer seine Parteifreunde im Kärntner Wahlkampf unterstützen und in der Klagenfurter Messe eine programmatische Rede halten. Als Ehrengast erwartet die ÖVP einen deutschen Parteifreund: den früheren Bundespräsidenten und stellvertretenden CDU-Boss Christian Wulff.
Auch wenn die Tradition des politischen Aschermittwochs aus Bayern und hier insbesondere aus der CSU kommt, lassen es sich in Österreich mittlerweile auch die Mitte-links orientierten Parteien nicht nehmen, an diesem Tag zu Parteiveranstaltungen abzuhalten.
Bereits als Sicherheitssprecher der Grünen wollte der spätere Parteigründer Peter Pilz schon in den 2000er Jahren nicht akzeptieren, dass man den Aschermittwoch "den Rechten" überlässt - konsequenterweise lud er, damals in Salzburg, zu einem kleinen Polit-Aschermittwoch.
Und seit wenigen Jahren organisiert auch Max Lercher, wortgewaltiger Nationalratsmandatar und Chef der SPÖ Obersteiermark West, einen politischen Aschermittwoch im obersteirischen Judenburg. Prominente Vertreter der Sozialdemokratie sind hier schon vor Jahren zu Grundsatzreden angetreten.
Nach SJ-Chefin Julia Herr oder dem Gewerkschafts- und FSG-Boss Rainer Wimmer sind morgen, Mittwoch, die Präsidentin der Arbeiterkammer, Renate Anderl, sowie der Fraktionsführer der SPÖ im ÖVP-Korruptions-U-Ausschuss, Kai Jan Krainer, geladen. Die Reden werden sich inhaltlich sehr deutlich von dem unterscheiden, was in Ried oder Klagenfurt erzählt wird. Aber eines ist an allen Standorten gleich: Es gibt Bier und Hering. Und dazu etwas Musik.