Politik/Inland

Österreich fehlen EU-weit die meisten Arbeitskräfte

Wie eklatant ist der Arbeitskräftemangel in Österreich tatsächlich? Offensichtlich sehr: Österreich hatte Ende 2022 im EU-Vergleich die höchste Quote an offenen Stellen: 5,4 Prozent aller Arbeitsplätze waren nicht besetzt. Das zeigt eine Auswertung von Eurostat-Daten durch das Neos Lab. Den zweiten und dritten Platz der Negativ-Wertung belegen Belgien und Tschechien. 

Die wenigsten offenen Stellen – wiederum eher aus Mangel an Arbeitsplätzen – gab es in Spanien, Bulgaren und der Slowakei. 2022 waren in Österreich rund 200.000 Stellen offen, derzeit sind es laut AMS rund 113.000. In Oberösterreich und westlich davon sind jetzt bereits mehr Stellen offen, als Menschen Arbeit suchen. 

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"Krasse" Situation

Laut einer Wifo-Studie, die von der Wirtschaftskammer (WKÖ) in Auftrag gegeben wurde, könnten Österreich aufgrund des demografischen Wandels 363.000 Fachkräfte bis 2040 fehlen – das wäre eine Minus von 150 Milliarden Euro an Steuergeldern. Damit wäre Österreichs Sozialsystem in der aktuellen Form wohl nicht mehr finanzierbar, befindet die WKÖ.

Ob Pflege, Bildung oder Gastronomie: Die Situation sei aktuell bereits „krass“, Österreich sei zum „Land des Arbeitskräftemangels“ geworden, sagt Neos-Wirtschafts- und Sozialsprecher Gerald Loacker.  Neben steuerlichen Begünstigungen und besseren Kinderbetreuungsangeboten sei auch verstärkte Migration ein wichtiger Hebel, um dem Arbeitskräftemangel zu begegnen, meinte Wirtschaftskammer-Generalsekretär Karlheinz Kopf vergangene Woche im KURIER. Die Neos teilen diese Analyse, machen allerdings jahrzehntelange „schlechte Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik“ der ÖVP dafür verantwortlich.

Bürgerbeteiligung

Die Neos haben einen Bürgerbeteiligungsprozess gestartet. Sie wollen Erfahrungen und Ideen von Betroffenen sammeln - und damit "wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung des Arbeitskräftemangels entwickeln", meint Loacker. Die Diskussion ist auf der Website des Neos Lab läuft bis 18. April. "Politik und Sozialpartner müssen handeln, und zwar in vielen Bereichen gleichzeitig, von steuerlichen Anreizen bis zur  Zuwanderung, wenn man die Wohlstandsgefahr wirklich abwenden will", sagt Lukas Sustala, Direktor des Neos Lab.