Die Kanzlerpartei ruft eine "Aufholjagd" aus
Karl Nehammer hat es schon vor Monaten gewusst: Als der Bundeskanzler im Jänner im oberösterreichischen Wels seinen Plan für Österreich präsentiert, bedankt er sich bei EU-Spitzenkandidat Reinhold Lopatka mit einem Satz, der ihm bis heute vorgehalten wird: „Danke, dass du dir das antust!“
Antun? Das klang nicht so, als sei es Ehre oder Vergnügen, die Volkspartei in den EU-Wahlkampf zu führen. Tatsächlich war schon vor Monaten absehbar, dass sich dieser Sonntag für die ÖVP zu einer Denkzettel-Wahl auswachsen würde.
Christian Stocker übte sich in Zweckoptimismus
Als in der Parteizentrale die erste Trendprognose an die Wand geworfen wird, ist es gewiss: Mit einem zweistelligen Minus fällt die Kanzlerpartei von ihrem historisch besten auf das absolut schlechteste Ergebnis bei einer EU-Wahl.
Und den ganzen Abend sieht es danach aus, als würde man das überhaupt schlechteste Ergebnis aller Zeiten bei einer österreichweiten Wahl einfahren.
Am späten Abend wird Parteichef Karl Nehammer diese Erzählung fortführen. „Wir haben die Botschaft verstanden“, sagt der ÖVP-Boss zum Ergebnis.
Und wie geht es weiter?
„Wir müssen den Menschen klar machen, dass wir emotionale Themen wie die illegale Migration und die Über-Regulierung aufgreifen und in Politik gießen“, sagt Nehammer.
Auch an diesem Abend spart er nicht mit Kritik an Herbert Kickl: „Er hat sich zum Verschwörungstheoretiker radikalisiert“. Und er definiert das Wording für die Zukunft: Man sei in einer Aufholjagd. Und für die ÖVP gelte „Gestalten statt Spalten.“