Kurz gegen Abschiebestopp für Asyl-Pflegekräfte in Ausbildung
Von Christian Willim
Eine Trendwende im Bereich der Lehre ortete Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Dienstag bei einem Pressegespräch in einem Innsbrucker Kletterzentrum: "Die Zahlen sind endlich wieder nach oben gegangen." Für Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) muss es künftig auch darum gehen, "Erwachsene in die Lehre zu bringen".
Tirols VP-Landeshauptmann Günther Platter erinnerte einmal mehr daran, dass es in Tirol "einen enormen Fachkräftemangel gibt. Nicht nur im Tourismus, sondern in verschiedenen Branchen".
Pflegenotstand
Auf einen regelrechten Notstand steuert Österreich in der Pflege hin. Über 30.000 neue Kräfte werden in den kommenden zehn Jahren benötigt.
Asylwerber, die eine Pflegeausbildung absolvieren, können jedoch - im Gegensatz zu Lehrlingen - weiter abgeschoben werden. In Tirol regte sich zuletzt anlässlich von zwei derartigen Fällen Protest.
„Wenn Asylwerber abgeschoben werden sollen, obwohl sie eine Ausbildung in einem Mangelberuf absolvieren, dann ist das der falsche Weg“, erklärte Tirols schwarzer AK-Präsident Erwin Zangerl aus gegebenem Anlass via Tiroler Tageszeitung. Er fordert eine generelle Lösung für gut integrierte Asylwerber.
Bei VP-Parteichef Kurz stößt Zangerl damit auf taube Ohren.
Den seit Dezember des Vorjahres geltenden Abschiebestopp für Asylwerber etwa auch auf Pflegekräfte auszudehnen, ist für den Bundeskanzler kein Thema, wie er auf Nachfrage erklärte: "Da gibt es eine geltende Gesetzeslage."
Für den Bundeskanzler steht fest, dass es aufgrund des großen Bedarfs "immer Pflegekräfte aus dem Ausland brauchen wird". Gleichzeitig werde man versuchen, "einen Schwerpunkt auf die Ausbildung zu legen, mit dem Ziel, Menschen in Österreich für Pflegeberufe zu begeistern."
Kurz geht davon aus, dass das "durchaus ein attraktiver Weg für Asylberechtigte sein wird". Für Asylwerber wie Mohammad Haroon Faqiri ist das keine Option. Ihm droht bereits die Abschiebung.
Dabei absolviert der junge Afghane in Innsbruck bereits eine Ausbildung zum Pflegeassistenten. Er gilt als bestens integriert, hat zuletzt aber bereits in zweiter Instanz einen abschlägigen Asylbescheid erhalten, wie Unterstützer erklären. Derzeit läuft eine Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof gegen die drohende Abschiebung.