Politik/Inland

EU-Wahl: "Die FPÖ spielt russisches Roulette"

An Holztischen nehmen sie Platz: Die laut ÖVP rund 1.000 Sympathisanten, Funktionäre, Länderchefs und das ÖVP-Regierungsteam, um sich auf den „Endspurt“ im EU-Wahlkampf und den Spitzenkandidaten Reinhold Lopatka einzuschwören. 

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Die ÖVP definiert die Wahl in der Messe Oberwart wie seit Wochen als „Richtungsentscheidung“, versucht anfangs, Bilder der politischen Mitbewerber gleichsam als Negativszenario für sich sprechen zu lassen. Dann spricht Generalsekretär Christian Stocker. Er sieht SPÖ-Chef Andreas Babler sowie FPÖ-Chef Herbert Kickl und dessen EU-Spitzenkandidaten Harald Vilimsky als Gefahr für Europa, das die ÖVP laut Slogan „besser“ machen will.

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Kanzler Karl Nehammer gibt sich hernach auf der Bühne anfangs betont besonnen. Es sei für einen Vertreter der Volkspartei „ganz leicht“ über Europa zu sprechen, für die EU zu kämpfen. 

Nehammer spricht frei, von den Kriegerdenkmälern auf dem Weg zur Veranstaltung, von seinen Großeltern, die den Krieg erlebten, von Charles De Gaulle, dem Schuman-Plan und von der Idee der Union: „Wir machen der Geschichte einen Strich durch die Rechnung.“ Dies sei der Grund, warum die ÖVP für die EU kämpfe. 

Nach Pathos setzt Nehammer einen Punkt und eine Pointe, die das Auditorium lachen lässt. Es sei, mutmaßt der Kanzler, auf der Bühne sich den Schweiß von der Stirn wischend, wohl die „wärmste Halle“, die in „einer der schönsten Gegenden“ zu finden gewesen sei. Wenige Sätze später schwenkt er wieder auf den Ernst der (Nachrichten-)lage, verweist auf das Attentat auf den slowakischen Premier Fico, auf Werte, „die wir verteidigen müssen“.

Dann wird er im Ton lauter, in der Geste größer, spricht viel von Sorgen und Ängsten und von der Verantwortung und dem Selbstverständnis der ÖVP. Ehe Reinhold Lopatka am Wort ist, schafft es Nehammer in seiner 20-minütigen Rede noch, den Koalitionsstreit rund um Renaturierung zu erwähnen, das Subsidiaritätsprinzip zu loben und die Kondition von Marathonläufer Lopatka, auf die er "mit Ehrfurcht und Neid“ blickt. 

Marathonlauf und EU-Zerstörer

Wie zum Beweis wird Lopatka dann in einem Video beim Laufen gezeigt ehe er das Wort ergreift. „Wir alle müssen bis zum 9. Juni laufen und kämpfen“, sagt der ÖVP-Spitzenkandidat. Er erinnert an die anfängliche Kritik an Babler und Kickl und daran, dass es politische Kräfte gebe, die die EU zerstören wollen. "Die FPÖ lebt vom Problem, wir wollen es lösen." Er wolle mit seinem 9-Punkte-Plan für die EU kämpfen, sie bestmöglich vertreten. Denn, so befindet Lopatka, würde es die EU nicht geben, "wir müssten sie gründen und Österreich müsste ein Gründungsmitglied sein". 

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Lopatka erspart dann dem Auditorium, seinen 9-Punkte-Plan auszuführen, wie er sagt - spart dafür aber nicht mit Kritik an Harald Vilimsky und der FPÖ. Über Minuten zerpflückt er die blaue Kritik an der EU und die FPÖ-Positionen innerhalb der EU. "Die FPÖ spielt russisches Roulette. Das schadet den Österreicherinnen und Österreichern." Er selbst definiert sich anders: "Ich habe kein Feindbild von Europa. Ich habe ein Freundbild von der EU! Und wir brauchen Freunde und wir brauchen Europa!" 

Nach 50 Minuten Redezeit kommt der Spitzenkandidat doch wieder kurz auf Sachthemen und die anderen ÖVP-Kandidaten zu sprechen. "Laufen wir", sagt Lopatka zum Ende unter Standing Ovations.

JVP verteilte Lopatka-Comis

Was nicht unterschlagen werden soll: Aus Sicht der Jungen Volkspartei (JVP) steht Loptaka nun vor "Herkules-Aufgaben". Die VP-Jugendorganisation verteilte in Oberwart deshalb eine Broschüro, die den 64-Jährigen als Superheld darstellt.

Die Darstellungen zeigen ihn unter anderem auf einem Wildschwein reitend, um "die Sau der wirtschaftlichen Chancen rauszulassen".

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